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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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bist du überhaupt?«
    Ah, Dina ist aufgewacht. Manchmal ist es hilfreich, jemand zur Seite zu haben, der lange Zeit in Amerika war.
    »Hallo«, sagt Fran und streckt ihre Hand aus, hochzufrieden, daß mein Ausbruch ihr die Gelegenheit gibt, ihre Gelassenheit unter Beweis zu stellen. »Ich bin Fran.«
    Dina ist von meiner Schulter abgerückt und sitzt aufrecht neben mir. Sie ignoriert die Hand. »Gabriel? Kennst du die?«
    »Sie ist eine Freundin von Nick.«
    »Wie - ’ne richtige Freundin oder bloß so’ne Schwachsinnige, die nach seiner Trillerpfeife tanzt?«
    Inzwischen kennt Dina Nicks ganze Geschichte, sowohl seine eigene messianische Version wie auch meine unterminierende Sicht. Die Antwort auf Dinas Frage müßte wohl lauten, daß Nick nach Frans Trillerpfeife tanzt, aber obwohl ich in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft bereits einen tiefen Haß auf Fran entwickelt habe, bringe ich es nicht fertig, vor ihrer Nase in der dritten Person von ihr zu reden so wie Dina es tut: wieder mal das Englische an mir.
    »Ich bin eine Freundin. Eine gute Freundin«, sagt Fran. Himmelarsch. Nicht mehr lange, und ich zerschmettere die Kursivtaste.
    »Kanntest du ihn schon, ehe er seinen Zusammenbruch hatte?« fragt Dina im Verhörton.
    Fran lächelt in sich hinein, so als hätte sie die Frage erwartet. »Ich würde eher von einem Auf- Bruch sprechen«, sagt sie.
    » AAAAAAH!!! «
    Im ersten Moment denke ich: Das ist wahrscheinlich bloß jemand, der Fran zugehört hat. Im nächsten Moment stürzt die halbe Vorderreihe der orangenen Stuhlphalanx um. In dem Tumult falle ich auf Fran und schlage ihr dabei so unglücklich mit der Schulter ins Gesicht, daß sich ihre Nase noch weiter hochschiebt. Aus ihrer Hockstellung heraus purzelt sie nach hinten, und ich lande bäuchlings in Querlage auf ihr, so als hätte ich vor, ans andere Ufer von ihr zu kraulen. Aus dieser Position heraus wende ich den Hals, weil ich herausfinden will, was uns umgehauen hat, und sehe, wie Nick auf einem Stuhl in der zweiten Reihe, jetzt die erste, kniet und beide Hände gegen das Gesicht des mit Beck’s-Bierflaschenscherben bestückten Mannes drückt.
    »AAAAAAH«, sagt der Mann.
    »Ich kann dich heilen«, ruft Nick, ziemlich laut. »Ich kann dich heilen.«
    »Du Schwein«, schnaubt Fran, die immer noch auf dem Boden liegt und zu mir hochstarrt. »Du hast mich angegriffen! Du gewalttätiges Schwein!«
    Zum ersten Mal klingt ihre Betonerei echt und spontan.

    Ich kann Ihnen flüstern, die in der Notaufnahme sind an derlei Gefechte gewohnt. Innerhalb Sekunden, nachdem Nick die Stühle umgestürzt hatte, kamen fünf oder sechs Pfleger aus allen Richtungen angesaust, zogen Nick von dem Mann weg, mich von Fran runter, schleppten den Becks-Mann irgendwo anders hin und stellten die Ordnung wieder her. Sie sind also doch noch gekommen, die Männer in weißen Kitteln.
    Das Ergebnis des ganzen Aufruhrs war jedoch wunderbar: Wir wurden vorgezogen. Nummern 40, 41 und 42 mußten tief verbittert mit ansehen, wie die Stationsschwester die Blitzentscheidung traf, Nick sofort dranzunehmen, ehe er noch mehr Unsinn anstellte. Und so verlief eigentlich alles recht erfreulich, außer vielleicht für den Mann mit den jetzt um einiges tiefer in seinem Gesicht steckenden Beck’s-Scherben.
    »Und was halten Sie von solchen Gedanken?« fragt Dr. Prandarjarbash, der diensthabende Psychiater vom Royal Free.
    »Was halten Sie denn davon?« fragt Nick zurück, das fünfte Mal, daß er diese Taktik anwendet. Dr. Prandarjarbash schiebt seine Brille ein Stückchen die Nase hoch, seufzt leise, sehr leise, und kritzelt ein paar Notizen auf das an sein schwarzes Clipboard geklemmte Blatt. Schwestern kommen und gehen hinter dem blauen, L-förmig um die kleine Nische im Konsultationsbereich gezogenen Vorhang.
    »Wären Sie vorläufig damit einverstanden, Mr. Munford, daß ich die Fragen stelle und Sie sie beantworten? Sie können mich ja später fragen, wenn Sie wollen.«
    »Ich bin verrückt, was Doktor?« Nick wirft die Arme in die Luft und wedelt damit herum. A la Al Jolson. »Wheeeeheeeheee!« Dann fährt er sich mit dem Zeigefinger an seine trockenen, aufgesprungenen Lippen und schiebt ihn hektisch hin und her. »Wubbawubbawubbawubbawubba!!« Nach einer Weile hört er damit auf. »Ja, verrückt! Sie sollten mich lieber in die Klapsmühle stecken, zusammen mit all den anderen...«, jetzt beugt er sich vor, nimmt seine ganze Kraft für die Riesenbetonung zusammen, die jetzt kommt,

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