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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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befestigte Pistole ab, die an der Innenwand des Tresors klebte. Giovanni war zwar kein Experte, konnte aber durchaus mit ihr umgehen. Er steckte sie sich, so wie er es in den amerikanischen Krimis gesehen hatte, hinten in den Hosenbund. Dann schloss er sorgfältig den Laden ab und ging zum Polizeirevier in die Via delle Terme, wo er Zugel getroffen hatte. Hier wollte er mit seiner Suche beginnen.
    * * *
    Giovanni war zu tief in seine Gedanken versunken, als dass ihm aufgefallen wäre, welch dumme Idee es war, mit einem Revolver bewaffnet in ein Polizeirevier zu spazieren; außerdem war er nach wie vor davon überzeugt, dass Kleider Leute machten. Er sah wie ein junger und ehrenwerter Bürger aus, der einfach nur mit einem Polizeibeamten sprechen wollte.
    Wie immer war es der Vize-Kommissar, der die Kastanien aus dem Feuer holen musste. Normalerweise schlug er sich mit wohlhabenden Bürgern herum, die von ihm verlangten, Dienstmädchen, Laufburschen oder Bettler zu bestrafen, nur weil sie ihnen nicht genehm waren.
    »Ich bin Vize-Kommissar Moretti. Was kann ich für Sie tun, Herr …?
    »Volpe, Doktor Moretti, Giovanni Volpe.«
    Na dann schaun’ wir mal, was dieser Volpino will.
    »Vor einiger Zeit habe ich hier einen Ihrer … deutschen Kameraden getroffen«, sagte Giovanni und hoffte damit, seiner faschistischen Gesinnung genug Ausdruck verliehen zu haben, um keinen Verdacht zu erregen. »Er heißt Zugel, Wilhelm Zugel. Nun, ich müsste dringend mit ihm sprechen.«
    »Ich habe seinen Namen noch nie gehört«, antwortete Moretti abweisend.
    Ihr Bastarde, dachte er bitter, ihr kommt in mein Haus, um gemeinsame Sache zu machen. Natürlich erinnere ich mich an dieses Schwein, aber ich werde einen Teufel tun und dir das auf die Nase binden.
    » Aber wir sind uns hier begegnet«, wandte Giovanni ein, »in einem kleinen Büro. Und es waren noch zwei weitere Personen dabei. Für mich wäre es von hoher Wichtigkeit, ihn kontaktieren zu können.«
    Moretti runzelte die Stirn. »Hören Sie, Herr Volpe, warum gehen Sie nicht zum Deutschen Konsulat und fragen dort nach ihm? Es befindet sich im Zentrum. Gehen Sie dort hin, na los, gehen Sie schon! Sie werden sehen, dass Ihnen Ihre Freunde dort bestimmt helfen werden.«
    Giovanni hatte alles falsch gemacht – wieder einmal. Ihm wurde heiß vor Aufregung.
    »Doktor Moretti, es tut mir leid. Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Ich habe keine Freunde im Deutschen Konsulat.«
    »So! Und weshalb kommen Sie dann hierher, um diese Leute hier zu suchen?« Der Vize-Kommissar war mit seiner Geduld am Ende und wurde lauter. »Zuerst machen Sie mit einem Deutschen gemeinsame Sache, einem Kameraden . So sagten Sie doch, oder? Und dann finden Sie ihn nicht mehr. Wie sagten Sie, hieß er? Zugel? Was hält Sie dann noch hier? Gehen Sie nach Deutschland. Dort finden Sie so viele von diesen Nazis, wie Sie wollen. Hier gibt es nur die Bianchi, Rossi, Verdi und Neri! Keinen Zugel! Und nun gehen Sie und lassen Sie mich gefälligst meine Arbeit machen!«
    Unter den neugierigen Blicken der Anwesenden verließ Giovanni wie ein geprügelter Hund das Kommissariat.
    In der Nähe des Polizeireviers lungerten immer noch die beiden Provinzschläger herum.
    »Klaue! Schau mal, der da. Ist das nicht der Typ, den Zugel sucht?«
    Der andere schaute auf und zeigte mit seinem dicken Finger auf Volpe.
    »Wer? Der da?«
    »Nicht mit dem Finger auf ihn zeigen, du Idiot!« Er schnaubte wütend. »Du Blödmann, siehst du, jetzt hat er uns bemerkt! Los, holen wir ihn uns.«
    Giovanni hatte sie wiedererkannt: Der Blonde war unauffällig, aber der andere sah aus wie ein riesiger kahlgeschorener Bär und konnte einfach nicht übersehen werden. Er blieb einen Moment unschlüssig stehen: Er wollte Zugel finden, unter einem Vorwand mit ihm reden und ihn dann umbringen. Ob die beiden ihn zu Zugel führen könnten? Sein Zögern war fatal: Ehe Giovanni reagieren konnte, stürzte sich der Bär auf ihn und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Brutal drängte er ihn in eine kleine Seitenstraße, wo ein schwarzer Fiat geparkt war, den der Blonde bereits gestartet hatte. Der Bär zerrte ihn auf den Rücksitz des Autos, knebelte Giovanni und setzte sich dann auf ihn.

Rom
    Mittwoch, 16. Mai 1487
     
    Fränzchen stand mit gesenktem Haupt da und machte ein unglückliches Gesicht. Sein Vater, Papst Innozenz, hatte ihn noch nie so betreten gesehen. Ob er nur so tat, war nicht wichtig. Für einen Vater war es trotzdem eine

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