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Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)

Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)

Titel: Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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Kopf.
    Nun standen sie in einer quadratischen Halle, deren Marmorfußboden an vielen Stellen herausgeschlagen worden war. Mit jedem Schritt wirbelten sie Staub auf. Es stank nach Urin. Obdachlose verbrachten hier drinnen oft die kalten Nächte. Zahlreiche leere Schnapsflaschen lagen verstreut um die Feuerstelle inmitten der Halle. Gedämpfte Stimmen klangen durch die doppelflügelige Tür auf der anderen Seite.
    «Los», raunte Aaron Joel zu und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, auch die nächste Tür zu öffnen.
    Seine Ungeduld wuchs. Sie schlüpften hinein und verharrten hinter der letzten Zuhörerreihe. Die Luft war stickig. Alle Blicke richteten sich nach vorn. Die Bühne bestand aus mehreren zusammengeschobenen Tischen, über denen ein Läufer ausgerollt worden war.
    In der Mitte stand Cynthia mit ernster Miene. Kerzen flackerten unruhig in Kandelabern zu beiden Seiten hinter ihr. Die Prophetin hielt ihren Kopf wie immer schräg, damit ihr Haar die Narben im Gesicht verdeckte. Jemand reichte ihr ein Mikrofon, das sie ablehnte.
    Aarons Blick schweifte über die Köpfe der Anwesenden und die dunkle Energie schwappte zu ihm herüber. Alle waren Nephilim.
    «Ich bin heute Abend gekommen, um euch die Augen zu öffnen», begann Cynthia mit klarer, fester Stimme. «Ihr glaubt, ihr könnt euch befreien, indem ihr euch Luzifer anschließt? Das ist ein Irrtum. Sein Feuer wird euch verzehren. Doch noch ist nicht alles verloren, ihr könnt eure Seelen retten!», rief sie und streckte den Arm vor. «Deine und deine und auch deine!» Sie zeigte mit dem Finger auf die Zuhörer in der ersten Reihe. «Eure Nephilim-Seelen. Wie ich.»
    Sie hielt inne und senkte den Blick, als meditiere sie. Es herrschte eine gespannte Stille. Aaron spürte das Misstrauen der Anwesenden. Ruckartig hob Cynthia den Kopf und ihre Augen leuchteten in sanftem Gold.
    «Ich bin Azazeels Tochter, ein Engelbastard wie ihr. Unsere Väter haben sich einst nach der Rebellion gegen das Licht entschieden. Auch wir müssen unseren Weg bestimmen. Jetzt, heute, morgen. Doch die Finsternis zieht euch ins Verderben. Wehrt euch!»
    Cynthia ereiferte sich. Aus jedem ihrer Worte sprach Überzeugung. Was hatte diesen Sinneswandel bei ihr ausgelöst? Das war nicht mehr die Frau, mit der Aaron unter einem Dach im Engelsghetto lebte. Ihr Gesicht war starr und blass. Ihr Auftritt ließ ihn genauso wenig kalt wie die anderen, in deren Mienen Abscheu und Erstaunen zugleich lagen. Im selben Moment wurde ihm bewusst, wie sehr die Prophetin gegen ihr dunkles Erbe kämpfte.
    Ein Raunen ging durch die Zuhörerreihen. Cynthias Lippen umspielte ein zufriedenes Lächeln, als glaubte sie, ihre Worte wären auf fruchtbaren Boden gefallen. Aaron hingegen bezweifelte das Ergebnis ihres Appells, auch wenn es ihr mit der emotionalen Rede gelungen war, die Aufmerksamkeit aller zu gewinnen.
    Es war jedoch eine einzige Provokation Luzifers, mit der sie sich auf gefährliches Terrain begab. Worte, die der Höllenfürst nicht ungesühnt lassen würde. Er würde nichts unversucht lassen, auch Cynthia für sich zu gewinnen.
    Ein schmächtiger Mann in grauem Anzug, der etwa Ende zwanzig war, trat an die Bühne, drehte sich zu den Zuhörern um und räusperte sich. Sein Auftreten wirkte selbstbewusst, seine Gesten waren bedächtig, wie Aaron es oft bei Klerikern gesehen hatte. Sein blondes, straff zurückgekämmtes Haar glänzte im Licht, was seine markanten Gesichtszüge gut zur Geltung brachte. Sein Blick war durchdringend und bezwingend. Er faltete die Hände und setzte eine ernste Miene auf.
    «Der Verkünder!», rief einer voller Ehrfurcht aus und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    Ein Raunen ging durch die Menge. «Der Verkünder. Ja, der Verkünder», klang es von allen Seiten.
    Aaron fühlte Wut in sich aufsteigen. Sofort fürchtete er um Cynthia und war froh, ihr hierher gefolgt zu sein. Er kannte die Prophetin gut genug, um aus ihrem Blick Ungläubigkeit und Entsetzen zu lesen, selbst wenn sie äußerlich gefasst wirkte.
    Das Erscheinen des Verkünders versetzte auch Joel in Alarmbereitschaft, in dessen Augen es wütend aufblitzte. Sobald die Situation eskalierte, mussten sie eingreifen. Aarons Engelzeichen brannte wieder, noch stärker wie zuvor, als wollte es ihn an die Vergangenheit erinnern. Sein Wunsch nach Vergeltung wuchs mit jedem Atemzug. Seine Sinne tasteten den Raum ab. Der Verkünder musste Seraphiels Bastard sein.
    Aarons Hand zitterte, und er wollte nach dem Schwert greifen,

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