Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
getroffen wurde. Blut sickerte aus der Wunde und lief an seinem Arm hinab.
Plötzlich hörte Aaron hinter sich einen Knall. Die Eingangstür flog aus den Angeln und sein Vater Uriel erschien in Begleitung der drei anderen Erzengel. Nichts erschien Aaron in diesem Augenblick vollkommener und erlösender als ihre weißen Schwingen. Die Klingen der Flammenschwerter reflektierten das Licht und sandten Strahlen durch den Raum. Als die überlebenden Nephilim die Engel erkannten, rannten sie ihnen entgegen, warfen sich vor ihnen auf den Boden und flehten um Gnade.
Michael und Gabriel forderten Luzifer zum Kampf, während Raphael seinem Sohn Joel zu Hilfe eilte. «Bring die Prophetin in Sicherheit! Sie ist unsere Hoffnung. Lauf, bevor Luzifers Garde eintrifft!», erreichte ihn die mentale Botschaft seines Vaters.
Uriel stürzte sich auf Azazeel und übernahm Aarons Part. Doch Aaron zögerte, es widerstrebte ihm, seinen Vater und die anderen zurückzulassen. «Nun mach schon!», donnerte Uriel und Aaron löste sich aus der Starre.
Als er Cynthia erreicht hatte, brach der Fußboden auf. Flammen schossen aus den Spalten empor und die Nephilim stoben kreischend auseinander. Ein Tor zur Hölle hatte sich soeben geöffnet. Gefallene und Dämonen eilten ihrem dunklen Gebieter zu Hilfe.
Vorsichtig hob Aaron Cynthia auf und eilte mir ihr beschützt von Michael in die Nacht. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Sie sah zu ihm auf und röchelte. Blut rann aus ihrem Mundwinkel und ihre Lippen zitterten. «Aaron?», flüsterte sie.
«Du darfst jetzt nicht sprechen, Cyn. Ich bringe dich in Sicherheit.» Er rannte mit ihr über den Fabrikhof zum eisernen Tor.
«Du … musst … mir … zuhören.» Ihre Finger krallten sich in seinen Oberarm.
«Später.»
«Nein, jetzt … mir bleibt … keine Zeit.» Ihre Stimme wurde kraftloser.
«Also gut», gab er nach.
«Hüte dich … vor dem Sohn … des Lichts. Seine Seele … ist …verdammt und er … sucht …seinen Nephilim … der ihn …» Plötzlich rollte sie mit den Augen und ihr Kopf sank an seine Brust.
Aaron schüttelte sie leicht. «Cyn? Was meinst du damit?» Aber er erhielt keine Antwort. Die Prophetin war wieder ohnmächtig geworden.
Zuerst wollte Aaron zum Wagen zurückrennen, doch mit ihm würde er nicht schnell genug vorankommen. Im Ghetto lebte seit Kurzem der Heiler Ham. Er war ihre letzte Chance!
Aaron kletterte aufs Dach der Fabrikhalle. Er legte Cynthia vorsichtig ab. Ihr Herzschlag war kaum zu spüren, obwohl die Waffe in ihrem Körper nicht mehr glomm. Hastig zog er den Mantel aus und warf ihn achtlos beiseite. Dann beugte er sich vor und konzentrierte sich auf seinen Rücken. Es fiel ihm schwer. Seine Sorge um Cynthia und der ungewisse Ausgang des noch herrschenden Kampfes bedrückten ihn.
Aaron schloss die Augen und atmete in tiefen Zügen ein. Er spürte weder den eisigen Wind, der durch seine Kleidung fuhr, noch die Wunde am Arm. Umso mehr aber die Schwingen, die in rasantem Tempo aus seinem Rücken wuchsen. Die Haut spannte schmerzhaft über den Spitzen. Immer wieder überraschte ihn die Kraft und Geschwindigkeit, mit der sie durchbrachen.
Er biss die Zähne zusammen und stöhnte vor Schmerz. Seine Haut war zum Zerreißen gespannt, bis sie dem inneren Druck nachgab und sich die Flügel ihren Weg nach draußen bahnten. Die Spitzen seiner schwarzen Schwingen schoben sich aus dem Körper und durchstießen sein Sweatshirt. Es brauchte eine Minute, bis sein Körper das Blut in die Flügel gepumpt hatte und sie kräftig genug waren, ihn in die Luft zu heben. Er breitete seine Schwingen aus, hob Cynthia auf die Arme und flog mit ihr in den Nachthimmel davon.
Sie zitterte in seinen Armen. Er wagte es nicht, sie an seinen Körper zu pressen, weil er befürchtete, das Schwert könnte dann noch tiefer in ihren Leib dringen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er das Engelsghetto erreicht. Doch als er Cynthia durch den Hintereingang in die Bar trug, hörte ihr Herz auf zu schlagen. Ihre Augen starrten ins Leere. In seiner Verzweiflung trat er die Tür auf, warf seine Flügel ab, die sofort zu Asche zerfielen, und schrie nach Ham.
Der Alte kam die Treppe heruntergehumpelt und schaltete das Licht ein. Er brauchte kein Wort zu sagen, das Entsetzen in seinem faltigen Gesicht war unverkennbar. Ham hinkte näher und hielt seine knochige Hand über die Stirn der Prophetin. Seufzend schüttelte er den Kopf.
«Ihre Seele hat uns bereits verlassen. Ich kann ihr den Weg
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