Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
lassen. Seine Geduld war überstrapaziert.
»Sie sind im Keller.«
»Bei Ihrem Freund?«
Ich ließ theatralisch die Schultern sacken. »Ja«, antwortete ich resigniert. »Er versteckt sich da unten.«
»Gehen wir«, befahl Jean-Luke und wedelte mit dem Revolverlauf.
Steifbeinig ging ich auf die Kellertreppe zu. Mein Herz hämmerte, meine Intuition war in voller Alarmbereitschaft. Die Kelleridee kam von den Geistern, die mich leiteten, und zuerst wollte ich mich nicht darauf einlassen. Ein toller Platz zum Sterben, dachte ich nämlich. Aber in letzter Sekunde beschloss ich, ihnen zu vertrauen. Als ich auf die Tür zuging, überlegte ich, wie sie mich wohl aus dieser Situation wieder rausholen wollten.
Wir gingen durch die Küche, und an der Kellertür blieb ich stehen. »Er ist da unten«, sagte ich, »mit den Diamanten.«
Jean-Luke stieß mich mit dem Lauf an. »Aufmachen!«
Ich gehorchte und wir spähten beide in die Dunkelheit. »Sagen Sie ihm, er soll raufkommen«, befahl Jean-Luke.
»Dave?«, rief ich in den Keller. »Dave? Du wirst nach oben kommen müssen.«
»Machen Sie das Licht an!«
Ich griff nach dem Schalter, und als ich ihn drehen wollte, fegte ein schwarzer Schatten aus dem Treppenschacht und Jean-Luke in die Haare. Der torkelte rückwärts, schlug wild um sich und schwenkte den Revolver durch die Luft, während der Vogel ihm um den Kopf flatterte. Zwei Schüsse gingen daneben, und ich duckte mich, die Arme schützend um den Kopf gelegt. Einen Moment später, als der beißende Geruch des Schießpulvers in der Luft hing und der Vogel durch die Küche flatterte, sah ich zu Jean-Luke hoch, und meine Intuition sandte mir eine Erkenntnis.
»Sie haben keine Patrone mehr«, sagte ich höhnisch lächelnd.
Jean-Luke zielte auf mich und drückte ab. Es klickte nur. Er schleuderte den Revolver in die Ecke und stapfte mit wutverzerrtem Gesicht auf mich zu, packte mich am Kragen und fauchte: »Dafür mache ich Sie kalt.«
Er griff mir an den Hals und würgte mich. Panisch kratzte ich an seinen Handrücken und tat alles, um mich ihm zu entwinden, aber er zerrte mich gewaltsam durch die Küche und stieß mich gegen die Wand, während er weiter auf meinen Kehlkopf drückte. Ich sah Sterne, und vor Schmerz und Angst trat ich und kratzte und schlug, aber vergeblich. Ihm stand der Wahnsinn in den Augen, er atmete heftig, sein Zorn war übermächtig.
Gerade als sich mein Blickfeld zu verdunkeln drohte, sah ich eine Kette mit Rosenkranzperlen und Knoblauchzehen über seinem Kopf erscheinen, dann wurde er mit einem Ruck zurückgerissen und hochgehoben. Augenblicklich ließ er mich los. Ich sank auf die Knie und fasste mir mühsam atmend an die schmerzende Kehle. Aus den Augenwinkeln sah ich einen rasenden Dave, der selbst mir Angst machte. Er hatte Jean-Luke in der Knoblauchschlinge und zog ihn durch die Küche wie eine Marionette, während dieser sich nun verzweifelt an den Hals griff und bei jedem Ruck von Dave fast das Gleichgewicht verlor.
Daves Gesichtsausdruck war von Wut und Entschlossenheit gezeichnet, und ich wusste, es brauchte eine Menge, um ihn so weit zu bringen.
»Dave!«, stieß ich mühsam hervor. Ich dachte: Das geht nicht gut aus. »Dave! Hör auf!«
Ich wollte schreien, krächzte aber nur, und es war auch schon zu spät. Mit einem letzten heftigen Ruck an der Knoblauchschlinge ließ Dave los. Jean-Luke schwebte mit den Hacken über der Kellertreppe, Erleichterung im Gesicht, weil der Druck der Schnur um seinen Hals weg war. Dann sah ich die Erkenntnis in seiner Miene, dass es hinter ihm abwärtsging, als er nutzlos mit den Armen rudernd von der obersten Stufe kippte. Die Treppe hatte kein Geländer, nichts konnte seinen Sturz aufhalten.
Ich sah, wie er verschwand. Unwillkürlich hielt ich ihm meine Hand entgegen, als könnte ich ihn aufhalten. Mit einem widerwärtigen Knacken schlug er unten auf, und in Dave McKenzies Gesicht trat eine kalte Befriedigung.
15
Ich saß auf der Rückbank des Streifenwagens mit einer Decke um die Schultern und einem Becher heißem Kaffee in den Händen. Ich zitterte vor Kälte, obwohl die Heizung auf Hochtouren lief. Die Notärzte hatten mich bereits untersucht und mir empfohlen, ins Krankenhaus zu gehen, aber das hatte ich abgelehnt. Mir war überhaupt nicht danach, obwohl mein Hals entsetzlich wehtat.
Dutch stand im Vorgarten, redete mit Dave und Milo, und alle drei schauten regelmäßig zu mir herüber. Dave erzählte ihnen alles, was passiert war, da
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