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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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einstimmig: »E Viva!« Fränzchen und seine Männer wurden grölend über das Oberdeck an die andere Seite der Reling gestoßen. Doch ihre Freude war nur von kurzer Dauer, denn in diesem Moment erschien der Kapitän an Bord.
    »Was geschieht hier?«, fragt er seinen Ersten Offizier.
    »Diese drei sind ohne Erlaubnis und mit gezückten Waffen an Bord gekommen. Außerdem stinken sie wie Tierkadaver, weshalb wir …«
    »Wer sind die?«, unterbrach ihn der Kapitän.
    »Ich schwöre, dass ich Francesco Cibo bin! Ich bin der Sohn von Innozenz VIII., dem Papst von Rom«, sagte Fränzchen schnell.
    Diese Worte, die eher gefleht als geschrien wurden, lösten bei der Meute wieder so lautes Gelächter aus, dass der Kapitän sie kaum beruhigen konnte.
    »Seid Ihr es wirklich?«, fragte der Kapitän und dachte an seine Geschäfte mit Rom. »Könnt Ihr es beweisen?«
    Fränzchen gewann etwas von seiner Überheblichkeit zurück und zeigte dem Kapitän den Haftbefehl für Giovanni Pico Graf von Mirandola und jeden, der ihm oder seinen Begleitern Gastfreundschaft oder Hilfe gewährte. Am Ende des Dokuments erkannte er das Siegel von Papst Innozenz.
    »Könnt Ihr lesen?«
    Fränzchen hatte die Veränderung im Gesicht des Kapitäns wahrgenommen, und sein Ton wurde noch abfälliger. Der Seemann überdachte kurz die Situation – seine, die seiner Familie und die seiner Mannschaft. Dann wandte er sich an Fränzchen.
    »Mögt Ihr das Ungestüm meiner Männer verzeihen, sie konnten es nicht ahnen«, sagte er und deutete eine Verbeugung an.
    Schnell legte Fränzchen seine Kleider an.
    »Nun«, sagte er hastig, »fangen wir noch einmal von vorne an. Also: Wo sind eure Passagiere? Und lügt nicht, sonst lasse ich euch alle aufhängen.«
    »In Rom, vielleicht«, sagte der Kapitän und hielt dabei seinem Blick stand. »Auf jeden Fall ist dieser Haftbefehl am Tage meiner Abreise aus Rom erlassen worden; folglich konnte ich also nichts darüber wissen.«
    »Wo sind sie, in Gottes Namen?«, schrie Fränzchen.
    »Heute Morgen sind sie an Land gegangen, und seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Das ist die Wahrheit, Eure Eminenz. Wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr das Schiff von oben bis unten durchsuchen.«
    Wie eine Hundemeute, die die Witterung des Wildschweins verloren hatte, war die Mannschaft ganz still und orientierungslos geworden, als sie hörten, dass ihnen ihre Beute entwischt war. Fränzchen hätte seinen Männern befehlen können, das Schiff von oben bis unten zu durchsuchen, dabei jedoch wertvolle Zeit verloren. Der Kapitän wusste nur zu gut, was er riskierte, und Cibo entschloss sich, ihm Glauben zu schenken. Wenn das Schiff erst nach Rom zurückkehrte, würde er noch genügend Zeit haben, um seine Rachegelüste zu befriedigen.
    »Wenn Ihr die Unwahrheit gesagt habt, werdet Ihr dafür mit Eurem Leben bezahlen«, sagte er drohend zum Kapitän, bevor er von Bord ging. Seine Männer gingen schweigend hinter ihm drein.
    Zurück auf dem Festland, befahl Fränzchen, alle Gasthäuser zu kontrollieren und jeden Soldaten oder Amtsträger zu befragen. Livorno war nur eine kleine Häuseransammlung – die drei konnten also nicht einfach verschwunden sein.
    Es war bereits tiefe Nacht, als ihn einer seiner Männer in dem Gasthaus aufsuchte, das Fränzchen gewählt hatte, um auf Nachrichten seiner Leute zu warten. Alle Tische, bis auf diejenigen um seinen herum, waren voller Menschen, die fröhlich aßen und tranken.
    »Sie wurden gesehen, Eure Eminenz.«
    »Wo?«, fragte Fränzchen und leerte einen weiteren Krug Apfelwein.
    »Sie sind noch heute Morgen abgereist«, sagte der junge Knappe, der seinen Herrn begleitete. »Der Mann mit dem Bart in Richtung Paris, ich habe es selbst gehört. Die anderen beiden, der Mann mit dem Spitzbart und die Frau, sind nach Florenz, sagt man.«
    »Paris …«, lallte Fränzchen, »was macht Mirandola dort, in Paris?«
    »Eminenz«, fuhr der Knappe fort, »mein Name lautet Marzio da Pisa, und wenn Ihr es wünscht, kann ich Euch begleiten. Zwei meiner Weggefährten begleiten den Mann, den Ihr sucht, und ich kenne den Weg, den sie einschlagen werden.«
    Fränzchen stand taumelnd auf und warf dabei die Sitzbank um.
    »Nun gut«, grölte er, »gehen wir also nach Paris!«
    Die Leute schauten sich nach ihm um.
    »Was glotzt ihr so?«, grölte Fränzchen weiter. »Ja, schaut mich gut an! Ich gehe nach Paris, und wenn ich ihn erwischt habe, werde ich Statthalter von Rom! Habt ihr verstanden, ihr dummen

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