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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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über ihre Herrscher lustig machen, ohne um ihr Leben bangen zu müssen, seht Ihr das nicht auch so?«
    »Da bin ich Eurer Meinung, so müsste es sein. Außerdem feiern wir heute die Entschlafung Marias, und Ihr wisst ja: Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.«
    »Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagte Graf von Mirandola, der begann, an der Unterhaltung Gefallen zu finden, »ich bin Giovanni Leone und diene den Herren von Florenz!«
    Er hatte seinen Zweitnamen benutzt, den er seit seiner Flucht aus Rom angenommen hatte, denn bislang hatte dieser ihm immer Glück gebracht.
    »Moses Albo. Die Freude ist ganz meinerseits.«
    Giovanni war perplex, und sein Gegenüber bemerkte es.
    »Ja«, sagte er, »ich bin Jude. Stört Ihr Euch daran?«
    »Nein, gewiss nicht. Ich habe viele Freunde unter Eurem Volke.«
    »Und ich hoffe, hier neue zu finden«, erwiderte Albo fröhlich. »Mein Vater war Rabbiner, und als ich noch ein Knabe war, entschloss er sich, Spanien zu verlassen. Ich hasste ihn dafür, aber heute glaube ich, dass er mir damit mein Leben gerettet hat.«
    »Auf dass es immer so sein möge.«
    »Die Savoyarden stehen den Religionen und Völkern sehr tolerant gegenüber, und die französischen Verbündeten tun es ihnen gleich.«
    Vado kam auf sie zu und trat unauffällig hinter Giovanni. »Wir müssen weiter, uns erwartet ein beschwerlicher Weg«, raunte er ihm zu.
    Giovanni nickte und reichte seinem Gesprächspartner, der sich mit seinem wahren Namen vorgestellt hatte, die rechte Hand.
    »Ihr seid ein rechter Mann«, sagte er ihm. »Schalom, Moses.«
    »Schalom, Meister Leone. Und Ihr verfügt über die Seele, um es zu werden.«
    * * *
    Sie wurden problemlos auf das Territorium der Markgrafen von Saluzzo eingelassen. Am Spätnachmittag erreichten sie nach einem langen Anstieg, der den Pferden alles abverlangt hatte, ein kleines Dorf am Fluss Po. Es lag in einem Tal, das von sanft geschwungenen Bergen umrahmt wurde, und endete in einer steilen Schlucht. Nachdem sie an Steinbrüchen vorbeigekommen waren, in denen schneeweißer Marmor abgetragen wurde, fanden sie Unterkunft in der Poststation von Ghisola.
    »Das ist unser Ziel«, sagte Valdo und zeigte auf eine graue Bergkette. »Dort gibt es ein nahezu unbekanntes Loch, durch das wir hindurchreiten können. Das erspart uns viel Zeit und unangenehme Begegnungen. Hier treiben sich nämlich herrenlose Soldatenhorden und Überlebende des letzten Krieges des Markgrafen herum. Nun bekommen sie keinen Sold mehr und knöpfen sich jeden vor, der über die Grenzen will. Dem entgehen wir, indem wir dort hindurchreiten, durch den Buco del Viso. «
    »Hauptsache, wir enden nicht in einem anderen Loch«, erwiderte Dado.
    Valdo schaute ihn vorwurfsvoll an, und Dado entfernte sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
    »Verzeiht ihm, Graf, er ist kaum jünger als ich, aber manchmal muss ich wie ein Vater zu ihm sein.«
    »Ich habe ihm nichts nachzusehen,und ich muss ihm anrechnen, dass er mein Gemüt manchmal auch mit seinen Sprüchen erfreut. Dado, warte«, schrie er ihm hinterher, »ich muss dir etwas über das Loch erzählen. Es sind nämlich die Verse eines Poeten aus der Toskana.«
    Erstaunt über so viel Vertraulichkeit vonseiten seines Herren, kehrte Dado um und gesellte sich erneut zu ihnen.
    »Es geht um die Dämonen der Hölle, die ihren Meister grüßen. Hör zu: ›Sie warteten auf seine Befehle, und bevor sie sich noch ihrem Meister der Finsternis öffneten, wurden ihnen schon ihre Löcher gestopft‹. Kennst du diese Verse?«
    Dado lachte aus vollem Hals und antwortete: »Nein, Graf, diese Verse kenne ich nicht, aber sie wurden von einem echten Poeten geschrieben. Wisst Ihr«, fuhr er, immer noch lachend, fort, »diese Dämonen erinnern mich an meine Waffenkameraden. Wenn wir alle in einer Kammer schliefen, dann donnerten ihre Fürze wie Kanonensalven. Und ich schwöre bei meiner Seele, wenn man ihnen eine Fackel an den Allerwertesten hielt, dann züngelten die Flammen wie aus einem Inferno heraus. Mit Eurer Erlaubnis, Graf.«
    Kopfschüttelnd brachte Valdo die Pferde in den Stall und kümmerte sich höchstpersönlich um ihre Versorgung. Der kommende Tag würde lang werden und zahllose Widrigkeiten und Gefahren bergen. Der Mensch konnte manchmal verzeihen – der Berg jedoch nicht.
    * * *
    Verfluchtes Besäufnis und verfluchter livornesischer Apfelwein! Fränzchen wachte am darauffolgenden Abend auf, weil er im Schlaf

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