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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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schon einmal dabei war, sein Vermögen zu bilanzieren – er dachte gar nicht daran, die fünfhundert Golddukaten zurückzugeben, die er von diesem Steuereintreiber Giuliano de’ Medici erhalten hatte.
    » Cossa ti veu, figgè ?«
    »Vater, ich bitte Euch, sprecht nicht genuesisch. Ich verstehe es nicht und hasse den Klang.«
    »Du verstehst überhaupt nichts«, fuhr ihn Innozenz an. »Was willst du? Warum hast du es so eilig?«
    »Ich wollte Euch nur sagen, dass ich die Verhaftung des Grafen Mirandola befohlen habe.«
    »Was?«, schrie Innozenz mit puterrotem Gesicht. »Was fällt dir ein? Nur ich kann das tun. Und was wirfst du ihm vor?«
    »Ein betrogener Ehemann hat ihn angezeigt, Vater. Der Gehörnte ist übrigens auch ein Edelmann.«
    Dass Giuliano Mariotto nur ein weit entfernter Verwandter der florentinischen Medici-Familie war, obwohl er sich als Cousin Lorenzos brüstete, fand Fränzchen unwichtig. Ebenso wie die Tatsache, dass es mit seiner Blaublütigkeit, besonders im Vergleich mit dem antiken Adelsgeschlecht der Mirandola, auch nicht so weit her war. Aber fünfhundert Golddukaten hätten selbst einen Bauern geadelt, fand Fränzchen.
    Der Papst war sofort hellhörig geworden, denn Geschichten über die Wollust waren sein Steckenpferd.
    »Erzähl mir alles, auch die Einzelheiten«, sagte er eifrig.
    Fränzchen legte Innozenz die ganze Geschichte dar. De’ Medici hatte Graf Mirandola bezichtigt, einige Monate zuvor sein Weib entführt und mit ihr Unzucht getrieben zu haben. Dies wurde auch von mehreren anderen edlen Herren bestätigt (in Wahrheit waren es irgendwelche Schergen, die in seinen Diensten standen – aber auch dieses Detail konnte vernachlässigt werden, entschied Fränzchen). Die Gattin des Gehörnten habe ihre Reue zwar durch Bußetaten bezeugt und gestand freiwillig, dass ein Dämon von ihr Besitz ergriffen und sie gezwungen hätte, sich ihrem Liebhaber hinzugeben. Fränzchen wusste natürlich, dass dies eine kolossale Lüge war: Die wahre Geschichte von Donna Margheritas Liebesflucht war in ganz Italien bekannt, aber fünfhundert Golddukaten überzeugten Fränzchen, die Version des Ehemanns zu stützen.
    »Vater, hier geht es um die Ehre eines betrogenen Edelmannes und um einen sonderbaren Zauber. Um zu vermeiden, dass sich der edle Herr an die Väter der Inquisition wendet, habe ich es für notwendig erachtet, sofort in Eurem Namen zu handeln. Ich weiß, wie sehr Euch die Angelegenheit Mirandolas am Herzen liegt.«
    Innozenz lehnte sich in seinem prächtigen Polstersessel zurück, in dem er manchmal abends noch las. Er hielt sich an den geschnitzten Putten, mit denen die vergoldeten Armlehnen dekoriert waren, fest und baumelte nervös mit den Füßen. Sein Sohn konnte hervorragend lügen, das wusste Innozenz, und er machte das so gut, dass man ihm gerne Glauben schenkte. Die Unbesonnenheit Fränzchens konnte ihm nun vielleicht sogar nützen. Während die Ermittlungen ihren Lauf nahmen, würde er Mirandola noch einmal befragen können. Selbstverständlich würde er ihn gut und respektvoll behandeln – aber eben als Gefangenen. Er würde so tun, als wäre er ein Freund Mirandolas, und das würde dem Grafen noch mehr Angst machen. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als vom eigenen Henker mit Samthandschuhen angefasst zu werden, erwartet man doch jeden Moment, dass dieser sein wahres Gesicht zeigt und andere Saiten aufzieht. Diese Furcht wäre eine schlimmere Folter als die Strafe selbst. Innozenz spürte jedoch, dass da noch mehr war. Das Gesicht seines Sohnes sprach Bände.
    »Ja«, sagte er. »Ich verstehe. Du hast richtig gehandelt. Und wenn es den Verdacht gibt, dass der Teufel am Werk war, ist es angebracht, sofort zu handeln. Und in Anbetracht der Position des Grafen ist es besser, dass sich der Papst selbst anstelle der Inquisition um die Angelegenheit kümmert.«
    Nun musste Fränzchen den für ihn unangenehmeren Part erzählen. Er senkte den Kopf und legte die Hand auf seine Brust.
    »Danke, Vater. Leider ist der Graf seiner Verhaftung entkommen, aber ich hoffe, ihn noch heute Abend zu erwischen.«
    Innozenz sprang auf.
    »Entkommen? Und wie hat er das gemacht? Welche Idioten hast du ausgesandt, um ihn zu fangen, du Tölpel?«
    Fränzchen fummelte nervös an seinem Schwertgriff herum und versuchte, Ruhe zu bewahren.
    »Meine besten Männer, Vater. Aber in der Santo-Spirito-Kirche, wo die Falle zuschnappen sollte, versteckte sich ein Mann, eine Bestie, ein skrupelloser Mörder, der

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