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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Verwünschungen verabschiedet, sobald er außer Hörweite war.
    Sein Vater hatte Fränzchen versprochen, ihn zum Statthalter Roms zu machen, wenn er diesen Auftrag erfolgreich erledigen würde. Diesmal, das schwor er sich, würde er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Außerdem wollte er sich für die Flucht von diesem Benivieni, dem Sodomitenfreund des Grafen, rächen.
    Während die Santa Marta sanft auf der Höhe von Ladispoli segelte und das offene Meer mit frischem Wind suchte, wechselten Fränzchen und seine Mannen in Civitavecchia zum ersten Mal die Pferde. Die Männer hatten die Pferde bis zum Äußersten getrieben, und so erreichte der Trupp mit den päpstlichen Insignien schneller als erwartet den Posten Capalbio. Er war der Sitz von Giovan Battista Orsini, dessen Familie sich stolz gegen die Wahl Innozenz’ gestellt hatte. Der Ritter, mit einer beträchtlichen Anzahl von Männern im Rücken, verweigerte Fränzchen den Pferdewechsel, der sich daraufhin gezwungen sah, sich, seinen Männern und den Tieren eine Ruhepause zu gönnen.
    Am dritten und letzten Tag der Überfahrt hatte die Santa Marta einen ordentlichen Westwind, der sie bis zum Abend gut vorantrieb und das raue Meer nur ab und an über das Heck schwappen ließ. Sie holten die Segel ein und ruderten bis nach Giannutri. Das Gewitter erhellte den abendlichen Augusthimmel; von weitem konnte man unzählige Blitze sehen, die wie ein goldenes Gatter erschienen, das von einem wahnsinnigen Meeresgott auf und zu geschlagen wurde. Eine kleine Galeone, die ihnen gefolgt zu sein schien, zerschellte auf den Klippen am östlichsten Punkt der toskanischen Insel.
    »Wahrscheinlich Piraten«, bemerkte der Kapitän der Santa Marta geringschätzig.
    Fränzchen konnte die Pferde erst in Orbetello wechseln und zu seinem Ärger auch nur zu einem überhöhten Preis – die schwache Republik von Siena musste ihre Schäfchen ins Trockene bringen, denn sie hatte weder Gegner noch Verbündete. Die Santa Marta fuhr weiter an der Isola del Giglio vorbei. Die Reitertruppe kämpfte sich durch die Sümpfe, die hinter Castiglione lagen, und musste schließlich noch einen Umweg über die Küste reiten. Durch das mühsame Reiten im Sand verloren sie zusätzlich wertvolle Zeit. Von einer Sanddüne aus konnte Fränzchen am Horizont ein Schiff mit einem großen Rahsegel erspähen.
    Als die Santa Marta mit ihrer Pontifexstandarte zwischen Elba und Piombino – dem Besitz der Appiani – durchsegelte, gab die Festung der Rivelli drei Kanonenschüsse ab. Jakob IV., Herr über Piombino, hatte überall Feinde – außer in Rom. Einmal an der Inselspitze vorbei, kam ein beständiger Wind auf, und die Ruder konnten eingeholt werden. Das Schiff durchpflügte die sanften Wellen, und das Wohlwollen des Meeres wurde durch eine Delfinschule bezeugt, die mit eleganten und erstaunlichen Pirouetten das Schiffsheck umtanzten. Leonora erfreute sich an diesem Schaupiel, und wenn sie sich zu Ferruccio und Giovanni umdrehte, sah sie in entspannte Gesichter.
    Um das Gebiet der Appiani zu vermeiden, hatten die Reiter einen Umweg über die Hügel genommen. Als sie sich wieder der Küste zuwandten, gerieten sie jedoch in einen Hinterhalt: Zwei Männer wurden von Armbrustschützen getroffen, die in den Bäumen postiert gewesen waren. Fränzchen befahl, die Formation aufzulösen, und sich im Kreis aufzustellen, um den Angriff abzuwehren. Er hätte die Männer von Gherardesca den Briganten vorgezogen – mit den Gherardescanern hätte Fränzchen für ein paar Goldflorinen freies Geleit aushandeln können. Sie hielten sich bis zum Abend. Als sich dann jedoch noch eine weitere Horde schlecht bewaffneter Wegelagerer zu den Briganten gesellte und diese Fränzchens Truppe gemeinsam von allen Seiten angriffen, war er mit seiner Geduld am Ende und befahl zurückzuschlagen.
    Die langen Schwerter und die militärische Disziplin waren schließlich stärker als Mistgabeln und Holzprügel, und als der Kampf endlich zu Ende war, zählte Fränzchen auf dem Schlachtfeld 20 Brigantenleichen und vier von seinen Leuten. Zur Abschreckung wurden die Verletzten mit dem Schwert gerichtet – unter ihnen auch ihr Anführer, der durch einen Axthieb schwer verletzt worden war.
    Bei Sonnenaufgang setzten sie ihren Marsch fort, während die Santa Marta ihren Bug gen Livorno richtete.

Livorno
    Samstag, 11. August 1487
     
    In dem vor Schiffen und Fischerbooten nur so wimmelnden kleinen und äußerst geschäftigen Hafen ankerte

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