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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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um, ob sie auch nicht belauscht würden, und warf seinem Sohn dann einen bösen Blick zu.
    »Red kein dummes Zeug, Fränzchen, welcher Alchimist? Weißt du denn nicht, dass die Kunst der Alchimie seit über zweihundert Jahren von der Heiligen Römischen Kirche verboten ist?«
    »Ich meinte natürlich einen Käutermischer, Vater«, beeilte sich Fränzchen zu versichern.
    »Fein, das ist eine gute Idee. Ruf den Mischer, Bruder Lorenzo. Ich will ihn hier in fünf Minuten sehen, ist das klar?«
    Kurze Zeit später erschien der Mönch – von einem verzweifelten Fränzchen, der seine Felle beim Vater davonschwimmen sah, herbeigezerrt. Die Kutte des Mönchs war von oben bis unten mit Flecken bedeckt und hatte außerdem einige Brandlöcher.
    »Mönch, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe, bist du noch feister geworden«, begrüßte Seine Heiligkeit den Ordensmann. »Das heißt, ich zahle dir zu viel. Nun, dann beweise mir, dass du dein Geld auch wert bist. Stelle deine Fertigkeiten unter Beweis und schau dir dieses Manuskript an. Was hältst du davon?«
    Der Mönch nahm die zu einem Block zusammengeklebten Seiten von Innozenz entgegen und verneigte sich tief vor dem Papst. Dabei gab er unfreiwillig den Blick auf seinen Haarkranz frei, der teilweise verbrannt und mit farbigen Flecken bedeckt war. Die Flecken stammten offensichtlich von irgendwelchen Giften, denn seine gesamte Kopfhaut war unnatürlich grün verfärbt. Aus einer Tasche holte der Mönch ein Paar dicke Brillengläser hervor und begann, das eigenartige Buch zu untersuchen.
    »Papier aus Florenz«, murmelte er, »Tinte aus Venedig, wahrscheinlich aus Bleikristall gewonnen. Eure Heiligkeit – es ist ja zusammengeklebt!«
    »Feinsinnig beobachtet, mein Mönch, deine Studien haben sich also wirklich gelohnt, du Sohn einer Hure! Natürlich sind sie zusammengeklebt – darum habe ich dich ja rufen lassen. Bist du fähig, diese Seiten zu öffnen?«
    »Ich werde es versuchen, Eure Heiligkeit«, sagte der Mönch schnell und wollte sich mit dem Buch unter dem Arm entfernen.
    »Wohin gedenkst du zu gehen, Mönch?«
    »In meine Werkstatt, Eure Heiligkeit, denn dort habe ich meine Instrumente und meine Flüssigkeiten …«
    »Hol sie hierher, Bruder. Das Buch wird diesen Raum nicht verlassen, denk nicht einmal daran!«
    Der Mönch verbeugte sich unterwürfig, gab Innozenz den Folianten zurück und ging. Kurze Zeit später betrat er erneut den Raum, mit verschiedenen Ampullen und farbigen Mineralien im Gepäck, die einen beißenden Geruch verströmten. Fränzchen setzte sich unter das geöffnete Fenster. Er grinste den Mönch drohend an, dann tat er so, als nehme er keine weitere Notiz von ihm, und begann, gleichgültig mit seinem Dolch an einem Stöckchen herumzuschnitzen, das er sich aus dem Kamin geholt hatte.
    Der Mönch war so aufgeregt, dass er zu schwitzen und zu zittern begann. Dabei fiel ihm eine Ampulle aus der Hand. Sobald der Inhalt sich auf den Tisch ergoss, begann die Flüssigkeit zu brodeln.
    »Achtung, du Bestie«, schrie ihn Innozenz an.
    Bruder Lorenzo wischte die Bescherung hastig mit einem Lappen fort und verätzte sich dabei die Hand. Mit schmerzverzerrtem Gesicht löste er eines der mitgebrachten Mineralien in einer wässrigen Flüssigkeit auf. Seine Hand wurde immer roter, und der Schmerz schien nicht nachzulassen. Innozenz beobachtete die Bewegungen des Mönchs, die immer fahriger wurden, und hob seine dichten Augenbrauen.
    »Halte ein«, befahl er ihm, »was ist mit deiner Hand?«
    »Nichts, Eure Heiligkeit, ich danke Euch – sorgt Euch nicht um mich.«
    »Ich sorge mich nicht um dich , Bruder, sondern um das Buch!«, stellte Innozenz klar. »Zeig mir deine Hand.«
    Der Mönch streckte dem Pontifex zitternd seine Hand entgegen. Der Papst riss die Augen auf, als er die Hautfetzen sah, unter denen das rohe Fleisch rot glänzte. Innozenz zog eine Grimasse und wandte seinen Blick angewidert ab.
    »Geh, Mönch«, befahl er ihm. »Halte ein, bevor du noch mehr Schaden anrichtest.«
    »Eure Heiligkeit, ich …«
    Bruder Lorenzo konnte seinen Satz nicht vollenden, denn er verlor das Bewusstsein. Fränzchen bedeutete zwei Dienern, den Tisch zu räumen und den Körper des Mönchs zu entfernen. Der beißende Geruch von verätztem Fleisch hing in der Luft.
    »Öffnet die Fenster«, befahl der Heilige Vater, »hier erstickt man ja.«
    »Vater, ich denke, dass …«
    »Stör’ mich nicht, und vor allen Dingen: hör auf zu denken! Das ist nämlich dein

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