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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Torquemada, diesem Wahnsinnigen, zugestimmt und der Krone erlaubt, zwei Drittel aller konfiszierten Reichtümer der spanischen Juden zu behalten. Das sind Zehntausende!«
    »Die Hälfte von einem Drittel geht in die Kassen der Kirche.«
    »Spielt nicht mit irgendwelchen Zahlen. Die Inquisition soll Frauen und Hexen verfolgen und nicht die Juden.«
    »Die Frauen haben allerdings kein Geld, die Juden sehr wohl.«
    »Ihr vergesst unser Ziel. Wir wollen das Bild der Frau, die weibliche Essenz, zerstören.«
    »Dafür sind die Scheiterhaufen in Deutschland und hier ausreichend. Wir brauchen auch das Gold.«
    »Das stimmt zweifellos, aber Gold ist nicht alles.«
    Borgia verlor die Geduld. Er spürte, dass Innozenz nicht nachgab, und holte zum letzten Schlag aus.
    »Was hat Euch Isabella im Gegenzug für diese Vereinbarung versprochen?«
    »Nichts.«
    Borgia packte Innozenz am Arm und drückte zu. Er stieß ihn unter das dichte Blattwerk eines Mirabellenbaums in eine Ecke. Seine Stimme war scharf, als er ihm drohte: »Nehmt Euch in Acht, Giovanni, wir haben einen Pakt miteinander geschlossen. Fordert nicht meinen Zorn heraus und beleidigt nicht meine Intelligenz!«
    Innozenz schwitzte sichtbar, und dies nicht nur wegen der Hitze. Rodrigo packte ihn noch fester am Arm.
    »Sie hat versprochen, meinem Sohn Cristoforo zu helfen«, ächzte der Pontifex zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Rodrigo war perplex.
    »Erklärt mir das.«
    »Seit Jahren sucht Cristoforo Geldgeber für seinen Plan. Er ist davon überzeugt, dass es zwischen Europa und Asien noch einen weiteren Kontinent gibt, der auf dem Seeweg erreichbar ist. Und Spanien ist das nächstgelegene Festland, um abzulegen.«
    »Und?«
    Innozenz holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn.
    »Lasst meinen Arm los. Man beobachtet uns«, zischte er, worauf Rodrigo sofort von ihm abließ. »Königin Isabella«, fuhr Innozenz dann fort, »wird ihm alles zur Verfügung stellen, was er braucht. Sie wird ihm eine Flotte geben und den Gouverneursposten über alle Länder, die er im Namen des Königreiches von Kastilien und Aragoniens einnehmen wird.«
    »Ihr seid vollkommen wahnsinnig! Warum habt Ihr solch einem Handel zugestimmt?«
    »Ich konnte nicht anders. Mein eigener Bastard hat mich erpresst!«
    Die Stimme Innozenz’ hatte einen weinerlichen Ton angenommen. Rodrigo Borgia befahl einem Diener, zwei Stühle zu bringen. Der Papst ließ sich sofort auf einen fallen.
    »Ich verstehe nicht … Ihr gewährt solch enorme Reichtümer wegen einer Erpressung … worum handelt es sich?«
    »Cristoforo weiß alles oder, besser gesagt: er ahnt es. Versteht Ihr nicht? Ich habe es für die Kirche getan, und ich musste es tun, sonst wären wir alle am Ende gewesen.«
    »Was weiß Cristoforo?«, fragte Rodrigo eisig.
    »Er weiß um die geheimen Thesen von Pico.«
    Der Papst erzählte alles und versuchte seinem Vize-Kardinalstaatssekretär zu erklären, warum er Cristoforo um Hilfe gebeten hatte und wie er diesen mit den Briefen für alle europäischen Häupter belohnt hatte, wie er jedoch weiter von Cristoforo erpresst wurde, weil dieser seinen Plan vervollständigen wollte.
    »Ich habe verstanden«, sagte Rodrigo und versuchte, seine Gedanken neu zu ordnen. »Sagen wir, solange er noch nicht abgereist ist, haben wir unsere Ruhe. Er braucht Gelder und eine Flotte. Wir können noch eins tun: Isabella sagen, dass sie ihn hinhalten und weiter auf die Folter spannen soll. Obwohl ich eine viel bessere Idee hätte, wie wir ihn quälen können! Das wird auch ihr zugutekommen. Und wir haben ausreichend Zeit, um den Grafen und seine Ideen verschwinden zu lassen. Damit dürfen wir aber nicht mehr länger warten. Hat er Euch seine Verteidigung bereits gesandt?«
    »Ja, es ist ein kurzer Text und überheblich noch dazu. Apologie hat er ihn genannt, und er widerspricht allen Anschuldigungen.«
    »Sehr gut. Lasst ihn rufen und sagt ihm einen gerechten Prozess und freies Geleit zu. Wir müssen ihn hier in Rom haben, sofort.«
    Der Papst nickte, stand auf und ging langsam davon.
    Rodrigo blieb sitzen und schaute ihm nach. Innozenz ließ die Schultern hängen, und das Gehen fiel ihm offensichtlich schwer. Vielleicht würde er sich ja mit Cristoforo einigen können – möglicherweise würde es jedoch notwendig werden, auch seinen Vater auszulöschen. Es wäre sicher möglich, den Verlauf der Krankheit, an der Innozenz litt, zu beschleunigen, sollte sie ihn nicht schnell genug ins Grab bringen. Rom

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