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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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del Parione, Ihr könnt mich gar nicht verfehlen!«
    Der Mann nickte Giovanni ein letztes Mal zu, schnalzte mit der Zunge, und das Pferd begann mühsam, den vollbeladenen Karren zu ziehen. Giovanni sah dem von den Anstrengungen der langen Reise gezeichneten Händler nach und dankte ihm geistig. Notzucht, Hexerei und Häresie: Der Gesuchte war niemand anders als er, das wusste Giovanni. Vor allem aber wusste er, was ihn erwarten würde, wenn er den Häschern in die Hände fiel. Wie sollte er aber mit heiler Haut davonkommen? Die Fluchtwege waren blockiert, hatte der Fremde berichtet, und so, wie es aussah, konnte er sich nicht einmal mehr auf offener Straße blicken lassen. Giovanni kehrte um und ging zum Borgo Vecchio zurück: Vielleicht würde er dort bei den vielen verfallenen Hütten einen Unterschlupf für die Nacht finden. Allerdings würde er sich nicht nur vor den Banditen, sondern auch vor Spionen und den Soldaten in Acht nehmen müssen. Während Giovanni sich nach einem sicheren Ort für die Nacht umsah, hörte er, wie eine junge Stimme durchdringend nach ihm rief.
    »Graf!«
    Giovanni drehte sich mit einem Ruck um und sah ein junges Mädchen. Ihrer Kleidung nach zu schließen, war sie eine Dirne: Das bodenlange, auffällig grüne Kleid war schmutzig und schäbig. Dazu trug sie ein spitzenbesetztes Leibchen, das genauso verschlissen war wie der Rest der Kleidung und ihre sprießenden Brüste betonte.
    »Ihr kennt mich?«, fragte er sie.
    »Nein, aber so elegant wie Ihr gekleidet seid, könnt Ihr nur ein edler Herr sein. Ein Graf also?«
    Sie lächelte nicht wie eine dieser Dirnen, die sich jedem anboten, der vorbeikam. Ihre Zähne waren noch nicht schwarz und krumm – ein typisches Zeichen der Syphilis –, sondern klein und sauber. Giovanni lächelte sie an. Aber das, was sie dann sagte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    »Du bist derjenige, den sie suchen, nicht wahr?«
    So weit war es also bereits gekommen! Nun suchten sie ihn schon in den übelsten Kaschemmen und sogar an Orten, an die er selbst nicht einmal gedacht hätte! Er schaute dem Mädchen prüfend in die Augen, konnte aber keine Hinterlist entdecken.
    Langsam nickte Giovanni. »Ja, das bin ich, aber ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich nichts verbrochen habe.«
    Laut lachend schüttelte sie den Kopf.
    »Ich weiß«, beruhigte sie ihn. »Ihr müsst Euch nicht rechtfertigen. Um zu erkennen, dass Ihr eine reine Seele habt, brauche ich nicht mit Gottes Augen zu sehen. Kommt mit mir – es ist gefährlich, wenn Ihr Euch noch weiter in der Öffentlichkeit zeigt.«
    Sie nahm Giovanni bei der Hand und führte ihn durch dunkle Gassen, die nur hier und da von Wirtshäusern erleuchtet waren, aus denen Schreie, Gelächter und Verfluchungen drangen.
    Sie gingen durch ein Tor. Das Mädchen nahm eine Kerze aus einer Vertiefung in der Mauer, die wohl einstmals weiß gewesen war, aber nun sogar bei Nacht schmutzig aussah.
    »Mein Zimmer ist viel sauberer«, sagte sie leise, und man merkte ihr an, dass sie sich ein wenig schämte.
    Während sie die Treppen hinaufstiegen, kam ihnen ein Mann mit heruntergelassenen Hosen entgegen, verfolgt von den wüsten Verwünschungen eines Frauenzimmers. Um nicht von ihm umgerempelt zu werden, sprangen sie schnell zur Seite. Wieder lächelte sie – diesmal ein bisschen maliziös.
    Das Zimmer, in das sie Giovanni führte, war karg – ein Bett mit einer Strohmatratze, ein kleiner Schrank und eine Waschschüssel. Aber es war wirklich sauber, und es roch noch leicht nach Lavendel. Durch das kleine Fenster fiel kein einziger Lichtstrahl – aber vielleicht war es ja auch gar kein Fenster, überlegte Giovanni.
    »Bei mir waren sie schon«, sagte das Mädchen und blinzelte ihm schelmisch zu. »Sie haben jedoch nichts gefunden … bis auf mich. Aber sie schienen nicht enttäuscht.« Plötzlich wirkte sie traurig. »Hier seid Ihr sicher«, flüsterte sie. »Ich habe noch etwas Brot, wenn Ihr wollt, den Wein haben sie leer getrunken.«
    »Wie heißt du?«
    »Leonora, und Ihr?«
    »Giovanni. Warum tust du das, Leonora?«
    »Weil meine Großmutter mir kurz vor ihrem Tod sagte, es sei besser, einem Verletzten eine Schale Wasser zu bringen, als dem Gewinner einen Lorbeerkranz aufzusetzen.«
    Hinter einer Art Vorhang zog Leonora ihr Kleid aus, faltete es sorgfältig zusammen und legte sich dann auf das Bett, an die Wandseite.
    »Kommt, Giovanni, sorgt Euch nicht um Eure unschuldige Seele oder um die glückliche Frau, der Eure

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