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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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verängstigter Mönch, der von zwei seiner Schergen herbeigezerrt worden war. Er hatte ein blaues Auge und einen schwarzen Fleck darunter, der aussah wie ein Kohlestrich. Fragend schaute der Kardinal seinen Mann an.
    »Er wollte nicht vor Euch erscheinen, Eure Eminenz, daher mussten wir ein bisschen nachhelfen.«
    Der Mönch stürzte auf die Knie, und dabei rutschte ihm die Kapuze über den Kopf.
    »Gnade, Monsignore, Gnade für Euren demütigsten Diener!«, jammerte er. »Ich habe noch nie jemandem etwas zu Leide getan, ja, nicht einmal eine Frau habe ich berührt! Immer habe ich im Gebet und in Verehrung für unseren Herrn gelebt! Gewährt mir das auch weiterhin, Monsignore!«
    »Amen«, sagte der Kardinal und wandte sich an den anderen Schergen.
    »Was macht dieser Mann Gottes hier?«
    »Ich habe in den Kirchen gesucht, mein Herr. Denn dort finden gewöhnlich diejenigen Zuflucht, die sich zu verstecken wünschen. Und als ich mit diesem Mönch sprach, erfuhr ich, dass er vor zwei Monaten zu einer Letzten Ölung gerufen wurde. Es handelte sich um einen florentinischen Edelmann, der aufgespießt worden war.«
    »Nichts Ungewöhnliches.«
    »Nun, dies geschah im Kloster von San Sisto.« Der Mann sah, dass der Kardinal aufmerksam wurde, und fuhr selbstsicher fort: »Aber das ist noch nicht alles. Der Tote war Giuliano Mariotto de’ Medici, der Gemahl von Margherita. Und selbige war, so wird jedenfalls gemunkelt, die Geliebte von ebendiesem Grafen von Mirandola.«
    »Bei Gott!«, rief Borgia aus und lähmte den vor Ehrfurcht erstarrten Mönch. »Sprich«, schrie er, packte ihn an den Schultern und zwang den Mönch dabei, ihm in die Augen zu sehen, »was weißt du noch?«
    »Sprich! Das hat dir der Kardinal befohlen«, der Scherge verpasste dem Mönch einen solchen Tritt in den Hintern, dass dieser zwar nicht zu Boden fiel, aber den Ernst der Lage durchaus erkannte.
    »Ich schwöre bei der Madonna, dass ich nicht mehr weiß.«
    »Du fluchst, mein Mönch.«
    Der eisige Blick des mächtigsten Mannes von Rom, der vielleicht noch mächtiger als der Papst war, durchdrang ihn bis ins Mark, und der Mönch spürte, dass er sich leider in die Hosen gemacht hatte. Zur Angst gesellte sich nun auch noch die Scham.
    Der Kardinal war angewidert: »Bei Gott«, wiederholte er, an seinen Schergen gewandt, »er hat sich in die Hosen geschissen.«
    Aber der Mönch war nicht mehr in der Lage zu sprechen.
    Borgia verlor die Geduld und herrschte den verstörten Bediensteten an: »Was hat er dir sonst noch erzählt? Mach endlich den Mund auf!«
    »Nicht viel mehr, Eure Eminenz, aber bevor ich ihn hierherbrachte, war ich in dem Kloster, in dem der Vorfall geschah, und habe dort nachgeforscht.«
    Der Mann blieb regungslos stehen und genoss die Befriedigung, die er seinem Herrn gleich bereiten würde.
    »Ja und?«
    »Ich habe die Äbtissin des Klosters befragt. Sie hat mir gestanden, dass de’ Medici, der dann im Kampf das Nachsehen hatte, von zwei Männern angegriffen wurde. Einer von ihnen war hochgewachsen und trug einen Spitzbart. Er hat wohl einen der Söldner, der den Toten begleitete, in die Flucht geschlagen.«
    »Und der andere? Beschreibt ihn mir.«
    »Jung, kleiner, mit Bart und schwarzen Haaren.«
    »Das passt nicht …«
    »Vielleicht hat er sich verkleidet.«
    »Ja, das könnte sein …«
    »Aber da ist noch etwas, Monsignore.«
    »Bei Gott und allen Heiligen, was hast du erfahren? So lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Die Äbtissin hat mir erzählt, dass eine Frau dabei war.«
    »Die Geliebte! Margherita!«
    »Nein, das glaube ich nicht, Eure Eminenz, sie scheint gestorben zu sein.«
    Rodrigo strich sich sanft über die Nase. Auf der Suche nach einer Antwort wanderten seine Augen flink zwischen seinen Dienern, dem Mönch und den glänzenden Marmorböden hin und her. Dann hob er den Zeigefinger seiner rechten Hand, an dem er einen monströsen Rubin trug.
    »Aber du bist dir nicht sicher, sagst du?«
    »Nein, Eure Eminenz.«
    »Schluss jetzt. Wir haben keine Zeit mehr. Nun wissen sie, dass wir sie suchen, und die Breve von Innozenz ist vollkommen nutzlos. Ab jetzt übernehme ich das Kommando und befehle euch: Findet dieses Trio und unterrichtet jeden, dass der Graf nun ein anderes Aussehen hat. Bart und schwarzes Haar statt der blonden Lockenpracht.«
    »So geschieht es.«
    »Ich werde einen sofortigen Haftbefehl erlassen. Es ist keine Zeit mehr für Scharmützel und Intrigen. Ich will Mirandola hier, tot oder

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