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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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der erste.
    Ein Mann. Eine Flinte.
    Kein Antwortschuß.
    Ein Jäger wahrscheinlich, der den Schnee zum Spurensuchen nutzt.
    Whip lag halbwach da und fühlte sich ausgelaugt und erschöpft, als hätte er die Nacht in der Hölle verbracht und nicht in einem bequemen Lager, auf das weich der Schnee fiel und eine zweite warme Decke über ihm bildete. Durch halb geöffnete Lider betrachtete er das pfirsichfarbene Licht am östlichen Himmel. Es würde noch zwei Stunden dauern, bis es richtig Tag war, denn die Sonne mußte ein Stück über den Horizont wandern, bis ihr Licht die hohen Gipfel östlich des Echo Basin überwand.
    Ein dritter Schuß hallte durch den kalten Morgen, dann folgte gleich der nächste.
    Whip lächelte dünn.
    Muß wohl ein Goldgräber sein. Kein anderer Jäger würde vier Schüsse brauchen, um einen Hirsch zu erlegen. Es klang sogar, als würde er beide Läufe benutzen.
    Whip hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, da saß er bereits aufrecht auf seinem Lager, und der Schnee flog in alle Richtungen.
    Das würde sie doch nicht tun!
    Aber Whip wußte genau, daß Shannon es durchaus tun würde. Er war noch nie einer dickköpfigeren Frau begegnet.
    Whip rammte seine Füße in die kalten Stiefel, legte die Peitsche auf der Schulter zurecht, griff sich sein Gewehr und rannte zu der steinigen Anhöhe, die die Lichtung überragte.
    Es stieg kein Rauch aus der Hütte auf.
    Sie schläft wahrscheinlich noch.
    Dann sah Whip die Spuren, die sich von der Hütte entfernten. Er begann, leise zu fluchen.
    Schon sehr bald darauf war Sugarfoot gesattelt, aufgezäumt und in wilden Sprüngen auf dem Weg über die Lichtung. So machte das Pferd seinem Reiter klar, wie ungern es eine kalte Decke und einen noch kälteren Sattel hatte.
    Whip stand die Buckelei seines Pferdes durch, ohne es so recht zu bemerken. Er war immer noch ganz eingenommen von dem Gedanken, daß Shannon irgendwo in der grauen, eisigen Dämmerung unterwegs war und versuchte, sich ihre nächste Mahlzeit zu jagen, als habe sie keine andere Wahl.
    Glaubt sie, ich bin ein solcher Schweinehund, daß ich ihr nicht noch eine Winterration Wild jage, bevor ich fortgehe? Läuft sie deshalb in abgenutzten Stiefeln und Kleidern herum, mit denen man höchstens noch eine Lumpenpuppe ausstopfen könnte?
    Die Antwort lag in den Spuren. Shannon glaubte offensichtlich, daß sie sich ihren Wintervorrat selbst würde jagen müssen.
    Ein rauher Wind, den die Sonne in Bewegung gebracht hatte, kam von den Gipfeln heruntergefegt. Whip schauderte fluchend und zog seinen Kragen höher, damit die eisigen Finger des Windes ihn nicht berührten.
    Sie muß doch frieren.
    Der Gedanke verstärkte seinen Ärger nur noch.
    Warum hat sie nicht abgewartet, daß ich für sie jage ? Ich bin doch nicht so ein Schuft, daß ich ihr nicht helfen würde. Das muß sie doch inzwischen wissen.
    Verdammt, andere Männer hätten einfach genommen, was sie zu bieten hat, und nie mehr zurückgeschaut.
    Aber Shannon hatte sich nicht irgendwelchen anderen Männern schenken wollen. Nur Whip.
    Und er hatte sie hart zurückgewiesen.
    Als er wieder an den Schmerz und die Demütigung in ihrem
    Gesicht dachte, wußte Whip plötzlich, warum Shannon in der eisigen Dämmerung zur Jagd gegangen war. Sie würde keinen Happen Nahrung mehr von ihm annehmen, selbst wenn es bedeutete, daß sie verhungern müßte.
    Grimmig folgte Whip den Spuren, so schnell es das Gelände erlaubte - sicher deutlich schneller, als Shannon vorgangekommen war, denn sie war zu Fuß unterwegs.
    Sie hätte doch wenigstens eins von den verfluchten Rennmaultieren reiten können. Schließlich gehören sie ihr. Die Culpeppers brauchen sie verdammt sicher nicht mehr, und Razorback kann froh sein, wenn er den Winter überlebt.
    Whip wußte, daß Silent Johns altes Maultier nicht das einzige Wesen war, das froh sein konnte, wenn es den kommenden Winter überlebte. Der Gedanke daran, wie Shannon gegen Hunger und Kälte würde ankämpfen müssen, fühlte sich an wie ein Splitter, der tief unter Whips Daumennagel saß. Er schmerzte bei jedem Herzschlag, ganz gleich, wie sehr er sich bemühte, den Schmerz zu lindern.
    Sie ist zu arm, um so stolz zu sein, verdammt. Es wäre absolut keine Schande für sie gewesen, wenn sie eine Stelle bei Cal und Willy angenommen hätte. Es ist ehrliche Arbeit. Und die beiden haben sie gern.
    Aber Whip gab sich keiner Täuschung hin, was seine Chancen betraf, Shannon doch noch dazu zu überreden, eine solche Stelle

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