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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Herr, und mein Rücken ist mir teuer. Wenn es die Pferde aushalten, werden wir heute Abend Briançon, das bei Escartons liegt, erreichen.«
    »Sicherlich werden sie auch dort vorbeikommen, und wenn wir Glück haben, können wir sie dann verhaften. Wenn sie Paris vor uns erreichen, ist jedoch nichts mehr zu machen, denkt daran! Los, beeilen wir uns!«
    * * *
    Der Buco del Viso erschien Giovanni wie der Eingang zu einem Höllenschlund. Für die, die sich nicht auskannten, sah er nur wie eine schmale schwarze Spalte zwischen grauen Felsbrocken aus, die den Berg wie eine kaum wahrnehmbare, aber umso tiefere Wunde durchschnitt. Sie hatten die Pferde an den Zügeln genommen und ihnen die Augen verbunden. Langsam schritten sie durch den Engpass, und bei jedem Schritt riskierten sie, über die scharfen Felskanten zu stolpern. Als sie in den Buco hineingegangen waren, hatten sie die von den Felsen aufsteigende Wärme hinter sich gelassen. Nun aber, als sie endlich auf der anderen Seite des Buco herauskamen, empfing sie dichter Nebel, der jede Sicht unmöglich machte. Vorsichtig gingen sie weiter in der Hoffnung, dass der Nebel sich auflöste. Und tatsächlich: mit jedem Meter, den sie sich vom Buco entfernten, wurde er lichter, und die drei Männer konnten die Landschaft um sich her wahrnehmen. Grüne Wiesen, in denen sich – blauen Flecken gleich – kleine Bergseen auftaten, säumten den Pfad. An einem von ihnen labten sich Reiter und Pferde, bevor sie den steilen Abstieg in Angriff nahmen. Sie trafen auf weidende Milchkühe und wurden in den kleinen Dörfern überschwänglich von Frauen und Kindern gegrüßt, die um einiges dünner waren als ihre Tiere. Dann tauchte vor ihnen das Massiv von Briançon mit seinen mächtigen Felswänden auf. Dado näherte sich dem Grafen und ließ sein Pferd fröhlich neben ihm tänzeln, als hätte er gerade etwas auf dem Jahrmarkt gewonnen.
    »In einer Woche sind wir in Paris«, sagte er munter.
    »Na, lass es zehn Tage sein«, berichtigte ihn sein Bruder. »Es gefällt mir nicht, Dinge zu versprechen, die ich dann nicht einhalten kann.«
    »Mir reicht es, dass ich vor Ende des Monats und zu Beginn der Vorlesungen an der Universität sein kann«, beschwichtigte ihn Giovanni lächelnd.
    »Das werdet Ihr, Herr Graf, das kann ich Euch versprechen.«
    * * *
    Die Delfino-Burg war eine obligatorische Zwischenstation, wenn man von Savoyen aus nach Frankreich wollte. Aus diesem Grund hielten die Burgherren, die Albòn, den ganzen Tag das Burgtor geöffnet, obwohl der Kapitän der Wachen ganz und gar nicht damit einverstanden war. Sogar nachts, wenn die Tore geschlossen wurden, durfte jeder um Einlass bitten und konnte darauf zählen, für sich und seine Tiere Unterkunft und Verpflegung zu erhalten. Von Geschrei und Krach aufgeschreckt, rannte der Kapitän eilig aus dem Schilderhaus und fand eine bewaffnete Horde vor, die gerade in die Burg eingeritten war und sich dort schon wie die Herren aufführte, während seine wenigen Männer mit gesenkten Schwertern in der Ecke standen. Er verfluchte sich selbst und die Herren von Albòn, die von ihren Nachbarn allenfalls respektiert, nicht jedoch gefürchtet wurden. Wenn das Gitter der Zugbrücke geschlossen gewesen wäre, hätte er sich jetzt nicht mit dieser Rotte herumschlagen müssen. Allerdings erschien ihm der Anführer, der seinen Männern knappe Befehle auf Italienisch erteilte, kein Übeltäter zu sein. In seinem Herzen keimte die Hoffnung auf, dass es sich vielleicht um eine Gruppe Söldner der Monferratos handeln würde. Mit denen würde man nämlich verhandeln können. Sie führten zwar keine Standarten und Fahnen mit sich; vielleicht waren sie jedoch bei einem Kampf mit den befreundeten Truppen der Savoyarden verloren gegangen. Er rückte sich seinen breiten Gürtel, an dem sein schweres Schlachtenschwert hing, zurecht und hob die rechte Hand als Zeichen des Friedens. Dann ging er beherzt auf die Meute zu. Womit der Kapitän nicht gerechnet hatte, war, dass der Anführer der Truppe sich zu einem seiner Männer wandte und mit seiner Schwertspitze auf ihn zeigte. Bevor er noch etwas sagen konnte, traf ihn der Pfeil der Armbrust in den Hals. Mit Entsetzen betrachtete Marzio die Szene, aber schon rief Fränzchen laut seinen Namen.
    »Sag ihnen, dass wir frische Pferde, Wasser und Essen brauchen. Und zwar schnell, wenn sie nicht wollen, dass unsere Armee sie hinwegfegt wie ein Kehrbesen tote Mäuse. Los, Marzio, du hast schon verstanden! Übersetze

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