Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
aufknallte. Ich ließ mich in meinen Schreibtischsessel fallen, und während ich zu Atem kam, zog ich das Paket heran und las den daran geklebten Zettel.
Abby, ich habe alle Ihre Mittwochtermine verlegt und den Terminkalender in die oberste Schublade gelegt. Das Paket kam, während ich Ihre Klienten anrief. Melden Sie sich, wenn Sie meine Hilfe brauchen.
Es tut mir so leid wegen Ihrer Freundin.
Yvonne 29.8.
Lächelnd nahm ich mir vor, Yvonne anzurufen und mich bei ihr zu bedanken, dann riss ich das Paket auf. Es war von Theresa und enthielt eine schöne Engelsfigur von Kim Lawrence, meiner Lieblingskünstlerin, die für ihre stilisierten Figuren bekannt ist. Die kleine Statue war betitelt mit »In Seiner Gnade« und stellte einen gesichtslosen Engel mit Heiligenschein und großen Flügeln dar. Der Kopf war leicht gebeugt, und er trug einen flatternden Umhang. Wirklich schön. Ich beeilte mich, den Brief zu öffnen, der dabeilag.
Liebe Abby, Brett und ich sind in unser neues Haus in Santa Monica eingezogen, und ich gewöhne mich allmählich ein. Nächste Woche treffe ich mich zum ersten Mal mit meinem Produzenten, dann sprechen wir über Ideen für die Sendung. Manchmal muss ich mich noch kneifen, um zu glauben, dass das alles wirklich wahr ist, und dabei ermahne ich mich, dankbar zu sein.
Die Figur habe ich in einem kleinen Geschäft in Santa Monicas Innenstadt gefunden und sofort an Dich gedacht. Sie erinnert mich an den Erzengel Michael. Ich weiß, Du hast eine besondere Vorliebe für ihn. Darum dachte ich, ich mache Dir ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk.
Auf jeden Fall vermisse ich Dich wahnsinnig! Ich schwöre, ich habe vorige Woche Deine Energie gespürt, als ich draußen am Strand lag. Es war, als stündest Du direkt neben mir. Ruf mich bald mal an!
Alles Liebe Theresa
PS: Ach, fast hätte ich‘s vergessen! Eine gewisse Mary drängt sich immer wieder in meine Gedanken und bittet mich, Dir auszurichten, dass es ihr und Lou gut gehe und sie viele Blumen pflanze. Sie rät Dir, vorsichtig zu sein. Sie war es übrigens, die mich zu diesem Engelkauf angeregt hat! Sie meinte, er sei zu Deinem Schutz und ich solle mich mit dem Paket beeilen. Hoffe, er nützt etwas!
Ich ließ den Brief sinken und schüttelte den Kopf. Theresas Begabung verblüffte mich immer wieder, und Tränen der Erleichterung stiegen mir in die Augen, als ich mir Mary Lou in einem Himmel vorstellte, wo sie Blumen pflanzen und einen schönen Garten anlegen konnte.
Ich schluckte mühsam, als mir einfiel, dass in vierzig Minuten die erste Sitzung mit einem Klienten anstand und noch einige Anrufe zu erledigen waren. Im Grunde hatte ich schon beschlossen, die erste Sitzung in der Praxis abzuhalten und dann ins Hotel zu flitzen, um den zweiten Klienten pünktlich von dort aus anrufen zu können. Die Sitzungen dauerten gewöhnlich eine Dreiviertelstunde, sodass ich fünfzehn Minuten für den Weg zum Hotel hatte.
Ich stellte die Figur auf den Schreibtisch und griff eben zum Telefon, als es plötzlich klingelte. Erschrocken nahm ich ab und hielt es zögernd ans Ohr. »Hallo?«
»Abby, bitte, leg nicht auf.« Dutch. Diesmal ganz beherrscht.
Ich seufzte demonstrativ und fauchte: »Ich habe dir nichts zu sagen! Du bist ein Lügner, du betrügst deine Frau und gibst vor, ein anständiger Polizist zu sein, der sich an die Regeln hält, während du in Wirklichkeit ein verlogener Idiot bist, der glaubt, dass er die Leute benutzen kann!« Hmmm. Offenbar hatte ich ihm doch einiges zu sagen.
In dem Moment klopfte es leise an der Tür. Ich atmete tief durch und blinzelte die Tränen weg. »Wer ist da?«, rief ich und hielt die Hand auf die Sprechmuschel.
»Abigail Cooper? Hallo, ich bin’s, Mike Pad. Ich habe den Neun-Uhr-Termin bei Ihnen. Ich weiß, ich bin ein bisschen früh dran, aber ich war so gespannt, Sie kennenzulernen ...«
»Abby, hör mir zu, ich schwöre dir, es ist nicht so, wie du denkst«, sagte Dutch in mein Ohr.
Lügner, Lügner!
Der Klient und Dutch hatten gleichzeitig geredet, und ich schüttelte den Kopf, um die beiden Sätze zu sortieren. »Augenblick noch, ich muss hier etwas klären«, sagte ich zu Dutch und legte den Hörer hin. Ich zog die oberste Schublade auf, nahm den kleinen blauen Terminkalender heraus und schlug den heutigen Tag auf. Da war Mike eingetragen. Ich rief »In Ordnung, ich komme sofort« und ging eilig zur äußeren Bürotür. Als ich sie aufzog, stand ein umwerfender, lässig gekleideter Mann davor, mit
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