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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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gewisse Befriedigung. Sie hätte noch größer sein können, wenn nicht Kardinal Borgia an einem Schreibpult neben ihm gesessen hätte. Er vermutete und befürchtete, dass die dunklen Wolken auf dem Gesicht seines Sohnes von der Anwesenheit des spanischen Prälaten herrührten. In einer Ecke des Audienzsaals stand Kardinalvikar Riario und beobachtete genüsslich die Szene.
    »Ich und der Kardinalvikar haben eine überaus unangenehme Nachricht erhalten, die uns große Sorgen bereitet«, sagte Innozenz streng. »Ein Gefangener ist aus dem Annona-Kerker geflohen, und ein Wächter wurde brutal ermordet. Man fand ihn mit einer Aubergine im Anus. Du bist der Verantwortliche für die Wächter. Was hast du zu deiner Entlastung zu sagen?«
    Wenn er mit seinem Vater alleine gewesen wäre, hätte sich Fränzchen anders verhalten; er hätte vielleicht einen Scherz über die Aubergine gemacht und angemerkt, dass der geflohene Häftling ein Sodomit gewesen war. Aber Borgia hatte seine Augen streng auf ihn gerichtet, und leider war er seit einiger Zeit sehr eng mit seinem Vater befreundet. Das machte Fränzchen Angst und trug gleichzeitig dazu bei, seine Wut nur noch zu vergrößern: Wenn er mit Borgia allein gewesen wäre, hätte er nicht gezögert, ihm sein Schwert mitten ins Herz zu stoßen.
    »Bei meiner Ehre, ich weiß es nicht. Die Einzelheiten sind mir nicht bekannt. Ich weiß nur, dass der Sodomit Girolamo Benivieni, den ich auf Eure Anweisung holen sollte, nicht mehr da war. Ich habe jedoch herausgefunden, dass der Kommandant der Wachen eine große Summe Geldes bei sich hatte. Daraus schloss ich, dass er sich hatte kaufen lassen. Ich habe ihn in die Engelsburg schaffen und foltern lassen. Er hat dann gestanden, dass ihn zwei edle Herren, die Masken trugen, und die er vorher noch nie gesehen hätte, bezahlten. Dann ist er gestorben. Das ist alles, Vater … Eure Heiligkeit.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Nun. Leider ist das Fett, das wir ihm auf die Beine geschmiert hatten, auch auf den Rest des Körpers gelangt. Als wir ihm die Füße anzündeten, um ihn geständig zu machen, hat sich das Feuer auf seinem ganzen Körper ausgebreitet. Nun, so ist er dann bedauerlicherweise gestorben. Ich denke aber, dass er uns alles gesagt hat, was er wusste.«
    Der Papst schaute auf das mächtige Kreuz, das an Kordeln von der Decke hing und den Raum dominierte.
    »Mein Sohn ist wirklich ein Idiot!«, rief er zornig.
    Rodrigo Borgia war irritiert und hörte sich den Tadel seines Vorgängers an.
    »Ist dir klar, mein teures Fränzchen«, sagte der Kardinal mit versteinerter Stimme, »dass du einen schlimmen Fehler begangen hast? Aus Gründen, die du nicht wissen kannst, war dieser Benivieni sehr wichtig für uns. Wir suchen eine überaus gefährliche Schlange, die sich heimtückisch überall verstecken kann. Und weißt du, was eine Schlange am liebsten frisst? Eier. Girolamo Benivieni war unser Ei, unser Köder. Und du hast ihn einfach entkommen lassen.«
    Rodrigo zeigte mit dem Finger so drohend auf Fränzchen, dass Innozenz es mit der Angst zu tun bekam. Mittlerweile kannte er Borgias Zielstrebigkeit und wusste, dass dieser nie leere Drohungen ausstieß. Er machte ein grimmiges Gesicht und wandte sich erneut an seinen Sohn.
    »Der Kardinal hat Recht. Und es ist richtig, dass du für das, was du angerichtet hast, bezahlst.«
    Fränzchen verlor den Boden unter seinen Füßen. Wie konnte sein Vater dem Kardinal so hörig werden?
    »Riario, notiert Folgendes«, befahl der Papst. »Der hier anwesende Fränzchen Cibo muss dem Vatikanstaat innerhalb der nächsten 30 Tage eine Summe in Höhe von hundert Golddukaten zahlen. Dies als Strafe dafür, dass er, allerdings ohne sein direktes Zutun, einen Gefangenen hat entkommen lassen. Habt Ihr alles aufgeschrieben?«
    »Ja, Eure Heiligkeit«, antwortete Riario, ohne den Kopf zu heben, während die Schreibfeder über das Pergament kratzte.
    »Du kannst nun gehen«, sagte Innozenz und hielt seinem missratenen Sohn den Ring zum Kuss hin.
    Rückwärts schreitend und mit gebeugtem Haupt verließ Fränzchen den Saal. Das Einzige, was er während seiner Erzählung verschwiegen hatte, waren die zweihundert Goldmünzen, die er dem Kommandanten abgeknöpft hatte. Er rechnete schnell im Kopf aus, wie viel ihm übrig bleiben würde, nachdem er seine Strafe bezahlt hätte – und alles in allem hatte er trotzdem noch einen guten Schnitt gemacht.
    »Du auch«, sagte der Papst zu Riario. Eilig wurde dieser

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