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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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gemeinsamen Frühstück wollte mir Monsieur Delaloy unbedingt seinen Hof zeigen. Klar, dass ich ihm das nicht ausschlug. Neben 100 Milchkühen unterhält er eine eigene Zucht. Den mehr als stattlichen Bullen wollte ich auf freiem Feld nicht
    unbedingt begegnen. Nicht ohne Stolz präse ntierte mir der Landwirt seinen Fuhrpark, der von verschiedenen Landmaschinen aus deutscher Produktion (Deutz) dominiert wird. Adeline hilft bei allen anfallenden Arbeiten. Sie kommt aus St. Etienne, studiert in Montpellier und absolviert bei den Delaloys ein längeres Praktikum. Auch Madame Delaloy ist natürlich voll eingebunden. Die Familie muss, wie alle Bauern, hart für ihr Brot arbeiten. Mir sah es so aus, als machten sie es gerne. Mir wird die Wärme und Herzlichkeit in Erinnerung bleiben, mit der sie mich fremde Person in ihrem Kreis aufgenommen haben. Sauwohl habe ich mich gefühlt! Entsprechend herzlich fiel die Verabschiedung aus, als ich mich wieder auf den Weg begab.
     
    Erfreut nahm ich die Rückkehr meiner Leichtfüßigkeit zur Kenntnis. Die Welt schien
    mir einen schönen Tag schenken zu wollen. Es ging weiter durch unbebaute Landschaft, die Hügel wurden flacher, nur ganz selten passierte ich kleine Bauerndörfer. Unterwegs begegnete mir ein Mofafahrer, der extra anhielt, um mir einen guten Weg zu wünschen. Selbst aus den wenigen Autos, die hin und wieder an mir vorbeifuhren, hoben sich auffallend oft Arme zum Gruß. Alle lachten mir zu, jedenfalls nahm ich es so wahr. Natürlich schenkten mir auch die meisten Kuhherden, die ich passierte, wieder ihre besondere Aufmerksamkeit, indem sie mich ein Stück begleiteten.
     
    Komisch, ausgerechnet in dieser so entspannten Situation schweiften die Gedanken zu meiner beruflichen Situation. Passte eigentlich gar nicht, wobei nach 3 Wochen Pilgern war es ja eigentlich Zeit, das Thema mal in den Fokus zu rücken. Ich dachte über das wirklich gute Angebot eines Unternehmens nach, welches mir dieses vor meinem Start übermittelt hat. Sie wollen mir den Aufbau einer neuen Niederlassung übertragen. Tja, soll ich es annehmen oder ablehnen? Mit dieser Frage habe ich mich eine ganze Weile beschäftigt. Obwohl ich annähernd 11 Jahre in dem Haifischbecken der Versicherungsdienstleister tätig war, ist mir mein Job, die Firma, die Branche nie eine Herzensangelegenheit geworden. Im Gegenteil, in den letzten Jahren habe ich mich innerlich immer weiter davon distanziert. Oder war es nur der Arbeitgeber? Die Erfahrungen, auch die negativen, nimmt mir ohnehin keiner mehr, viel gelernt habe ich in dieser Zeit auch, keine Frage! Aber weitermachen? Ich weiß nicht… . Mein Verstand, kühl und nüchtern kalkulierend, sagt mir zwar, dass ich das Angebot annehmen soll, aber mein Bauchgefühl spricht eine andere Sprache. Demnach hat das Leben noch etwas anderes mit mir vor, was auch immer das sein wird. Kurz, zu einem Ergebnis bin ich noch nicht gekommen, vielmehr bin ich gespannt, wie und wann dieser Denkprozess weitergeht. Ganz sicher werde ich ihn nicht bewusst ankurbeln sondern ihn vielmehr weiter auf mich zukommen lassen - genau wie den Weg!
     
    Vertieft in meine Gedanken merkte ich gar nicht, wie ich Strecke machte. Allmählich näherte ich mich dem von weitem schon sichtbaren lothringischen Kreuz, welches auf einem Hügel vor Colombey-les-Deux-Églises thront. Dort, an wahrhaft historischer Stätte, verbrachte ich eine ausgedehnte Pause. Neben dem ehemaligen Landsitz von General Charles de Gaulle, in dem dieser 1958 Konrad Adenauer empfing, ließ ich mich unter einem Schatten spendenden Baum nieder und mir mein Lunchpaket schmecken. Natürlich durfte ein Besuch am Grab des ehemaligen Staatspräsidenten auf dem kleinen Dorffriedhof nicht fehlen. Unzählige Gedenktafeln verdeutlichen, dass es sich um die Ruhestätte des in Frankreich vielleicht am höchsten verehrten Staatsmannes handelt. So ist es kein Wunder, dass ein Hauch von Geschichte durch die Gassen dieses kleinen Dörfchens zieht und die Erinnerung an de Gaulle lebendig hält. Allwöchentlich pilgern immer noch zahllose französische Touristen nach Colombey-les-Deux-Églises, um dem Ex-General Ehre zu erweisen. Dadurch präsentiert sich die Ortschaft im Gegensatz zu allen anderen, die ich bisher in Frankreich gesehen habe, äußerst gepflegt und sauber. Alte Gebäude sind liebevoll restauriert, Grünflächen penibel gestaltet und sogar eine touristische Infrastruktur ist vorhanden. Es gibt Hotels, Restaurants, Cafés und

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