Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
Spur hinterlassen.
    Besonders die Hufe der Hirsche.
    Eilig zog sich Shannon an und zwang sich, nur an die bevorstehende Jagd zu denken. Wenn sie an den vergangenen Tag dachte, würden nur ihre Hände zittern und ihr Magen sich zusammenziehen. Und wenn sie überhaupt irgendein Tier erlegen wollte, brauchte sie sichere Hände und gute Nerven.
    Denk nicht an Whip. Er ist fort, mag er nun hier sein oder auf der anderen Seite der Welt.
    Er will mich nicht. Er hätte es kaum deutlicher ausdrücken können, wenn er es mir mit seiner Peitsche in die Haut gebrannt hätte.
    Das unerwartete Gewicht ihrer Jacke ließ Shannon ihre Taschen durchsuchen. Zuerst fand sie die Patronen. Dann den kleinen Krug und den dazugehörigen Beutel.
    Shannon verzog das Gesicht, als sie sich wieder an ihre
    Demütigung erinnerte, und schob den Krug auf ein Brett im Schrank. Die Patronen behielt sie, denn die würde sie brauchen können. Dann zwang sie sich, an nichts anderes zu denken als an das, was sie zu tun hatte, und zog die Jacke an, über deren Wärme sie froh war. Ihr war kalt bis in die Tiefe der Seele.
    Fröstelnd hob sie die Flinte von der Wand, prüfte sie und stellte fest, daß sie sauber, trocken und schußbereit war. Sie griff sich eine Handvoll getrocknetes Fleisch, trank einen Becher kaltes Wasser aus dem Eimer und glitt aus der Hütte, hinaus in die dichte, farblose Dunkelheit, die der Dämmerung vorausgeht.
    Leise atmend stand sie vor der Tür und wartete, ob Prettyface sich dagegen wehren würde, allein in der Hütte zu bleiben. So gern sie ihn dabeigehabt hätte, war er doch noch nicht wieder ganz gesund. Er wurde zu schnell müde und war an den Hinterbeinen noch etwas steif, wo ihn die Schüsse getroffen hatten. Noch eine Woche, und er würde wieder ganz in Ordnung sein, aber sie konnte nicht so lange warten, um jagen zu gehen. Ein solcher Schnee war einfach zu gut zum Spurenfinden, um ihn zu versäumen.
    Prettyface winselte an der Tür und begann am Holz zu kratzen, um nach draußen zu kommen.
    »Nein«, flüsterte Shannon.
    Hastig ging sie zur Seite des Hauses, wo der Wind nicht ihren Geruch hineintragen konnte.
    Prettyfaces Winseln wurde lauter und heftiger. Das Kratzen auch.
    Shannon kannte Prettyface gut genug, um Voraussagen zu können, was als nächstes geschehen würde. Er würde anfangen zu jaulen. Und das würde Whip wecken, wo immer er auch lagerte, und dann würde er kommen und nachsehen.
    Der Gedanke daran, Whip schon wieder gegenüberzustehen, bewirkte, daß Shannons Hände feucht wurden und ihr Magen sich zusammenzog.
    Und selbst wenn sie Whips Anblick würde ertragen können, würde er doch sicher einen Wutanfall bekommen, wenn er hörte, daß sie allein auf die Jagd gehen wollte. Aber genau das mußte sie tun. Sie mußte jagen und mit Erfolg, um nicht von Cherokee abhängig zu sein. Wenn Shannon nicht dazu in der Lage war, würde sie im kommenden Winter verhungern oder sich damit abfinden müssen, ihr Leben damit zu verbringen, sich um anderer Leute Häuser und Kinder zu kümmern.
    Und niemals ein eigenes zu haben.
    Shannon war sich nicht sicher, was das Schlimmere war, sterben zu müssen oder vorher gar nicht erst gelebt zu haben. »Still.«
    Der leise Befehl brachte Prettyface für ein paar Augenblicke zum Schweigen. Dann begann er mit einem hohen Gewinsel, das schon bald in lautes Heulen übergehen würde.
    »Verdammt«, sagte Shannon lautlos.
    Sie machte die Tür auf, legte die Hände um Prettyfaces Maul und drückte es fest zu.
    »Du kannst mitkommen, aber du mußt still sein.«
    Prettyface zitterte vor Eifer und tat keinen Mucks. Er kannte das Jagdritual zu gut, um Lärm zu machen, jetzt, wo er auch mit dabeisein durfte.
    Schweigend machten sich Shannon und der große Hund auf den Weg hinaus in die Dunkelheit. Sie wußte, daß Whip ihren Spuren genauso leicht folgen konnte, wie sie Wild zu finden hoffte, doch es würden noch ein paar Stunden vergehen bis zum Tagesanbruch.
    Außerdem würde Whip darauf warten, daß sein Bruder kam, und nicht nach Shannon suchen. Whip hatte es deutlich genug zum Ausdruck gebracht, daß er nicht das Bedürfnis hatte, ihr noch weiter Gesellschaft zu leisten.
    Wenn sie Glück hatte, würde Whip nicht einmal zu ihrer Hütte gehen. Dann würde er auch nicht bemerken, daß sie weg war.
    Das Geräusch eines Schusses aus einer Schrotflinte weckte Whip. Er lag unter seiner Plane und einer Schicht von Neuschnee und horchte aufmerksam. Dann kam noch ein Schuß, der genauso klang wie

Weitere Kostenlose Bücher