Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
vernünftig, wenn man das Übersinnliche außer Betracht ließ. Würde er mit einem Dämon oder Nephilim fertig werden? Die Zweifel ließen sie noch immer zögern.
Lattisaw hielt ihr die Tür auf und bedeutete ihr voranzugehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen verließ sie schließlich mit ihm das Department. Wenn sie Beweise finden konnte, dann in dem Haus am Hudson River, davon war sie überzeugt. Aber an Aarons Seite hätte sie sich sehr viel sicherer gefühlt.
Der dichte Nebel über dem Hudson River verschluckte die Schiffe. Nur das Plätschern des Wassers und die Nebelhörner verrieten, dass sich hinter dem weißen Vorhang der Fluss verbarg.
«Hier, das ist es.» Rebecca deutete mit dem Finger durchs Fenster auf eines der Häuser. Sie hatte es an dem Schild in Walform erkannte, das an der Laterne vor dem Eingang im Wind hin und her schwang.
«Lassen Sie uns nachsehen.»
Rebecca und Lattisaw stiegen aus dem Wagen und liefen den schmalen gepflasterten Weg bis zur Haustür. Sie zitterte leicht, die Angst von neulich war wieder gegenwärtig.
«Sind Sie sicher, dass es das richtige Haus ist?», fragte er.
«Ja, bin ich.»
«Sieht aber bewohnt aus.»
Der Polizist zeigte auf die Gardinen an den Fenstern. Sein Hinweis brachte Rebecca ins Grübeln. Sie schloss die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, ob sie Gardinen gesehen hatte. Nein, es waren keine da gewesen. Aber vielleicht hatte sie sie übersehen. Lattisaw klingelte und wartete vor der Tür.
«Da wird niemand auf…» Die Worte starben in Rebeccas Kehle, als eine Frau mittleren Alters die Tür öffnete.
«Sie wünschen?»
Das konnte nicht sein. Dieses Haus war gestern unbewohnt gewesen.
«Entschuldigen Sie, bitte», Lattisaw beugte sich zum Klingelschild hinab, «Mrs. Holyfield. Ich bin Detective Matthew Lattisaw.»
Er hielt ihr seinen Dienstausweis vor die Nase. Mrs. Holyfield wich erschrocken einen Schritt zurück und legte die Hand an ihre Brust.
«Du liebe Güte, ist meinem Mann etwas passiert?»
«Nein, nein, keine Sorge», er wandte sich zu Rebecca um und winkte sie zu sich. «Sind Sie erst heute eingezogen?»
Rebecca trat nur zögerlich neben Lattisaw. Hier stimmte etwas nicht, das spürte sie. Als ihr Blick Mrs. Holyfields begegnete, glaubte sie, eine Warnung zu erkennen. Das knochige Gesicht der Frau mit den tief liegenden Augen und der Hakennase verlieh ihr das Aussehen eines Raubvogels.
«Detective, wir wohnen seit über zwanzig Jahren in diesem Haus. Ich weiß nicht, wie Sie zu dieser Annahme kommen.»
Rebecca war enttäuscht und wütend zugleich. Die Frau log.
«Miss Clancy behauptet, gestern Abend in Ihr Haus entführt worden zu sein.»
«In unser Haus? Alfred, hast du das gehört?» Sie rief über die Schulter zurück in den Flur hinein. «Mein Sohn kann Ihnen bestätigen, dass das nicht wahr ist.»
Das Blut sackte in Rebeccas Füße, als sie den Priester aus dem Krankenhaus wiedererkannte, der jetzt neben Mrs. Holyfield, seiner angeblichen Mutter, stand.
«Was gibt es denn, Mom?»
Der Priester hatte seine klerikale Kleidung abgelegt. Er schwenkte ein Glas Wasser hin und her. Augenblicklich kehrte das Brennen an Rebeccas Armen zurück.
«Diese Lady da behauptet, dass sie gestern Abend von uns hierher entführt wurde!», empörte sich Mrs. Holyfield und zeigte auf Rebecca.
«Nicht Sie, Mrs Holyfield, andere haben Miss Clancy in Ihr Haus entführt», korrigierte Lattisaw und warf Rebecca einen eindeutigen Blick zu.
«Das ist völlig unmöglich. Das hätten wir gehört», widersprach der Priester und funkelte Rebecca triumphierend an. Sein Grinsen entging Lattisaw, der sich der Mutter zugewandt hatte. Wer war der Priester und welches Spiel spielte er hier? Er musste zu dieser Sekte gehören. Wut keimte in Rebecca auf.
«Auch wenn Sie uns jetzt weismachen wollen, dass das Haus seit Jahren bewohnt ist, ich weiß, dass dieses Haus leer gestanden hat und ich hier gewesen bin.» Rebecca zeigte auf das Kellerfenster mit dem doppelten Feststellhaken.
«Bitte, Sie können sich gern im Keller umsehen.»
Mrs. Holyfield trat beiseite, um Lattisaw und Rebecca hereinzulassen. Rebecca zögerte. Das Brennen an ihren Armen wurde mit jedem Schritt, mit dem sie sich dem Priester näherte, stärker. Es musste doch wenigstens im Keller irgendeinen Hinweis geben. Vielleicht das abgebrochene Metallstück zwischen den beiden Fensterhaken oder die Asche der Nephilim?
Lattisaw verschwand mit Mrs. Holyfield im Hausflur, während der Mann
Weitere Kostenlose Bücher