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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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aber niemand war zu sehen. Eilig stieg er in den Wagen, drehte den Schlüssel und ließ die Kupplung kommen. Der Fiat Balilla sprang sofort an, und Klaue raste die Schotterstraße hinunter, eine Staubwolke hinter sich lassend. Eine enge Kurve zwang ihn zu bremsen. In letzter Sekunde konnte er dem Karren ausweichen, der von einem Ochsen gezogen und von einem Bauern mit Heu beladen wurde. Wütend hupte Klaue mehrmals, aber der Bauer schien sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Diese Provokation brachte Klaues Geduldsfaden zum Reißen: Er kurbelte das Fenster herunter und bedrohte den Bauern mit der Pistole. Diese Drohung half – der aufmüpfige Bauer schaffte den Karren eilig von der Straße. Nicht jedoch, ohne sich das Autokennzeichen einzuprägen. Er schaute dem Wagen nach, bis er hinter einer Kurve verschwand, dann drehte er sich um und spuckte auf den Boden.

Rom
    Montag, 16. Juli 1487
     
    Ferruccio traute der Magd nicht. Er befürchtete, dass sie zu viel über ihre Herrschaften ausplauderte, um sich vor ihresgleichen wichtig zu machen. Darum ging er jeden Montag, wie ein einfacher Diener gekleidet, auf den Markt, um Obst und Gemüse, Brot und Fleisch und auf besonderen Wunsch von Leonora den ein oder anderen Blumentopf zu erstehen. Als drei Tage zuvor frühmorgens ein Karren vor dem Haus anhielt, mit Möbeln, Teppichen und zum Schluss mit Girolamo Benivieni beladen wurde, war Leonora sehr beunruhigt gewesen. Giovanni und Ferruccio wussten, dass die Ware samt Poeten auf ein vor der Tiberinsel ankerndes Schiff gebracht wurde, das sich dann zum alten Traianshafen aufgemacht hatte. Dort wurde alles auf die Santa Marta umgeladen, eine kleine Kogge mit majestätischem Rahsegel und einer robusten Reihe von Rudern. Ferruccio war dem Karren in sicherer Entfernung gefolgt, musste sich aber am Hafen zu erkennen geben, um den Kapitän zu bezahlen. Zuvor überzeugte er sich jedoch noch davon, dass Girolamo auch gut in einem der Fässer versteckt war, wenigstens so lange, bis die Zöllner die Ware auf dem Schiff inspiziert hatten. Nach fünfzehn Tagen würde die Santa Marta wieder zurückkehren und der Kapitän sein restliches Geld bekommen, sobald Girolamo seine Ankunft bestätigt hätte. Jetzt blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten.
    Natürlich musste Ferruccio wachsam sein, aber er war der Einzige, der noch auf den Straßen Roms umherstreifen konnte, ohne gleich um sein Leben fürchten zu müssen. Leonora und Giovanni hingegen hatten gute Gründe, sich weder in der Öffentlichkeit zu zeigen, noch in ihrer Klausur entdeckt zu werden. Da die aufgezwungene Isolierung sie zwang, viel Zeit miteinander zu verbringen, war es ihnen mittlerweile zur Gewohnheit geworden, lange Gespräche zu führen und sich Dinge anzuvertrauen, die ihrer Freundschaft eine neue Intensität verlieh. Leonora wollte alles wissen; ihre Neugier war unersättlich, und Giovanni war überrascht und fasziniert zugleich, als sie ihn bat, ihr die Ergebnisse seiner Studien genauer zu erklären. Giovanni erzählte ihr, wie er nach und nach dem Geheimnis der Großen Mutter, dem göttlichen Urprinzip, auf die Spur gekommen war. Leonora war begeistert und belustigt zugleich, dass ganz im Gegensatz zu einem strengen Gott mit Bart eine weibliche Figur der Ursprung von allem sein sollte.
    »Und die Kirche?«, fragte sie skeptisch. »Was hat sie mit der Großen Mutter zu tun?«
    »Die Kirche war ursprünglich eine jüdische, gegen das römische Imperium gerichtete Sekte, die von Paulus von Tarsus geschickt in das Machtgefüge Roms integriert wurde. Über die Jahre wurde das Christentum zur liebsten Religion der Römer. Ende der Geschichte, den Rest kennst du.«
    »Ich weiß, es klingt eigenartig. Aber seitdem wir über die Mutter sprechen, verspüre ich wieder den Wunsch zu beten«, sagte Leonora nachdenklich.
    »Und für was möchtest du beten? Nein, sag es mir nicht. Ich werde es dir sagen: Dass Ferruccio aufhört, sich wie ein Eremit zu benehmen, und um deine Hand bittet.«
    Leonora öffnete die Lippen, konnte aber keinen Laut von sich geben. Sie schloss die Augen, senkte den Kopf und seufzte.
    »Ich habe keinerlei Anrecht auf ihn. Und wahrscheinlich bin ich seiner auch nicht würdig …«
    »Das waren auch Marias Worte – und sie hat den Erlöser geboren. So etwas darfst du nicht einmal denken. Lass dir im Vertrauen sagen, dass ich Ferruccio schon gefragt habe, wann er dich endlich bittet, ihn zu heiraten, denn ich will euer Trauzeuge

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