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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Frauen, welche die Hexereien des Satans verbreiteten, Einhalt zu gebieten.
    Der Malleus Maleficarum verbreitete sich wie ein Lauffeuer und fand täglich neue Anhänger, dass es die rosigsten Erwartungen bei weitem übertraf. Jeder Vertreter des Pontifex in Europa wollte weitere Exemplare haben. Allein nach Spanien wurden über zweihundert Bücher gesandt. Der arme Eucharius Silber Franck, der ohne Bezahlung immer weiter drucken musste, sah sich in die Enge getrieben und floh aus Rom. Vorher hatte er jedoch einem unbekannten Ritter, der ihm einen Siegelring Mirandolas gezeigt hatte, noch ein Exemplar geschenkt. Kardinal Rodrigo Borgia, Vize-Kardinalstaatssekretär der römischen Kurie, bemächtigte sich umgehend der Druckerei, denn er hatte die Wichtigkeit der Erfindung Gutenbergs sehr wohl erkannt.

Rom
    Montag, 11. Juni 1487
     
    Ein adeliges Paar in feiner Kleidung stieg in Begleitung eines Dieners von seinen Rössern und überließ die Pferde einem Stallburschen. Eine gleißende Morgensonne reflektierte die weiße Marmorfassade der San-Sisto-Kirche in der Via Mamurtini. Vor dreihundert Jahren hatte Dominikus von Guzman die antike römische Basilika mit dem alten Kloster Santa Maria in Tempulo vereint und die orthodoxen Tempulinischen Ordensschwestern gezwungen, in den Schoß der Kirche des Okzidents zurückzukehren. Sie brachten enorme Reichtümer mit, die es ihnen erlaubten, ihre Traditionen beizubehalten. Die dominikanischen Regeln hatten ihnen jedoch eine strenge Klausur auferlegt, weshalb das Kloster über die Jahre zu einem diskreten Rückzugsort für adlige junge Damen geworden war. Die Familien dieser Frauen gaben vor, ihre Töchter vor den weltlichen Bedrohungen schützen zu wollen, in Wirklichkeit wollten sie jedoch nur eines: die Besitztümer der Familien zusammenhalten.
    Die drei gingen zu einem Seiteneingang des Klosters und klopften an das polierte Eisentor, das wie ein Edelstein in die Mauer eingefasst war. Das Guckloch des Tores wurde geöffnet, und das Gesicht einer Frau in Nonnentracht kam zum Vorschein.
    »Wir haben die Erlaubnis von Kardinal de’ Rossi, mit einem Ihrer Schützlinge zu konferieren.«
    Durch eine größere Öffnung weiter unten wurde eine dürre Hand ausgestreckt, die sich erwartungsvoll öffnete. Ferruccio übergab ihr das gefälschte Pergament mit Siegel und Unterschrift des Kardinals, dessen Gastfreundschaft Giovanni für lange Zeit genossen hatte. Was die drei nicht wussten: Genau aus diesem Grund war der Kardinal de’ Rossi in Mission nach Palermo entsandt worden. Dort zählte Kardinal Borgia auf den spanischen Statthalter, der de’ Rossi ohne großen Aufwand würde verschwinden lassen. Für Giovanni und Ferruccio zählte allerdings nur, dass er sich dieser Tage nicht in Rom aufhielt.
    Sie mussten eine ganze Weile warten, bis die Nonnen ihre Entscheidung gefällt hatten. Ein kleines schmutziges Mädchen hatte Leonora unterdessen für einen Heller einen Hocker gebracht. Das Alter des abgemagerten Mädchens war undefinierbar, und es humpelte, weil es einen Klumpfuß hatte. Leonora steckte ihr eine Silbermünze mit dem Ebenbild des Papstes zu und bekam dafür ein strahlendes Lächeln geschenkt. Endlich wurde das Tor von einem grobschlächtigen Kerl geöffnet, der die Besucher abweisend musterte, sie dann jedoch eintreten ließ.
    Giovanni, Ferruccio und Leonora folgten ihm durch einen Säulengang, der den Blick auf einen wunderbaren Blumengarten freigab, in dessen Zentrum ein großer Busch mit gelb-grünen Blüten wuchs.
    »Das ist eine Christrose. Sie gehört zur Familie des giftigen Nieswurz. Dieses Exemplar ist eine spät blühende Sorte, die erst im Frühjahr ihre Blüten trägt«, sagte eine Frauenstimme, die nichts Feminines an sich hatte.
    Ferruccio und Giovanni drehten sich um und grüßten respektvoll. Diese Frau musste die Äbtissin des Klosters sein. Leonora grüßte ebenso mit einem leichten Kopfnicken.
    »Die Blüten sind wunderschön, aber sie haben einen abstoßenden Geruch, und sowohl die Blätter als auch die Blüten können tödlich sein, wenn man sie verschluckt. Nun, so ist das mit der Schönheit: Sie ist gefährlich, denn hinter ihr verstecken sich die Sünden, der Schmutz und der Tod.«
    Die Äbtissin ließ die Worte kurz nachhallen, dann stellte sie sich vor: »Ich bin Eufemia Cosmopula und stehe diesem Kloster vor. Wer von Euch ist Ferruccio de’ Capitani?«
    »Ich, ehrenwerte Mutter«, antwortete Ferruccio. »Und das sind meine Gemahlin Leonora und

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