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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lage.
    Ich blickte Kobold an, weil ich glaubte, er würde mich nun ins Arbeitszimmer winken, stattdessen aber steckte er nur kurz den Kopf hinein, zog die Tür zu und wartete weiter mit mir. Zehn Minuten verstrichen, während ich unruhig mit dem Knie wippte. Ich musste Dutch eine Warnung zukommen lassen, aber wie? Wie sollte ich das in dieser Situation bewerkstelligen?
    Im linken Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und blickte auf. Ein Mann mittlerer Größe mit Allerweltsgesicht schlenderte heran. Vor der großen Doppeltür blieb er stehen und betrachtete mich. Als sich unsere Blicke trafen, hatte ich das unbestimmte Gefühl, ihn nicht zum ersten Mal zu sehen. Leicht lächelnd neigte er den Kopf, dann zog er die Tür auf und ging hinein. Ich überlegte, wo ich diesem Mann schon mal begegnet war. Er schien mich zu kennen, aber ich konnte sein Gesicht nicht einordnen.
    Grübelnd wippte ich weiter mit den Knien, bis der Mann kurze Zeit später wieder herauskam, mich diesmal jedoch ignorierte und sich schnell entfernte. Ich sah ihm hinterher, wie er den Flur hinunterlief, und dachte wieder, dass ich ihm schon einmal begegnet war. Aber das Einzige, das mir vage bekannt vorkam, war die Art, wie er mich angeblickt hatte. Dieser Ausdruck in den Augen kam mir bekannt vor ... und dann wusste ich es: Er war der Killer, dem ich bei der Hochzeitsfeier die Karten gelegt hatte.
    Ich versuchte, den Kloß hinunterzuschlucken, der sich gerade in meinem Hals gebildet hatte, doch es gelang mir nicht. In dem Moment öffnete Kobold die Tür und winkte mich herein. Auf zittrigen Beinen begab ich mich in die Höhle des Löwen und trat vor Kapordelis, der fett und stinkend in seinem Ledersessel hinter dem monströsen Schreibtisch saß.
    »Miss Cooper, Sie enttäuschen mich«, begann er und kam sofort zur Sache.
    »Wie das?«, fragte ich beim Hinsetzen und hielt seinem Blick stand.
    »Ich hatte gehofft, Sie würden die Polizei außen vor lassen, und jetzt berichtet mir mein Personal, dass Sie heute Vormittag mehrere Stunden lang auf dem Revier gewesen sind.«
    Mein Herz hämmerte. Oh Gott, er dachte, ich hätte etwas durchsickern lassen. »Es ist umgekehrt, Mr Kapordelis. Sie enttäuschen mich.«
    Er musterte mich mit gefährlichem Blick. Ich stachelte seine Wut an und sie wuchs rasch. »Wie bitte?« Sein Ton jagte mir eine Todesangst an.
    »Sie haben mir eine unvollständige Akte gegeben.«
    Er beugte sich nach vorn und stützte sich auf die Ellbogen. »Was soll das heißen?«
    »Die Akte über Dora - in dem Polizeibericht fehlte die zweite Seite. Ich wurde von Detective Johnson aufgefordert, aufs Revier zu kommen, um in dem Fall meiner Schwester ein paar Dinge zu bestätigen, und während ich dort war, ist es mir gelungen, an den Originalbericht zum Verschwinden Ihrer Frau heranzukommen.«
    Kapordelis trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, während er darüber nachdachte. Ich ergriff die Gelegenheit, um meine Geschichte ein bisschen zu untermauern. »Sehen Sie, ich habe eine Kopie der zweiten Seite bei mir«, sagte ich und beugte mich vornüber, um meine Handtasche aufzuheben. Noch bevor ich sie auf meinen Schoß legen konnte, wurde mein Arm von einem Schraubstock umklammert und jede weitere Bewegung unmöglich gemacht. Die Tasche wurde mir unsanft aus der Hand gerissen. Ein zweiter Scherge, den ich noch gar nicht bemerkt hatte, kam wie aus dem Nichts herbei und stellte sich schützend zwischen mich und Kapordelis.
    Der Mann, der meine Handtasche hatte, war groß und schlank, hatte glänzend schwarze Haare, olivbraune Haut und breite Schultern. Er wäre attraktiv gewesen, hätte er nicht diesen grimmigen Gesichtsausdruck gehabt, mit dem er zornig und gemein wirkte.
    Ich sah machtlos zu, wie er meine Tasche aufriss und durchwühlte. Zweifellos suchte er nach Handgranaten, die zwischen meinem Kleingeld im Portemonnaie versteckt sein mussten. Nachdem er Haarspray, Lippenstift, Brieftasche, Kaugummis, Schlüssel und ein paar Tabugegenstände hin und her geschoben hatte, drückte er mir die Tasche in die Hand und trat wieder zurück an die Seite. Ärgerlich schnaubend holte ich das nunmehr verknitterte Blatt Papier heraus und reichte es Kapordelis über den Schreibtisch.
    »Wenn ich die Polizei auf Sie aufmerksam machen wollte, hätte ich mir wohl kaum diese Kopie aus der Akte besorgt, oder? Glauben Sie, ich würde dann noch an dem Vermisstenfall arbeiten?«
    Kapordelis blickte von dem Blatt auf und sah mich an, dann las er weiter.

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