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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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Kirche mit seinem auffallend schlanken Turm bietet mit kunstvoll gestalteten Fenstern etwas für das Auge. Noch bevor ich mich wieder auf den Pilgerweg begab, hatte ich Lust auf einen Spaziergang am Ufer der Dordogne. Leider führte der Weg nicht an ihr entlang. Ich nahm mir viel Zeit heute, deswegen war meine Extratour kein Problem. Erst nach 2 Stunden schlug ich wieder Kurs Richtung Santiago ein. Wäre ich auf dem Motorrad unterwegs gewesen, hätte ich mich wohl als Easy Rider gefühlt, so war’s Easy Pilgern.
     
    Ich kam nur ein paar Kilometer weit, bis ich unverhofft aufgehalten wurde. In Petit Montet, einem winzigen Dorf, wurde ich von einer alten Dame „aufgefordert“, mit in ihr kleines Häuschen zu kommen. Madame Yvette heißt die ausgewiesene Pilgerfreundin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, in ihrem Garten auf vorbeiziehende Pilger zu warten und diese auf einen Plausch einzuladen, ein Tässchen Kaffee natürlich inklusive. Voller Stolz präsentierte sie mir ihre beeindruckende Sammlung fossiler Gesteine und Mineralien. Sogar einen eigenen Pilgerstempel hat sie sich zugelegt. Als Gegenleistung bat sie um einen Eintrag in ihr Gästebuch, dem ich gerne nachkam. Die gute Frau ließ mich erst weitergehen, nachdem sie mir ein Quartier für die kommende Nacht organisieren durfte. Mit der Gewissheit, dass ich gut versorgt bin, war sie dann glücklich und schickte mich mit den besten Wünschen wieder auf den Weg. Was für eine niedliche Dame!
     
    Wiederum nur ein paar Kilometer weiter, hielt auf einer schmalen Straße ein Auto neben mir an. Die Insassen, zwei Damen mittleren Alters, wollten mir nur die Hand schütteln und einen guten Weg wünschen. Welch ein komischer Tag, vielleicht lag es ja an meiner guten Laune! Auf jeden Fall war es schön zu erleben, wie angenehm die ungespielte Freundlichkeit wildfremder Menschen auf einen selbst wirkt. Auffallend war es aber nur deshalb, weil derartige Verhaltensweisen eher nicht normal sind. Eigentlich schade... .
     
    Auf meinem Weg durch die Weinberge, die den ganzen Tag die Szenerie bestimmten, traf ich auf eine 3-köpfige Pilgertruppe, alles Männer um die 50 Jahre. Ein Belgier, der in seiner Heimat Bastogne gestartet ist, sowie 2 Franzosen, die von Vézelay bis zu den Pyrenäen unterwegs sind, haben sich offenbar gesucht und gefunden. Noch als sie weit mehr als 100 Meter hinter mir waren, hörte ich sie laut erzählen und lachen. Der Jakobsweg macht auch ihnen offenbar viel Spaß!
     
    Bis Pellegrue, einer Minibastide aus früheren Zeiten verlief mein Weg ohne weitere Begegnungen. Bei strahlendem Sonnenschein gönnte ich mir neben der kleinen Dorfkirche ein ausgedehntes Päuschen und merkte erst spät, wie hinter mir dicke Gewitterwolken aufzogen. Vorsorglich verlagerte ich meine Rast ein paar Meter weiter zu dem überdachten Umkleidetrakt eines Sportplatzes, wo einige Mütter auf ihre Minikicker warteten. Trotz dunkelster Wolken blieb es trocken, lediglich kräftige Sturmböen setzten ein und wirbelten den zahlreich vorhandenen Unrat wie in einer Windhose mehrere Meter nach oben. Nach 15 Minuten war ich des Wartens müde und setzte meinen Weg fort. Allerdings folgte ich der Straße und nicht dem markierten Feldweg. Das waren zwar 3 km mehr, trotzdem war es eine gute Entscheidung, denn kaum mehr als einen Kilometer weiter setzte doch noch ein heftiger Gewitterregen ein. Ich konnte mich gerade noch trockenen Fußes auf ein privates Anwesen flüchten und fand Schutz in einer offen stehenden Scheune. Dort traf ich auf den Eigentümer, einen Weinbauer, der ebenfalls noch so gerade vor dem Wolkenbruch die trockene Zuflucht erreichte.
     
    Bei einer Tasse Kaffee kamen wir dank der guten Englischkenntnisse des Landwirts schnell ins Gespräch. Der Mann schien vom Pilgern noch nichts gehört zu haben, das schloss ich aus seinen Fragen. Wie ein Schulkind wurde ich ausgefragt und erntete immer wieder erstaunte Blicke. Ganz und gar unvorstellbar war es für den Gutsbesitzer, dass man mit einem nur 11-12 kg schweren Rucksack rund 3 Monate unterwegs sein kann und es einem dabei an nichts fehlt. „Life can be so simple.“, hörte ich ihn mit ungläubigem Kopfschütteln sagen, bis er seine Gedankenspiele mit einem entschlossenen “Why not?!“ beendete. Genauso ist es!
     
    Von ihm erfuhr ich, dass ein Großteil der Weinbauern in Südfrankreich mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, wie viele der deutschen Kollegen. Steigende Qualitätsanforderungen und Kosten, eine

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