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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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ernüchternd. Ich sollte es machen, wie alles auf dem Weg bisher immer so gut funktioniert hat – die Dinge einfach geschehen lassen!
     
    Wir wollten beide nicht in Reliegos bleiben und beschlossen, bis Mansilla de las Mulas (mit einfachen Städtenamen hat man es hier wohl nicht) gemeinsam zu gehen. Das ist noch so eine Stadt, die vom einstigen Glanz nichts mit in die heutige Zeit retten konnte. Dort endet die Meseta. Ich war geneigt zu fragen: „Das soll sie schon gewesen sein?“ Wo war diese schwere mentale Prüfung, von der so häufig berichtet wird? Die Meseta war sicher nicht immer toll (viele Straßen, siehe oben), aber keineswegs eine Zerreißprobe. Wahrscheinlich bin ich schon zu lange unterwegs, um dafür noch anfällig zu sein. Und wenn ich an die erste Etappe von Rabé nach Boadilla denke, dann wird eh’ alles davon überstrahlt. Man weiß ja vorher nicht, wann man so einen überragenden Tag geschenkt bekommt, aber wenn man es wüsste, dann wäre er große, wochenlange vorherige Entbehrungen wert. So ein Tag würde diese mehr als wettmachen. Ich würde mich sogar einen Monat oder länger einsperren lassen, wenn ich wüsste, danach kommt ein Tag wie dieser. Wichtig für mich ist daher auch die Symbolik, die von dem Erlebten ausgeht. Eine Essenz, die in jeder Situation des Lebens hilfreich sein kann: Vorausschauen, weitermachen, positiv denken und niemals den Glauben aufgeben, dass etwas Gutes auf einen wartet.
     
    Der Blick in die bereits gut belegten und vor allem engen Schlafräume der örtlichen Albergue schreckte uns ab zu bleiben. Auch ein offensichtlich etwas angepisster Herbergsvater hielt uns nicht ab, noch einmal den Rucksack zu schultern, um ein paar weitere Kilometer zu gehen. Wir seien ja selber schuld, seine schöne und gepflegte Herberge links liegen zu lassen. Wundern würden wir uns noch, und ärgern, gab er uns mit auf den Weg. Wir ließen uns nicht bange machen. Dieser Mensch schien nur den Wettbewerb schlecht reden zu wollen. Ela, die „Australierin“, die gestern schon beim Abendessen mit uns an einem Tisch gesessen hatte, schloss sich Jos und mir kurzerhand an. Auch ihr gefiel nicht, was sie in der Albergue sah. Ela ist richtigerweise Deutsche, kommt aus Elmshorn, lebt aber seit einigen Jahren in der Nähe von Sydney. Im Dreiergespann folgten wir einer belebten Straße bis Puente Villarente. Dort „wartete“ auf uns eine fast leere Albergue. Nicht schön, direkt neben der Straße gelegen, aber ordentlich und sauber. Mehr wollten wir doch gar nicht. Viele Grüße zurück nach Mansilla, hier haben wir es garantiert 100 % besser getroffen! Nur eine weitere Person hielt sich in dem 10-Bett- Zimmer außer uns auf. Konnte mir auch nicht vorstellen, dass sich daran noch viel ändern würde, immerhin war es schon 18 Uhr durch und die Herberge ist noch nicht einmal in unserem recht aktuellen Reiseführer erwähnt. Nun sind wir schon viel näher an León, als ursprünglich gedacht, nur noch 12 km sind es bis dort. Nicht wenige sagen, dass León die schönste große Stadt am Camino ist, der Reiseführer spricht von einem kulturellen Höhepunkt. Wenn das Wetter mitspielt, können wir uns wohl darauf freuen. Heute Abend sieht es ganz vielversprechend aus. Die Sonne schien die letzten Stunden und die meisten Wolken haben sich verzogen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass das noch lange nichts zu bedeuten hat. Wie auch immer, wir 3 nehmen uns jedenfalls vor, morgen Vormittag gemütlich nach León zu spazieren und uns dort einen schönen Tag zu machen. Der Rest ergibt sich. Die Albergue haben wir nicht mehr verlassen. Ein Restaurant gehört dazu, dort konnten wir passabel essen und trinken, anschließend quatschten wir bis in den späten Abend hinein. Jos spricht nicht besonders gern Deutsch, daher wählen wir in seiner Anwesenheit Englisch als gemeinsame Sprache. Ela ist übrigens auch supernett. Es kommt mir vor, als würden wir uns schon eine ganze Weile kennen. Camino kommunikativ! Gerne weiter so... .
     
     
     
     
     
     

Tag 72, Puente Villarente - León 12 km
     
    Kaiserwetter! Bestens gelaunt starteten wir 3 in den Tag. Der We g nach León war es noch nicht, der Freude machte. Das störte uns aber nicht die Bohne, war uns schließlich vorher klar. Es ging nun mal hinein in eine Großstadt. Entlang der Hauptstraße, durch schäbige Vororte, Industriegebiete und vorbei an vielen Baustellen mussten wir uns die Stadt erarbeiten. Ein paar Kilometer gingen wir sogar über den

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