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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Tanzfläche zog und in die Arme schloss. Edda wand sich aus seinen Armen, obwohl sie am liebsten dort geblieben wäre.
    „Wollen wir frische Luft schnappen?“, fragte der Junge.
    Edda nickte. Sie gingen durch den Club und traten auf einen Balkon, auf dem ein paar Liegen standen. Da waren Pärchen, die knutschten. Edda und der Junge stellten sich an das Geländer und schauten in die Nacht. Von ferne dröhnten die Bässe durch den dicken Beton des Gebäudes. Hier an der frischen Luft, abseits der flackernden Lichter und pochenden Rhythmen, merkte Edda, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Ihr Herz schlug schneller, schien zu rasen und wenn sie Luft holte, wurde ihr schwindelig. Als sie sich setzen wollte und die Augen schloss, sah sie bunte, fast stechende Sterne und sie merkte, wie ihr schlecht wurde.
    „Alles okay?“
    Edda nickte. Dann schüttelte sie den Kopf und das Letzte, was sie sah, war das Gesicht des Jungen, der sie anschaute.
    „Edda?“
    Ihr Name.
    Wer rief da?
    Wer war Edda?
    Schwarz.
    | 2220 |
    „Kommissar Wolff“, stellte sich Nikto vor und hielt dem Bahnbeamten seinen Ausweis hin. Dann deutete er auf Simon, der mit Brille hinter ihm stand und um einiges älter aussah. „Mein Azubi Geißlein.“ Der Bahnbeamte, der im Hauptbahnhof für die Schließfächer zuständig war, nickte nur, denn er überprüfte gerade in Gedanken, ob er sich irgendetwas hatte zuschulden kommen lassen. Er konnte nichts finden.
    „Worum geht es?“, fragte er.
    „Schließfächer“, sagte Nikto wichtig und zückte eine Kamera. Er zeigte dem Beamten Aufnahmen eines unscheinbaren Mannes. Circa fünfzig, Brille, Dufflecoat, Hut. Typ Buchhalter. Anhand des eingeblendeten Datums konnte man sehen, dass der Mann in den letzten Wochen immer montags und mittwochs einen Metallkoffer in eins der Schließfächer stellte. Immer die Nummer 69. Der Bahnbeamte zuckte mit den Schultern.
    „Und?“
    „Wir müssen an ein Schließfach.“
    Simon staunte über die Lässigkeit, mit der Nikto den Beamten bearbeitete. Er selbst hätte seinem neuen Freund auf Anhieb abgenommen, dass er als Kommissar arbeitet. Diese Aufgabe aber war vertrackter. Immerhin sollte der Beamte ohne irgendeinen schriftlichen Beleg das Fach öffnen. Nikto und Simon versprachen sich eine Menge davon.
    „Brauchst du Geld?“, hatte Nikto Simon gefragt, als sie den Streifenwagen hatten stehen lassen und ein Stück gegangen waren. Simon hatte ihn nur angeschaut und Nikto hatte ihm die Kamera in die Hand gedrückt. Simon hatte sich die Fotos von dem Buchhalter angeschaut und konnte nicht begreifen, was das mit Geld zu tun haben sollte. Nikto lächelte.
    „Musst noch viel lernen, mein Freund“, hatte er gesagt und Simon in den nächsten Fair-Trade-Coffeeshop geschleust. „Scheißkaffee, aber Netz umsonst. Und hübsche Mädchen.“ Als sie sich in eine Ecke zurückgezogen hatten, erklärte Nikto, was diese Fotos bedeuten konnten. Vor allem, wenn man wusste, dass diese Kamera einem Polizeibeamten gehörte.
    „Hab sie dem einen Bullen geklaut, als wir weg sind. Sind Überwachungsfotos“, sagte Nikto. „Der Typ da wird observiert. Und er weiß es nicht.“
    „Du glaubst, in dem Koffer ist Geld?“
    „Japp!“
    „Warum haben sie ihn dann noch nicht festgenommen?“
    „Weil sie den suchen, der den Koffer abholt. Aber den haben sie noch nicht.“
    „Sie observieren das Schließfach doch.“ Simon war irritiert. Es gab viele Fotos, die aufgenommen wurden, als irgendwelche Reisende an Fach 69 rüttelten oder die Fächer daneben belegten.
    „Ja. Sie observieren anscheinend Nummer 69 rund um die Uhr. Und immer wieder, wenn die Mietzeit abgelaufen ist, wird ein Koffer reingestellt. Keiner aber abgeholt.“
    „Geht doch gar nicht“, sagte Simon.
    „Geht nicht?“, fragte Nikto und sah Simon herausfordernd an. Simon nahm sich noch einmal die Kamera und betrachtete die Fotos.
    „Ich hab’s dir gesagt. Die Menschen sehen immer nur das, was sie erwarten. Was sie gewohnt sind. Nicht das, was sie sich nicht vorstellen können.“ Nikto deutete herum. „Siehst du die Geister? Da! Und da! Und hier ... neben dir!“
    Unwillkürlich rückte Simon ein wenig zur Seite. Aber da war nichts.
    „Schwachsinn!“
    „Hey! Sag das nicht. Alles, was du ablehnst, beschränkt dich. Warum soll es keine Geister geben? Lass alles zu, wenn du ein großes Leben führen willst.“
    „Was denn für welche?“, fragte Simon. „Was für Geister gibt’s denn hier so?“
    „Na, der da“, sagte

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