Abdruecker (Splattergeschichten)
wie einer, der gerade austreten war und sich schämt, dass ein anderer dazu stößt. Der Fahrer, der jetzt blicklos an ihm vorbeiging, stieg kommentarlos zum Führerhaus hoch, startete den Lastwagen. Hatte es eilig, in die Gänge zu kommen, lenkte an ihm vorbei. Zurück blieb die Decke, die Zek unter seinen Wagen geworfen hatte. Hätte auch eine Handgranate sein können, dachte er lächelnd. Was war das für ein Fahrer, der einen Fremden bei seinem Fahrzeug erwischt und sich nicht dafür interessiert, was der dort macht. Ob von ihm eine Gefahr ausgeht. Wahrscheinlich war er von Angst gelähmt, dachte Zek, hob die Decke auf und verstaute sie im BMW. Danach kehrte er noch einmal zum Russenwagen zurück und wischte ihn sorgfältig ab. Er würde hier stehenbleiben. Das war mit dem Herrn so abgesprochen. Jemand würde ihn später holen. Bis dorthin würde keiner den Wagen beachten.
Viele Stunden später hielt er in einer kleinen Stadt und ging dort in einen Laden, um einen Spaten zu kaufen. Er verscharrte Nr. 56 einige hundert Meter von der Durchfahrtsstrasse entfernt, denn die Weichheit des Bodens ließ es nicht zu, dass man die Fahrbahn überhaupt verließ und in die Steppe hineinfuhr. Jeder Versuch, auf einen Feldweg zu steuern, hätte im Schlick geendet. Der Boden schmatzte, während Zek grub. Bevor er die Leiche der Nr. 56 in das Loch schob, befühlte er ihre Bauchhaut, zückte dann das Skalpell in seiner Brusttasche und stach in die Haut. Er musste eine Weile mit dem Finger puhlen, bis er den Peilsender entfernt hatte, den man den Frauen auf der Farm einsetzte, um Verfolgungen zu erleichtern. In diesem Fall musste er mit ganzer Kraft an dem Kabel zerren, um es loszureißen. So lange hatte es im Inneren der Frau gesteckt, und so stark war es eingewachsen.
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Die erste Frau im Westen war eine Deutsche, die sich an der griechischen Küste zur Ruhe gesetzt hatte. Es war eine Ansiedlung im Stein, wo sie lebte, mehrere Hütten mit Satellitenschüsseln drauf, Fundamente von Stein oder Erde, Wochenendhäuser, mehr oder weniger gut verankert, dazwischen Abstellplätze für Wohnmobile. Die Deutsche wohnte bei ihren Eltern in München, und wenn sie mit einem Lover allein sein wollte, fuhr sie hierher.
Der Wind kam am Abend, während der Tasse Tee zum Schlafengehen. Der Wind war sehr stark. Zek spürte die Deutsche unter der Decke mit der glatten, warmen Oberfläche der Haut. Sie konnten beide nicht schlafen, und ihre Unruhe dabei, dass er da war, kam zu all dem noch dazu: Dem Zerren des Windes an der Verankerung der Fenster, die schadhaft und verbogen immer wieder einen frischen Hauch Wüstenwind einließen. Dem leer gefegten Nachthimmel in seiner Schärfe, der die weißen Körnchen von Sternen glitzern ließ. Die Deutsche wölbte den Rücken gegen Zek, und er umschlang sie und drückte ihr die Hände.
Er hatte mit ihr auf dem Boden des Campingwagens geschlafen mit Knien, die wund wurden auf dem Teppich, und kaum war die Zeit-Ort-Empfindung zurückgekommen, sagte sie: „Ich habe mir einmal auf diesem Teppich den Rücken verbrannt. Ich war offen.”
„ Ja?”
„ Beim Masturbieren.”
„ Mit wem?”
Sie lachte leise, antwortete aber nicht. „Wenn ich eine Nutte wäre, dann wäre ich eine, die sich um ihre Kunden kümmert. Ich wäre eine, die jedem das gibt, was er braucht, und die ihren Stolz darin sieht, eine gute Nutte zu sein. Auf den Bauch.”
Zek drehte sich herum und sie befühlte prüfend seinen Rücken, seine Arme. Auf seinem Rücken waren Kratzspuren.
„ Also, deine Arme sind entschieden zu lang”, sagte sie mit einem Schnauben, während sie ihm einige Mitesser ausdrückte. Damit meinte sie, dass er sich gern am Rücken kratzte. Dort, wo der Einschuss war, als ihn die Kugel des Mannes getroffen hatte, der ihm den Geldkoffer abgenommen hatte. Die Deutsche sprach nicht über seine Narben. Sie küsste ihn stattdessen zwischen die Schulterblätter und fragte: „Hast du den Vogel gehört?”
Er dachte nach, wann. „Nein.”
„ Sie hat heute geschrien, es war zum Töten.”
Der Wind kam wieder am Abend, während der Tasse Tee zum Schlafengehen. Er war auch an diesem Tag sehr stark. Und wieder spürte die Deutsche unter der Decke mit der glatten, warmen Oberfläche der Haut, über die seine Finger strichen. Wieder und wieder, über ihre Hüften, ihre Schenkel, über ihren Po. Sie hatten fünf Stunden in der Sommerhitze eine Wanderung unternommen, immer mit dem Blick auf das Meer, und
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