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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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zwischen Ehemann und Eheweib, die nicht der Zeugung dient. Sieh dich vor, dass ihr bei der Vermählung nicht zu dritt seid.«
    »Über diese Dinge habe ich mit Leonora nie gesprochen«, sagte Ferruccio. »Ich warte, dass sie es tut.«
    »Eine verliebte Frau kennt keine Hindernisse und Verbote. Ich habe beinahe den Eindruck, dass du sie im Zaum halten musst und nicht umgekehrt.«
    * * *
    »Jetzt hör’ endlich auf, Tränen zu vergießen, es wird nicht das erste und auch nicht das letzte Mal sein!«
    »Aber er war anders, ich habe die Aufrichtigkeit in seinen Augen gesehen!«
    Cecia rupfte ein Huhn nach dem anderen und riss dermaßen an den Federn, dass sie gleich die ganze Haut mit abriss.
    »Und pass besser auf, die Herrin hat heute Abend Gäste. Reiß den Viechern nicht die ganze Haut weg!«
    Aber Cecia schien die Köchin gar nicht zu hören, der sie eigentlich zu Diensten sein musste. Mit tränenverschleiertem Blick und der Wut, die sie im ganzen Körper verspürte, setzte sie ihr zerstörerisches Werk mit dem armen Federvieh fort. Zum Glück waren die Tiere schon tot, dachte die Köchin, als sie beobachtete, wie Cecia ein ganzes Hühnerbein samt Federn ausriss.
    »So, nun ist aber Schluss«, schimpfte sie und nahm dem Küchenmädchen das halb gerupfte Huhn aus der Hand. »Wenn du dich an ihm rächen willst, dann geh in den Hof und dreh den Hühnern den Hals um, hier werde ich weitermachen.«
    Cecia ging schnaubend in den Hühnerstall und griff nach einem Hähnchen. Das Tier hatte nicht einmal mehr Zeit, einen Laut von sich zu geben – so schnell hing sein Kopf leblos herunter.
    Cecia tat der Köchin leid. Sie näherte sich der Magd, wischte sich die Hände an der Schürze ab und nahm sie tröstend in die Arme.
    »Ihr zwei da, geht an die Arbeit, ihr seid hier nicht zum Tratschen«, schrie sie der erste Koch an, der gerade die Marinade für die Hähnchen vorbereitete. »Hier ist schon alles fertig!«
    »Oh, werdet lieber Pfaffe«, schrie die Köchin zurück, »und seid beruhigt, ich werde schon alles recht machen!«
    Cecia legte ihren Kopf an die Brust der Köchin und schluchzte.
    »Er ist ein guter Mann, verstehst du? Ein feiner Kerl, nicht so wie die Bestien, die ihre Hände überall haben.«
    »Ja, die kenne ich«, sagte die Köchin mit lauter Stimme für die Ohren des Kochs, »manche Männer denken wirklich an nichts anderes.«
    »Er hat mich verhext, ja, genau das hat er getan. Und ich dumme Gans habe ihm auch noch alles Mögliche erzählt! Er hat mich zum Narren gehalten, das hat er getan!«
    »Was hast du ihm denn erzählt? Hoffentlich nicht, dass wir das Fleisch vom Markt weiterverkaufen, oder?«
    Cecia schniefte. »Ach was. Er hat sich doch gar nicht für uns interessiert!«, rief sie aufgebracht. »Er wurde nur ganz närrisch, als ich ihm von diesem Jüngling erzählte, an dem Madonna Giulia Gefallen gefunden hat und den der Kardinal zu Hackfleisch machen will.«
    »Was ist das für eine Geschichte?«
    »Du kennst sie auch. Ich habe sie von Fiammetta, die es von Nerino erfuhr. Oh, ich bin so töricht gewesen! Und dann schmierte mir dieser Kerl auch noch Honig ums Maul: ›Liebste hier und Liebste da‹ und gab mir zu trinken und streichelte mich.«
    »Wo? Da unten?«
    »Aber nein! Das interessierte ihn nicht die Bohne.«
    »Schon gut, aber jetzt hör schon auf, an ihn zu denken. Hier, trockne deine Tränen, mein Kind. Der hat dich wirklich nicht verdient, und vielleicht … gefielen ihm ja sowieso die Burschen!«
    Cecia hörte auf zu weinen und ging zurück zu den Hühnern. Jetzt ließ sie die Tiere erst ein bisschen schreien, bevor sie ihnen, diesmal mit etwas mehr Feingefühl – so wie es sich eben gehörte – den Hals umdrehte. Als die Köchin mit ihrer Arbeit fertig war, redete sie mit Fiammetta, die es Nerino erzählte, der sich seinem Saufkumpan, dem persönlichen Sekretär von Kardinal Rodrigo Borgia, anvertraute.
    * * *
    Zur gleichen Zeit durchkämmten die Spione ganz Rom. Der Befehl war unmissverständlich: Es bestand der begründete Verdacht, dass sich Graf Mirandola irgendwo in der Stadt verbergen würde. Jeder, dem etwas auffiel, musste alles stehen und liegen lassen und sofort Meldung machen. Außerdem sollte auf die Spuren eines Söldners der de’ Medici geachtet werden: Ein hochgewachsener Mann mit Spitzbart. Ein Besucher von Gasthäusern und Schankstuben. Flink mit der Zunge und wahrscheinlich auch schnell mit dem Schwert. Am Nachmittag erschien vor dem mächtigen Kardinal Borgia ein

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