Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
dass Aaron sich kaum auf den Beinen halten konnte.
«Jetzt wirst du brennen!», schrie Seraphiel.
Auf dem rechten Auge geblendet sank Aaron auf den Boden. Mit dem linken konnte er die Brandblasen auf seiner Wange erkennen. Seine Haut war rot und an einigen Stellen schwarz. Eine weitere Stichflamme schoss aus Seraphiels Mund und bohrte sich wie eine Klinge in Aarons linke Iris. Er brüllte vor Schmerz und Zorn auf und schlug das Schwert keuchend durch die Luft.
Mit seinen verletzten Augen konnte er nur noch schwach die Konturen des Feuerengels ausmachen. Seraphiels höhnisches Gelächter entfachte Aarons Zorn erneut und er hieb die Waffe durch die Luft.
Einmal, zweimal und noch einmal vergeblich, bis er ausgelaugt die Arme sinken ließ. Du musst durchhalten , versuchte er sich zu sagen. Nur leider folgten seine Glieder keinem Befehl. Aber noch immer umklammerten seine Finger den Schwertknauf. Die Konturen jedoch verwandelten sich zu Schlieren. Er hatte verloren, sein Tod war gewiss.
Er hatte Seraphiel gejagt, ihn endlich gestellt, und nun versagte er auf ganzer Linie. Sein Vater würde sich seiner schämen, wie er es selbst bereits tat.
Vorbei, vorbei, vorbei. Er hatte verloren.
Flammen kreisten ihn ein und fraßen sich durch den Holzboden. Ihr Knistern wurde mit jedem Zentimeter, den sie näherkamen, lauter. Das Feuer war wie eine gefräßige Raupe, das auch vor ihm nicht Halt machen, sondern ihn gnadenlos verschlingen würde.
Rebecca! Sein Geist schrie verzweifelt nach ihr. Seine Sinne schwanden allmählich, er hatte keine Kraft mehr, um dem Feuerengel etwas entgegenzusetzen. Der Rauch drang tief in seine Lungen, die Flammen brannten sich in seine Haut. Das also war sein Tod …
Plötzlich zerrte ihn etwas rückwärts, tiefer in die lodernde Glut. Bevor Aaron die Besinnung verlor, fiel sein Körper in einen Abgrund.
29.
Rebecca fuhr ziellos durch die Gegend, bis ihr bewusst wurde, dass sie die Twin Peaks passierte und sich auf der Straße zum Wohnort ihrer Mutter befand.
Mutter, das klang fremd, und passte irgendwie nicht zu Ruth Lighthouse, die zwar auf Anhieb sympathisch wirkte, aber nichts Fürsorgliches besaß wie Rosie. Sie war froh und dankbar dafür, dass Ruth sie in die Obhut der Clancys gegeben hatte, die für sie immer ihre Eltern bleiben würden.
Hinter den Bergen ließ der Regen nach, und sie schaltete den Scheibenwischer aus. Die nasse Kleidung klebte an ihrem Körper. Die Luft war schwül und drückend. Auf den Serpentinen kam sie nur langsam voran. Die Straße war nass und an manchen Stellen rutschig.
Sie atmete erleichtert auf, als eine längere, gerade Strecke folgte, auf der ihr nur wenig Autos entgegenkamen. Die Szene auf dem Parkplatz wollte ihr nicht aus dem Kopf. Nie würde sie den abweisenden Ausdruck in Aarons Augen vergessen können, als sein Blick auf die Rune gefallen war. Es war, als hätte sich ein Eiszapfen in ihr Herz gebohrt.
Vor diesem Moment hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet. Warum musste sie ausgerechnet Seraphiels Nephilim sein? In einer Sekunde hatte sich ihre Hoffnung zerschlagen. Aaron war unerreichbar geworden.
Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Ihr Leben hatte sich so schnell verändert, dass sie gar keine Chance hatte, sich daran zu gewöhnen. Wäre ihr doch nur die Wahrheit verborgen geblieben, dann könnte sie das ruhige Leben der Ärztin Rebecca Clancy weiterführen.
Ein Trugschluss, denn die Welt, die sie kannte, gab es nicht mehr und hatte auch nie existiert. Was machte es für einen Sinn, längst Vergangenem nachzutrauern?
Es war Zeit für einen Neubeginn, unter einem anderen Namen. Doch für wie lange? Einen Monat, zwei oder drei? Ein Jahr? Sie wusste es nicht. Alle würden sie verfolgen, bis sie tot war. Ihre Mutter war momentan vermutlich die Einzige, die ihr bei ihrer Flucht helfen könnte. Schließlich war es ihr gelungen, sich jahrelang erfolgreich zu verstecken.
Rebecca atmete auf, als sie ihren Toyota vor Ruths Haus parkte. Sie stieg aus dem Wagen und wurde vom schweren Duft feuchter Erde und Nachtblüten empfangen, die sie bis zur Haustür begleiteten. Vom Dach über der Veranda tropfte Regenwasser auf die Holzstufen und bildete Pfützen.
Sie wollte gerade klopfen, als sie drinnen gedämpfte Stimmen hörte. Ruth hatte Besuch. Einen Moment überlegte Rebecca, ob sie stören könnte. Bevor ihre Faust gegen die Tür klopfen konnte, glitt sie von allein auf, und sie trat in den Flur. Stimmen drangen aus dem Wohnzimmer,
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