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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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sein, und das bin ich! Ich habe inzwischen sehr viel Vertrauen...! Ich bekomme das hin mit Santiago, daran glaube ich felsenfest!
     
    Morgen wartet der nächste Schritt, und ich werde ihn garantiert nicht ohne ein gescheites Frühstück vorher gehen... . Der Mensch, das lernende Wesen!
     
     

    Blick aus der Pilgerherberge von Roquefort
     
     
     
     
     
     

Tag 54, Mont-de-Marsan - Hagetmau 37 km
     
    Der neue Tag begann ernüchternd. Nach dem strahlenden gestrigen Tag wurde ich durch prasselnden Regen geweckt. Der Blick hinaus verhieß keine Besserung. Alles grau! Zunächst hielt ich mich aber mal an meinen guten Vorsatz von gestern und besorgte in der Boulangerie um die Ecke ordentlich Teigwaren. Ich hatte kaum mit dem Frühstück angefangen, da stand Melinda schon wieder zum Abmarsch bereit. Angesichts der trüben Suppe draußen ließ ich mir noch etwas mehr Zeit als sonst. War gestern meine Trägheit Grund dafür, dass ich nicht losgehen wollte, war es heute das trockene warme „Heim“. Jeden Tag eine neue kleine Überwindung. Natürlich trotzte ich meiner inneren Blockadehaltung und begab mich denn doch hinaus in die herbstlich erscheinende Tristesse. Die fehlende Schönheit von Mont de-Marsan kam so noch besser zur Geltung.
     
    Erst mal auf den Beinen, klappte es mit dem Laufen. Das Losgehen ist bei so einem Wetter immer noch das Schwierigste, obwohl ich jetzt schon so lange unterwegs bin. Optische Reize blieben zunächst gänzlich aus. Auch Sonnenschein hätte die Landschaft nicht viel ansehnlicher gemacht. Nach rund 7 km, im nächsten kleinen Ort, Benquet heißt er, winkte mich Melinda ins Rathaus. Sie suchte dort Zuflucht, um ihre Kleidung etwas besser auf den stärker werdenden Regen abzustimmen. Die nette Sekretärin bot uns sofort ein Tässchen Kaffee an. Da sagten wir natürlich beide nicht Nein! Diese kleinen Freundlichkeiten sind’s manchmal, die den Alltag so ungemein bereichern können.
     
    Nach dieser kurzen Aufwärmphase gingen Melinda und ich noch eine Weile gemeinsam. Abgeholzte Waldflächen und später langgezogene Ackerflächen säumten unseren Weg. Als das Gras zunehmend höher und dichter wurde, die Pfade schmaler, matschiger und unebener, sich dazu ein paar Hindernisse auftaten, schickte mich Melinda voran. Mein Tempo war ihr hier zu schnell und sie wollte nicht, dass ich mich nach ihr richte. Also verabschiedeten wir uns, denn wahrscheinlich wird sie nicht noch einmal zu mir auflaufen. Jeder geht fortan wieder seinen eigenen Weg. Meine Schuhe waren bald durch Matschklumpen beschwert, meine Füße nass, Spaß machte es wirklich nicht. Aber kann man das immer erwarten? Wohl eher nicht! Aber ich ging – und das ohne Probleme oder irgendwelche Beschwerden. Was wollte ich mehr?
     
    Saint-Sever liegt etwas erhöht, über einen steilen Anstieg erreichte ich die erste Zwischenstation des Tages. Eigentlich ganz nett, aber heute lud dort nichts zum Verweilen ein. Die „Attraktionen“ der Stadt, das ehemalige Kloster und die alte Abteikirche ließen sich wenigstens im Trockenen besichtigen. Anschließend setzte ich mich auf dem Marktplatz an einen Pfeiler gelehnt unter eine Arkade und stärkte mich mit ein paar Müsliriegeln. Meine Hoffnung auf nachlassenden Regen wurde leider nicht erfüllt. Daher war meine Lust, weiterzugehen, entsprechend wenig ausgeprägt, aber was sollte ich bereits um 14 Uhr in diesem verregneten Nest. Ich war fit, also konnte ich auch laufen!
     
    Ich nahm die letzten 17 km von der sportlichen Seite. Ich fühlte mich an diverse Leistungsmärsche bei der Bundeswehr erinnert. Augen nach vorne und gib ihm! Landwirtschaftlich genutzte Flächen bestimmten weiter das Bild. Nichts was größere Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Nur 2 ½ Stunden dauerte es und ich hatte Hagetmau, mein heutiges Etappenziel erreicht. Ich bin froh, dass Körper und Beine quasi auf Knopfdruck solche kleinen Zusatzbelastungen klaglos hinnehmen. Wir können uns inzwischen richtig gut aufeinander verlassen. Vertrauen eben... .
     
    In Hagetmau gönnte ich mir ein Hotelzimmer, musste nur in einer geschützten Toreinfahrt noch eine halbe Stunde warten, bis die Rezeption öffnete. War aber allemal besser als die Alternative, nämlich ein eigens für Pilger aufgebautes Zelt auf dem außerhalb gelegenen Campingplatz. 8 Betten, kein Tisch, keine Heizung, keine Kochgelegenheit, keine Einkaufsmöglichkeit, nichts zum Trocknen der Klamotten – nein danke! Dann lieber mal wieder Weichei! Gute

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