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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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kokett.
    Ferruccio bot ihr ritterlich den Arm und lud sie ein, sich zu ihm an den Tisch zu setzen. Normalerweise hätte er es nicht abgelehnt, mit ihr in den oberen Stock des Gasthauses zu gehen, in eines der Zimmer, die man beim Wirt für ein paar Heller haben konnte. Nun aber, obwohl er schon lange abstinent war, weilten all seine Gedanken nur noch bei Leonora.
    »Wer bist du?«, fragte ihn das Mädchen.
    »Ein Diener des Schwertes«, antwortete Ferruccio ihr höflich.
    »Das sehe ich«, sagte sie und schaute dabei mehr auf seine Beinkleider als auf sein Schwert.
    »Und du?«, fragte er sie, um ihre Aufmerksamkeit umzulenken.
    »Ich diene in den Küchen von Madonna Giulia Farnese.«
    Ferruccio horchte auf und stellte ihr ein Glas Apfelwein hin. Das Mädchen prostete ihm zu und nahm einen Schluck. Vielleicht würde diese Begegnung sich als nützlich erweisen, hoffte Ferruccio. Er musste es nur vorsichtig genug anstellen, damit sie keinen Verdacht schöpfte, sondern munter plauderte.
    »Ah, die schöne Giulia«, sagte er vertraulich, »in Rom spricht man nur noch über sie. Sie soll eine gute Herrin sein, sagt man.«
    »Ja, sie ist in der Tat freundlich und großzügig, obwohl sie noch sehr jung ist. Und wem dienst du?«
    »Den de’ Medici.«
    Ferruccio entschied sich, nahe bei der Wahrheit zu bleiben, falls ihn irgendjemand wiedererkennen sollte.
    »Ich weiß, dass zwischen unseren Herrschaften böses Blut ist«, sagte das Mädchen.
    »Warum? Haben sich die de’ Medici eine Verfehlung gegen Donna Giulia zuschulden kommen lassen?«
    »Aber nein, du bist verrückt!«
    Ferruccio bedeutete dem Wirt, noch mehr Wein zu bringen.
    »Ich wollte damit nur sagen«, fuhr das Mädchen fort, spülte das bittersüße Getränk mit einem Schluck hinunter und rülpste zwanglos, »dass der Liebhaber meiner Herrin den Herrschern aus Florenz nicht sonderlich wohlgesinnt ist.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Ferruccio leise. »Dass Kardinal Borgia einen Krieg gegen die de’ Medici plant?«
    Das Dienstmädchen zuckte mit den Schultern.
    »Von diesen Dingen weiß ich nichts. Ich weiß aber, dass er auf einen von ihnen eifersüchtig ist«, sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund, um ein gemeines Lachen zu verbergen.
    »Eifersüchtig?«, fragte Ferruccio neugierig und hoffte, dass sie weiterplauderte. Wenn es sich allerdings nur um einen Gehörnten handelte, konnte er es auch bleiben lassen, ihr weiterhin Apfelwein zu spendieren, denn die Eskapaden der jungen Adeligen interessierten ihn nicht. Sein Instinkt riet ihm jedoch weiterzumachen.
    »Du musst wissen«, sagte das Dienstmädchen leise und legte ihre Brüste auf dem Tisch ab, »meiner Herrin gefällt ein edler Herr aus der Fremde. Ich weiß nur, dass er blond wie eine Madonna sein soll und dass er, wie man munkelt, dem Hause de’ Medici angehört. Wie ich hörte, will ihn der Kardinal verschwinden lassen.«
    Ferruccio hatte noch nie eine blonde Madonna gesehen, aber er bot dem schwatzhaften Mädchen weiteren Apfelwein an.
    »Sag bloß!«, sagte er und streichelte ihr mit einem Finger über die pummelige Wange. »Und das alles nur, weil er ihr ein bisschen gefällt – dann müsste ich für deine schönen Augen alle hier im Raum umbringen.«
    Sein galantes Kompliment ging nicht ins Leere – das Mädchen strahlte und befeuchtete sich eifrig die Lippen. Der Apfelwein hatte ihre Zunge gelockert.
    »Du weißt, wie man mit Frauen spricht«, sagte die kleine Schöne, »nicht wie diese Bauerntölpel hier. Also, eigentlich dürfte ich dir das alles nicht erzählen. Da gibt es noch etwas. Komm näher.«
    Ihre Lippen waren den seinen ganz nahe, und Ferruccio hoffte inständig, dass das Mädchen nicht weitergehen würde.
    »Dieser Jüngling hat wohl ein Geheimnis entdeckt, das für die Kirche sehr wichtig ist.« Sie sah ihn mit großen Augen an und schlug sich dann die Hand vor den Mund. »Bei Gott, gewisse Dinge sollte ich wirklich nicht erzählen.«
    »Du kannst mir vertrauen«, raunte Ferruccio und wickelte sich eine ihrer Locken um den Finger, »ich bin es gewöhnt, Geheimnisse für mich zu behalten.«
    »Mehr weiß ich nicht, aber meine Herrin grämt sich wegen seines Schicksals.«
    »Kennst du seinen Namen?«
    »Du willst ihn doch nicht warnen?« Das Mädchen zuckte sofort zurück.
    »Nein, sei beruhigt. Alles, was du mir erzählt hast, bleibt in meinem Herzen.«
    Jede weitere Frage hätte sie alarmiert, weshalb Ferruccio es gut sein lassen wollte. Das Mädchen sah so

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