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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Fluchtwege. Es war ein schwerwiegender Fehler der arroganten Deutschen gewesen, ihn wie einen einfachen Handlanger zu behandeln. Dieser niederträchtige Fettsack von Mackensen, der es sich als Botschafter des Reiches in Rom gut gehen ließ, hatte ihn nur benutzt. Und Heinz? Wenn dieser nur einen Funken Anstand im Leib hatte, würden sie gemeinsam den Dank des Reichsführers entgegennehmen und vielleicht sogar Komplimente von Hitler persönlich erhalten. Wenn Heinz jedoch ein Verräter war … würde er es nie beweisen können. Zugel seufzte. Er würde es also riskieren müssen, sich auf Heinz einzulassen. Und dabei musste er so viel Kapital wie möglich aus der Sache herausschlagen. Er hatte getötet, gut, das ließ sich nicht leugnen – aber das war in diesen Zeiten ja das ganz normale Tagesgeschäft, und in bestimmten Momenten hatte es ihm auch Spaß gemacht. Allerdings rächte sich das nun: In Italien und der Schweiz hatte Zugel eine solche Blutspur hinterlassen, dass ihm nun kein Fluchtweg mehr offen stand. Und Deutschland könnte ihm noch gefährlicher werden als die anderen beiden Länder. Andererseits: Wenn man erst einmal zweihunderttausend Dollar besaß, konnte man überall hingehen – auch nach Amerika. Er wollte nicht mehr, aber auch nicht weniger als das, was das Deutsche Reich diesem Dummerchen von Volpe bezahlen wollte. Wenn das der Wert des Buches war, würde er genauso viel verlangen. Natürlich war das eine kleine Erpressung. Immerhin würde er aber jemanden erpressen, für den das Buch sehr wertvoll war, und zwar weit mehr als ein paar Menschenleben.
    Zugel seufzte, als ihm aufging, dass er einen fatalen Fehler begangen hatte: Wenn er von Anfang an in die eigene Tasche gewirtschaftet hätte, hätte er sich so manche Unannehmlichkeit erspart. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit war, zum Abendessen zu erscheinen. Und das war der Moment.
    Zugel drehte den Wasserhahn der Dusche ganz auf. Kalt. Die deutsche Gründlichkeit war ein Mythos – genauso wie all das, woran er bis vor zwei Tagen noch geglaubt hatte. Er zog sich aus und wickelte sich nur ein weißes Handtuch um die Hüften. Wenn sie ihn überraschten, könnte er immer noch sagen, dass während dem Duschen das warme Wasser ausgegangen sei.
    Vorsichtig stieg Zugel die Dienstbotentreppe hinab. Ein Dienstmädchen, das ihm entgegenkam, grinste, als sie ihn fast nackt erblickte.
    Ein anderes Mal, mein kleines Mädchen, jetzt kann ich nicht.
    Nun kam der gefährlichste Part an die Reihe. Er hatte seine kleine Beretta M35 unter dem Handtuch versteckt, was unvorteilhaft war. Wenn sie ihn in flagranti ertappten, würde ihm nicht genügend Zeit bleiben, sich die Pistole an die Schläfe zu setzen.
    Die Tür von Heinz’ Büro war nur angelehnt, und ein schwaches Licht drang nach außen. Das war nicht geplant. War er heute ausnahmsweise einmal nicht mit den anderen Offizieren im Offizierskasino zum Rauchen? Konnte es sein, dass Heinz die Tür offen und das Licht einfach angelassen hatte? Langsam näherte sich Zugel. Die Kälte begann sich bemerkbar zu machen, vor allen Dingen kroch sie vom kalten Steinboden an den nackten Füßen empor. Als er sich kaum merklich nach vorne beugte, hörte er das Rascheln von Papieren. Vorsichtig spähte Zugel in den Raum und sah Heinz, der mit dem Rücken zur Tür dabei war, unter der einzigen Lampe ein Dokument zu lesen. Zugel würde niemals unbemerkt in den Raum eintreten können. Zugel seufzte. Nun hätte er einen Plan B gebrauchen können, den er allerdings nicht hatte. Nach kurzem Nachdenken lächelte er, zog sich das Handtuch aus und wickelte darin die Beretta ein. Vollkommen nackt trat er ins Büro.
    Hermann Heinz hatte ein Geräusch gehört, hob den Kopf und riss die Augen auf. Ein Mann, vollkommen nackt und wie man sehen konnte, gut bestückt, schritt geradewegs auf ihn zu. Heinz lief puterrot an, und ihm blieb – im wahrsten Sinne des Wortes – erst einmal die Spucke weg. Als der Mann um seinen Schreibtisch herumging und nur noch einen Schritt von ihm entfernt war, erkannte er den Leutnant, der ihm das antike Manuskript übergeben hatte. Aber da hatte dieser ihn schon im Schwitzkasten. Heinz hatte nicht einmal mehr Zeit, irgendeinen Gedanken zu fassen, als sein knackendes Genick ihn in die ewige Dunkelheit schickte.
    Zugel suchte in der Schreibtischschublade und hoffte auf einen glücklichen Zufall. Nichts. Dann schaute er sich um. Wenn sich das Buch noch hier befinden sollte, dann mit Sicherheit in

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