Ab heute alles anders
zum Zweck der Gewichtsreduktion keinen Sinn.
Hunger
Ein profaner Grund für die Nahrungsaufnahme ist Hunger. Wie dieses Gefühl genau zustande kommt, ist immer noch höchst unklar – was man unter anderem daran erkennen kann, dass es andernfalls längst geeignete Medikamente gäbe, um den Hunger wirksam zu kontrollieren und das Abnehmen zu erleichtern. Über die Entstehung des Hungergefühls gibt es verschiedene Theorien. Eine Theorie (die thermostatische Theorie) geht davon aus, dass die Umgebungstemperatur einen gewissen Einfluss auf das Hungergefühl besitzt, was mit der Beobachtung übereinstimmt, dass bei hohen Außentemperaturen der Appetit abnimmt. Es liegt nahe, vor allem den Hauptnährstoffen selbst einen Einfluss auf die Regulierung der Nahrungsaufnahme zuzuweisen. Die lipostatische Theorie basiert daher auf der Annahme, ein hoher Fettsäurespiegel |119| im Blut sowie ein Anwachsen der Fettdepots führen zur Sättigung. Die aminostatische Theorie hingegen besagt, dass ein hoher Aminosäurespiegel diesen Effekt habe. Welche Bedeutung diese drei Theorien im Einzelnen haben, ist noch weitgehend unklar. Da Kohlenhydrate den wichtigsten Nahrungsbestandteil darstellen, herrscht Einigkeit darüber, den zentralen Einflussfaktor auf das Hungergefühl im Blutzuckerspiegel zu sehen. Diese Theorie (glucostatische Theorie) geht davon aus, dass ein hoher Blutzuckerspiegel zu Sättigung führt, während sein Abfall das Hungergefühl auslöst. Für die Ernährung folgt daraus eine wichtige Regel:
Nahrungsmittel, die zu einem schnellen Abfall des Blutzuckerspiegels führen, verursachen eine häufige Nahrungsaufnahme, während Nahrungsmittel, die den Blutzuckerspiegel weitgehend konstant halten, eine anhaltende Sättigung hervorrufen. Es muss hinzugefügt werden, dass mit »konstant« nicht etwa »konstant hoch« gemeint ist, sondern der Normbereich zwischen 100 bis 130 Milligramm pro 100 Milliliter Blut.
Regulierung des Blutzuckerspiegels
Der Blutzuckerspiegel wird von verschiedenen Hormonen kontrolliert, deren Freisetzung wiederum von der Nahrungsaufnahme beeinflusst wird. Das wichtigste dieser Hormone ist das Insulin; ein hoher Blutzuckerspiegel setzt Insulin frei. Insulin ist ein sogenanntes Peptidhormon aus 51 Aminosäuren, das in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Seine Wirkung kann man vereinfachend als aufbauend (anabol) bezeichnen. Insulin bewirkt:
eine Senkung des Blutzuckerspiegels durch Steigerung der Glukoseaufnahme in die Zellen,
|120| eine Hemmung des Abbaus der Glukosespeicher,
eine Aktivierung der Fettsäurebildung aus Glukose,
eine Steigerung der Fettsäureaufnahme ins Fettgewebe
eine Hemmung des Fettabbaus,
eine Steigerung der Proteinsynthese bei gleichzeitiger Hemmung des Proteinabbaus.
Gegenspieler des Insulins sind das ebenfalls in der Bauchspeicheldrüse gebildete Glucagon und das aus dem Nebennierenmark stammende Adrenalin. Sie werden im Hungerzustand, also durch einen niedrigen Blutzuckerspiegel, oder bei anderen Stresssituationen freigesetzt, bewirken einen Abbau der Energiereserven und erhöhen auf diese Weise wieder den zu niedrigen Blutzuckerspiegel.
Wie viel soll man essen?
Führt man zu viel Energie zu, wird der Anteil, den der Organismus nicht benötigt, gespeichert – und zwar in Form von Fett. Das liegt daran, dass die Kohlenhydratspeicher Leber und Muskulatur relativ klein sind: In Form von Glycogen kann die Leber circa 150 Gramm Kohlenhydrate speichern, die Muskulatur circa 250 Gramm. Außerdem kann die in der Muskulatur gespeicherte Glukose die Muskelzellen nicht verlassen, weil das Enzym zur Glycogenspaltung dort fehlt, sodass diese Reserven für andere Organe nicht einsetzbar sind. Das Fettgewebe hingegen besteht bei einem gesunden Menschen aus einer Masse von 8 bis 15 Kilogramm bei Männern und 10 bis 20 Kilogramm bei Frauen und kann auf 100 Kilogramm ausgedehnt beziehungsweise auf 1 Kilogramm reduziert werden.
Hinzu kommt, dass der menschliche Organismus in der Lage ist, Kohlenhydrate in Fette umzuwandeln. Die Umkehrung, nämlich |121| aus Fetten Kohlenhydrate zu machen, ist leider nicht möglich, weil uns die dazu erforderlichen Enzyme fehlen. Das ist schade, denn dann hätte niemand Gewichtsprobleme ...
Dennoch muss eine Ernährung mit hohem Kohlenhydratanteil nicht automatisch zu einer verstärkten Fetteinlagerung führen. Das wäre nur dann der Fall, wenn die Energiebilanz nicht ausgeglichen ist, wenn man also deutlich mehr aufnimmt, als dem Bedarf
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