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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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berichtete Elisabeth, dass es noch eine andere Chance für Olsen geben könnte. Der Neurologe in der Klinik habe bei einem der bedeutendsten Hirnforscher des letzten Jahrhunderts gelernt. Der alte Mann sei pensioniert und lebe im Taunus. Professor Dr. Hubert Fischer. Wenn Elisabeth ihren Bekannten darum bäte, würde der sicher einen Termin bei Professor Fischer möglich machen, in dessen Seniorenheim in Oberursel.
    Schon bei dem Wort „ Taunus “ hatte Olsen aufgehorcht. Er wusste, dass Oberursel ebenfalls dort war. Als Elisabeth den Namen des Ortes aussprach, war Olsen sofort hellwach. Das konnte kein Zufall sein. Er dachte an Alberti.
    Zu Elisabeths Überraschung und Freude war Olsen sofort einverstanden. Er drängte auf eine schnelle Abreise. Kaum zwei Stunden später machte sich der grüne alte Kombi von Bad Wildungen aus auf den Weg nach Oberursel zu Dr. Fischer. Herrn Wehner hatte Elisabeth bei einer Freundin untergebracht.
    Der Neurologe aus Elisabeths Klinik hatte den Besuch angekündigt und Professor Dr. Fischer hatte nur zu gerne zugesagt. Abwechslung von dem tristen Heimalltag war ihm immer willkommen. Er hasste die anderen Alten um sich herum, die schon ab 11 Uhr vormittags trippelnd vor dem Speisesaal lauerten, obwohl es erst um 12:30 Uhr Mittagessen gab. Als wären sie längst tot. Als lebten sie nur noch in ihrer Vergangenheit. Das war schlimmer als tot. Er hasste sie dafür. Alle, fast alle, hatten Kinder, Familie. Nachkommen, die sich kaum blicken ließen. Wenn es nicht gerade um den Geburtstag oder Weihnachten ging. Oder um eine Unterschrift unter ein vorformuliertes Testament. Dr. Fischer war froh, dass er keine Familie hatte, die ihn enttäuschen konnte. Familie hatte keinen Wert mehr. Nichts mehr hatte einen Wert in dieser Gesellschaft. Wenn Dr. Fischer sich etwas vorwarf, dann, dass er mit seiner Arbeit diese Entwicklung nicht hatte aufhalten können. Auf der anderen Seite ... seit dem 11. September, den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, war sein Fachwissen wieder gefragt. Er hatte seitdem ein paar Reisen in den Nahen Osten gemacht, im Auftrag der CIA. Das hatte ihm gutgetan. Und vor Kurzem erst hatte ihn Clint aufgesucht und um Hilfe gebeten. Fischer war sicher, dass in nicht allzu ferner Zukunft sein Wissen helfen würde, gewaltige Veränderungen herbeizuführen. Aus der Geschichte der Menschheit, mit der er sich seit Jahren beschäftigte, wusste er, dass die Verhältnisse erst einmal unerträglich werden mussten, bevor es zu Veränderungen kam. Jeder Revolution ging Leid voraus. Und wenn Fischer in die Gesichter seiner Altersgenossen hier schaute, dann war das sein persönliches Leid. Der jämmerliche Verfall. Das Sabbern, die Vergesslichkeiten dieser Menschen. Die Erwartungshaltung an die Pharmaindustrie und Medizin. Fischer hielt das alles für mangelnde Disziplin. Das würde ihm nie passieren. Sobald er den Verfall bei sich als unaufhaltsam diagnostizieren würde, würde er zu der Kapsel greifen, die er immer bei sich trug. Fischer empfand einen gewissen Triumph bei der Vorstellung, dem Kerl mit der Kutte und der großen Sichel im entscheidenden Moment ein Schnippchen schlagen zu können.
    Unruhe. Das war es, was Olsen empfand, als Elisabeth am Bad Homburger Kreuz Richtung Oberursel abbog. Olsen beherrschte die Unruhe, doch er konnte sie nicht einordnen. Er redete nicht, wartete ab, was weiter passieren würde. Es war, als horche er in sich hinein und scanne zugleich alles, was ihn umgab, mit einer ungekannten Akribie. Eine Ahnung erfüllte ihn. Sie fühlte sich ganz und gar nicht gut an. Mit einem Schlag spürte er plötzlich seinen Puls. Er pochte durch seinen Körper. Olsen schaute in den Schminkspiegel, den er wegen der Sonne heruntergeklappt hatte und erkannte, dass man ihm äußerlich nichts ansehen konnte. Keine Regung verriet, was in ihm vorging. Er sah zu Elisabeth. Sie bemerkte den Blick, lächelte nur. Olsen versuchte herauszubekommen, was den heftigen Herzschlag ausgelöst hatte.
    Sie hatten die Autobahn verlassen und standen an der Ampel. Das Navigationsgerät forderte links abzubiegen in die Hohemarkstraße. Olsens Blick aber fixierte das Straßenschild, das nach rechts zeigte. Nach Kronberg. Er begriff sofort, dass dieser Name den heftigen Puls ausgelöst hatte. Schnell schloss er die Augen. Doch die Anspannung verging nicht. Im Gegenteil. Sie wurde immer unerträglicher. Ein Haus tauchte aus der Erinnerung auf. Eine Villa. Uniformen. Amerikanische

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