Abenteurer meiner Traeume
plötzlich angesichts des Ärgers, den sie in seinem Blick sah.
»Rafael!» sagte Willow schockiert. »Wo ist dein Benehmen!«
»In seiner Uhrentasche«, schlug Caleb vor. »Neben seinem Gehirn.«
Whip warf ihm einen grimmigen Blick zu.
Caleb lächelte spöttisch.
»Spar dir das für Reno«, meinte er. »Der wartet schon auf eine Gelegenheit, es dir heimzuzahlen, seit du ihn mit deinen chinesischen Kampftricks niedergemacht hast, weil er Eve schlecht behandelte.«
»Das hat er herausgefordert«, sagte Whip. »Er war einfach dumm, sie nicht heiraten zu wollen. Das sah doch jeder.«
»Außer der betroffene Dummkopf«, stellte Caleb fest. »Darüber solltest du mal nachdenken. Und zwar gründlich. Und dann kannst du dich bei Shannon entschuldigen, indem du ihr beibringst, wie man Walzer tanzt.«
Mit diesen Worten zwinkerte Caleb Willow zu und begann wieder, auf seiner Mundharmonika zu spielen.
Shannon wich Whips Blick aus. Ihre Wangen waren immer noch gerötet wegen seiner Beschuldigung. Sie ärgerte sich, denn sie hatte nichts getan, um seinen scharfen Ton zu verdienen.
Whips große Hand erschien in Shannons Blickfeld. Die Finger waren lang und seltsam elegant trotz all seiner Kraft.
Er roch nach Minze.
Whip sah den Vorwurf in Shannons Augen, als sie zu ihm aufsah, dann das plötzliche Beben ihrer Nasenflügel und ihre Überraschung.
»Minze«, sagte sie.
»Willow hat hinter dem Haus welche gepflanzt. Ich habe etwas davon für dein Zimmer gepflückt, als ihr den Tisch abgeräumt habt.«
»Ich - danke schön«, stammelte Shannon. »Nett von dir.«
Whip streckte ihr auch noch die andere Hand hin und bat leise: »Tanz mit mir.«
Honigmädchen.
Obwohl er das Kosewort nicht laut aussprach, war es im silbernen Glanz seiner Augen zu erkennen, als er sie anblickte.
»Ich - ich kann das nicht«, sagte Shannon.
»Ich werde es dir zeigen, wenn du mich läßt. Läßt du mich, Shannon?«
Sie schauderte plötzlich. »Ja«, flüsterte sie dann.
»Dann komm zu mir«, flüsterte er zurück.
Als Shannon aufstand, nahm Whip ihre linke Hand und führte sie in die Mitte des Zimmers. Dort wandte er sich ihr zu und hob dabei ihre Hand. Wenn sie allein gewesen wären, hätte er die Mitte ihrer Handfläche geküßt. Statt dessen streichelte er sie mit seinem Daumen und drückte dann genau in der Mitte etwas fester zu.
Shannon hatte ein Gefühl, als hätte er ihre Handfläche geküßt. Ihr Atem stockte und ihre Augen wurden weit.
»Leg deine linke Hand auf meine Schulter«, sagte Whip mit tiefer Stimme.
»So?«
»Ja. Dann leg deine rechte Hand in meine.«
Ein verräterischer Schauer durchlief Shannon, als ihre Handfläche Whips berührte.
»Hörst du den Rhythmus der Musik?«, fragte er.
Shannon legte den Kopf zur Seite, obwohl sie das Bewußtsein von Whips Körper so nah an ihrem fast überwältigte. Nach ein paar Atemzügen hörte sie den Rhythmus, den Whip ihr vorzählte, und begann, leise mitzuzählen.
»Genau«, sagte Whip. »Jetzt fang mit dem rechten Fuß an und folge einfach meinen Schritten.«
Whips Griff wurde fester; er führte und stützte sie, wenn sie schwankte. Er bemerkte schnell, daß Shannon ihm gut folgen konnte.
»Bist du sicher, daß du nicht Walzer tanzen kannst?« fragte er bei einer eleganten Drehung.
Sie lachte und hängte sich an ihn, vertraute sich seiner Führung an. Seine Kraft und sein Zutrauen machten es ihr leicht.
»Ich habe immer davon geträumt, einmal so zu tanzen«, sagte Shannon leise. »Ich durfte immer höchstens durchs Geländer auf die wirbelnden Tänzer gucken.«
»Wie alt warst du da?«
»Zwischen fünf und sieben. Das ist schon sehr lange her«, sagte Shannon und zählte eifrig weiter. »Das war, bevor uns Papa verlassen hatte und Mama laudanumsüchtig wurde.«
Whip war schockiert, drang aber nicht weiter in sie. Er wollte die Traurigkeit aus Shannons prachtvollen Augen vertreiben und sie nicht noch verstärken.
»Ich glaube, sie ist bereit für die Polka«, sagte Whip über Shannons Kopf zu Caleb.
Sofort wurde aus der sanften Musik eine deftige, mit schmissigen Refrains, bei denen Willow laut lachte und zum Rhythmus passend mit dem Fuß klopfte.
»Hörst du den Takt?« fragte Whip Shannon.
»Ich müßte tot sein, um ihn nicht zu hören!«
»Oder stockbetrunken«, sagte er. »Ich habe den Verdacht, daß die Deutschen diesen Tanz erfunden haben, damit sie so durstig werden, um dann die ganze Nacht Bier trinken zu können.«
Whip nahm Shannons Hände und
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