Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
ihn gekuschelt.
    »Na ja, ich habe schon angenommen, dass sie es mit ausgelöst haben. Aber in erster Linie war es mein Blut, mein Erbe, könnte man sagen. Ich war der Hawkins. Sie waren doch gar nicht von hier, nicht so wie ich jedenfalls, seit Generationen schon. Aber wenn das stimmt … ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll.«

    Sie strich ihm mit der Hand über das Herz. »Jetzt entspann dich doch mal.«
    »Warum hat Dent es zugelassen? Wenn er wusste, wie er ihn aufhält, warum hat er es dann so weit kommen lassen?«
    »Noch eine Frage.« Quinn stützte sich auf den Ellbogen und blickte ihn an. »Wir finden es heraus, Cal. Ich glaube fest daran.«
    »Ja, mit dir zusammen glaube ich auch daran.« Er berührte ihre Wange. »Quinn, ich kann heute Nacht nicht hierbleiben. Lump mag ein fauler Hund sein, aber er braucht mich.«
    »Noch eine Stunde?«
    »Ja.« Er lächelte, als sie sich über ihn beugte. »Ich glaube, eine Stunde lang hält er es noch aus.«
     
    Als er später zu seinem Auto ging, hatte der Wind aufgefrischt, und die kahlen Äste der Bäume ächzten. Cal blickte forschend die Straße entlang, aber er sah nichts.
    Etwas ist im Wind, dachte er noch einmal und stieg in seinen Wagen, um nach Hause zu fahren.
     
    Es war schon nach Mitternacht, als Gage der Wunsch nach einer Zigarette überfiel. Seit zwei Jahren, drei Monaten und einer Woche rauchte er nicht mehr, eine Tatsache, die ihn immer noch aufregte.
    Er drehte das Radio lauter, um sich abzulenken, aber das steigerte das Verlangen nur noch. Er musste es ignorieren, denn sonst hätte ja das alte Sprichwort gegolten: Wie der Vater, so der Sohn.

    Und er war nicht wie sein Vater.
    Er trank Alkohol, wenn ihm danach war, aber seit seinem siebzehnten Lebensjahr war er nicht mehr betrunken gewesen, und damals war es mit Absicht geschehen. Bei anderen tolerierte er es, und eigentlich machte er auch seinem alten Herrn keinen Vorwurf. Nach Gages Auffassung lebte eben jeder sein Leben, so gut er konnte.
    Mit dieser toleranten Einstellung war er auch auf sein plötzliches und überraschend intensives Verlangen nach einer Zigarette vorbereitet. Als ihm allerdings jetzt einfiel, dass er sich in der Nähe von Hawkins Hollow befand, wo er höchstwahrscheinlich hässlich und schmerzhaft sterben würde, kamen ihm die Warnungen des Gesundheitsministeriums auf den Schachteln auf einmal höchst unnötig vor.
    Am nächsten Supermarkt hielt er an, holte sich einen schwarzen Kaffee und ein Päckchen Marlboro.
    Er ging zu seinem Wagen, den er in D. C. gleich nach seiner Ankunft gekauft hatte. Der Wind fuhr ihm durch die dunklen Haare, die im Moment ein wenig länger als gewöhnlich waren, da er den Friseuren in Prag nicht getraut hatte.
    Er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, sich zu rasieren, seine Bartstoppeln trugen zu dem gefährlichen, düsteren Aussehen bei, das die junge Angestellte an der Kaffeetheke innerlich vor Lust hatte erschauern lassen.
    Er war groß, über einsfünfundachtzig, schlank, aber gut trainiert. Zwar war er nicht streitlustig, aber er ging auch keinem Kampf aus dem Weg. Und er wollte gewinnen.
Sein Körper, sein Gesicht, sein Verstand waren seine Werkzeuge, ebenso wie seine Augen, seine Stimme und die Beherrschung, die er selten verlor.
    Er war ein Spieler, und ein kluger Spieler achtete darauf, dass seine Werkzeuge gepflegt waren.
    Wieder auf der Straße, trat Gage das Gaspedal des Ferraris durch. Es war vielleicht albern, so viel von seinem Gewinn in ein Auto zu stecken, aber Himmel, wie es fuhr! Und da er vor so vielen Jahren als Anhalter aus Hollow geflüchtet war, war es schon ein gutes Gefühl, jetzt stilvoll zurückzukehren.
    Komisch, jetzt, wo er sich die blöden Zigaretten gekauft hatte, war ihm nicht mehr danach. Er wollte noch nicht einmal mehr den Kaffee. Die Geschwindigkeit war Kick genug.
    Er flog die letzten Kilometer über die Interstate und nahm die Ausfahrt, die ihn nach Hollow brachte. Die dunkle Landstraße war leer - was ihn um diese nächtliche Stunde nicht überraschte. Ein wenig zog sich ihm der Magen zusammen, weil er nach Hause fuhr, statt dem Impuls zu folgen wegzulaufen, aber er spürte auch, wie es ihn dorthin zog.
    Er griff nach dem Kaffee und stand im gleichen Moment auf der Bremse, weil Scheinwerfer direkt auf ihn zukamen. Er hupte und sah, wie das andere Auto ins Schleudern geriet.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße, dachte er. Ich habe das Schätzchen doch gerade erst gekauft.
    Dann stand er mitten

Weitere Kostenlose Bücher