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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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… du weißt schon. Aber sollte es mir nicht gelingen, dann verfahren wir strikt nach Plan – das verspreche ich dir bei meinem Leben. Und dann gehen wir beide nach Amerika, werden reich und glücklich und machen viele Kinder, genau wie du es willst.«
    Elena schniefte und schien sich ein wenig zu beruhigen. Zärtlich strich Giovanni ihr über das lange blonde Haar, das sie mit einer blauen Schleife zusammengebunden hatte.
    »Gut, ich verzeihe dir«, sagte sie endlich, »aber mach so etwas nie wieder. Und tu gefälligst, was dir dieser Deutsche sagt, denn er scheint zu wissen, was er tut. Ansonsten …«
    »Ansonsten?«
    »… wird sich deine Volpina einen anderen Volpino suchen. Was jammerschade wäre, denn sieh nur, was sie für dich bereithält …«
    Elena nahm seine Hand und führte sie unter ihren Rock. Giovanni fühlte sich wie im Paradies. Zum Teufel mit de Mola, Pico und dem Buch, in ein paar Tagen würde alles vorbei sein.
    Wenn sie sich liebten, lachte sie immer, und Giovanni machte dieses Lachen glücklich.
    Gegen fünf musste er sich leider von ihr verabschieden; er war ohnehin schon spät dran. Um Elena in Mailand zu treffen, hatte er als Vorwand die Übergabe zweier Bücher der Mediolanum-Buchhandlung genutzt. Eines war von Vitruvio, De architectura , eine seltene Ausgabe aus dem 15. Jahrhundert, und das andere ein Buch über die Jagd aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Con Cesare Solatio . Ausgerechnet über die Jagd – was für eine Ironie des Schicksals: Die Jagd hatte begonnen, und de Mola war die Beute. Nichts und niemand würde ihn von seinem Glück mit Elena trennen, beschloss Giovanni: Elena, Amerika und zweihunderttausend Dollar.

zur selben Zeit, in Florenz
     
    Im gleichen Moment sagte seine gut ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit de Mola, dass er observiert wurde. Er blieb stehen, fächerte sich mit einer Zeitung frische Luft zu und tat so, als würde er die Hitze nicht mehr aushalten. Dabei blickte er sich verstohlen um. Er entdeckte die beiden sofort: Sie standen auf der Piazza Santa Maria Novella, vor der ältesten Apotheke in Florenz, lässig an ein Fahrrad gelehnt und mit einem Eis in der Hand. De Mola fächerte weiter mit seiner Zeitung und lächelte den Männern zu, woraufhin diese sofort den Blick abwandten. Er musste unbedingt herausfinden, ob sie seinetwegen dort standen. Entschlossen klemmte er sich seine Zeitschrift unter den Arm und ging auf sie zu. Als de Mola nahe genug war, dass er die beiden genau in Augenschein nehmen konnte, stellte er sich neben der Apotheke in den Schatten, seufzte vernehmlich und schaute neidisch auf ihr Eis. Dann entschied er sich für die Offensive frei nach dem Motto: Wenn du das Gefühl hast, beobachtet zu werden, willst dir aber nichts anmerken lassen, dann gehe ohne Scheu auf die Verdächtigen zu: Beginne womöglich sogar ein Gespräch und beobachte dabei genau, wie sie sich verhalten. Entweder halten sie dich für naiv oder aber für sehr schlau: In beiden Fällen ist es ein Vorteil für dich.
    Die Männer registrierten sofort de Molas Versuche, Kontakt aufzunehmen, und warfen ihm flüchtige Blicke zu. Dann warfen sie hastig ihr halbgegessenes Eis weg und machten sich mit dem Fahrrad davon. Der große trat in die Pedale, während der Blonde vorne auf der Stange saß. Giacomo zündete sich eine Zigarette an und nickte wissend: Es bestand kein Zweifel – so, wie die Männer reagiert hatten, waren sie in der Tat seinetwegen hergekommen. De Mola hielt sie jedoch nicht für besonders gefährlich, wahrscheinlich waren sie irgendwelche Schläger der OVRA , der Geheimpolizei, über die alle sprachen. Vielleicht waren einem OVRA -Funktionär seine antifaschistischen Ansichten zu Ohren gekommen – wahrscheinlich hatte ein Mitglied der Georgofili-Akademie versehentlich geplaudert. Dass sie ihn wegen des Buches beschatteten, hielt de Mola für ausgeschlossen. Wahrscheinlich würde er irgendwann in nächster Zeit eine Beule verpasst bekommen, vielleicht würden sie ihn auch in irgendein Polizeirevier schleppen und ihn dort Rizinusöl trinken lassen. Mehr nicht. Trotzdem: Obwohl es riskant und weitaus ernster war als eine unangenehme Abführmethode oder irgendeine Beule – er musste die Ausbildung Giovannis beschleunigen, koste es, was es wolle.
    Giacomo erinnerte sich, dass auch Pico seinerzeit Lehrgeld bezahlen musste, bevor sein Weg der Erkenntnis abgeschlossen war. Wegen einer Frau. Ja, die Frauen, das war ein empfindliches Thema, und

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