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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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und die Kirche brauchten endlich einen neuen Papst, der energischer, intelligenter und mächtiger war und besser auf die Feinde der Kirche achten würde. Rodrigo stand auf. Der neue Gesalbte des Herrn war bereit.

Rom
    Montag, 6. August 1487
     
    Die Mitteilungen des Pontifex wurden in der Basilika angeschlagen. Ob es sich um eine päpstliche Breve oder Bulle handelte, stand in jedermanns eigenem Ermessen, je nachdem, wie wichtig er die Mitteilung fand. Auf jeden Fall musste jeder Bürger den Inhalt des Dokuments kennen, auch wenn er weder lesen noch schreiben konnte. Für einen kleinen Obolus erklärten daher die anwesenden Schreiberlinge den Menschen, was in den Direktiven des Papstes zu lesen stand. In der Breve des Vortages hatte Papst Innozenz erklärt, dass die Neunhundert Thesen von Graf Giovanni Pico della Mirandola ketzerisch und schädlich seien, und verbot ab sofort deren Lektüre und Verbreitung. Ferner forderte er Mirandola, der die Inhalte in einer nicht näher beschriebenen Apologie verteidigt hatte, auf, sich dem verständigen und verzeihenden Papst anzuvertrauen. Mit der aufrichtigsten Beteuerung, dass im Falle seines persönlichen Erscheinens niemand wagen würde, das Leben oder die Unversehrtheit des Grafen zu gefährden. Im Namen des Herrn.
    Unter dem Eindruck dieser Versprechen gab Leonora der Dienerschaft in der Via Veio Anweisungen, alsbald das Reisegepäck vorzubereiten.
    »Übermorgen reisen wir ab. Das Schiff hält in Livorno, und von dort aus wird es nicht schwer sein, eine Möglichkeit zur Überfahrt nach Genua zu finden. Bist du sicher, dass du nicht mit uns nach Florenz kommen möchtest?«, fragte sie Giovanni eindringlich.
    »Nein, das ist der einzige Weg, der mir bleibt, um meine Thesen doch noch vorzustellen. Nächstes Jahr wird Charles von Valois die Regentschaft in Frankreich übernehmen, und er hat keinerlei Furcht vor dem Papst. Außerdem ist er ein enger Verbündeter der de’ Medici, obwohl seine politischen Intentionen geheimnisvoller als die Chaldäischen Orakel sind. Paris ist meine letzte Hoffnung.«
    »Paris kann warten. Brauchst du dazu nicht das Buch? Wenn wir in Florenz sind, könnten wir …«
    »Nein, Ferruccio, das Buch muss von dir gehütet werden, und du darfst nicht einmal mir offenbaren, wo du es versteckst. Wenn ich nichts weiß, kann ich es auch nie verraten, geschehe, was da wolle. Ich erinnere mich an jeden Satz und jedes Wort, das ich geschrieben habe.«
    »Du und dein Gedächtnis! Eines Tages musst du mir dein Geheimnis verraten!«
    »Ich habe weder vor dir noch vor Leonora Geheimnisse. Ich bitte dich nur, mit eurer Vermählung bis zu meiner Rückkehr zu warten. Ich möchte dabei sein.«
    »Das wirst du – denn in jenem Moment werde ich die Unterstützung eines wahren Freundes brauchen!«
    Im selben Augenblick erschien Leonora, zerzaust und mit gerötetem Gesicht.
    »Giovanni, verzeiht, aber ich kann es nicht allein. Euer Sekretär ist voller Papiere, und ich weiß beim besten Willen nicht, ob ich sie alle zusammen einpacken soll oder einzeln sortiert.«
    »Ich komme schon, Leonora, und danke für alles, was du für mich tust.«
    »Ich kann es kaum erwarten abzureisen … mit meinem Bräutigam«, sagte sie und strahlte Ferruccio an.
    Dieser ging auf sie zu und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, aber sie wich lachend zurück.
    »Wenn Ihr nicht gewesen wärt«, sagte sie zu Giovanni, »hätte dieser Jüngling so lange gewartet, um mir seine Liebe zu erklären, bis ich alt und hässlich geworden wäre.«
    »Das ist nicht wahr«, protestierte Ferruccio, »es ist nur, dass … ich an solche Dinge nicht gewöhnt bin.«
    »Das will ich doch hoffen! Wie vielen Frauen vor mir hast du deine Liebe erklärt?«
    Ferruccio protestierte erneut, aber sie legte ihm zwei Finger auf den Mund.
    »Nein, sag mir nichts. Ich könnte vor Schmerz und Eifersucht vergehen. Ich lasse euch nun mit euren Disputen allein und streite mich nebenan weiter mit der Dienerschaft.«
    Beide sahen sie mit ähnlicher Zuneigung, aber unterschiedlichen Gefühlen an.
    »Du kannst dich wahrlich glücklich schätzen, Ferruccio, denn Leonora ist eine wundervolle Frau«, sagte Giovanni aufrichtig.
    »Ja, das meine ich auch. Sie wird eine perfekte Ehefrau und Mutter sein.«
    »Wie ich sehe, hast du die besten Absichten. Aber nimm dich in Acht, wenn du in Florenz bist. Der Hof ist tolerant, aber die Kirche dafür umso weniger. Girolamo, ich meine: Savonarola, toleriert nicht einmal eine Berührung

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