Abenteurer meiner Traeume
dich auf den Weg.
Der Gedanke war gar nicht mehr so verlockend, wie er erwartet hätte.
»Ihr braucht ja ganz schön lange«, sagte Eve und lächelte den Männern von der Hintertür aus zu. »Wenn ich noch länger warte, um dich in den Arm zu nehmen, brennen bestimmt die Brötchen an.«
Grinsend wischte sich Reno die Hände an einem Tuch ab und breitete die Arme aus. Eve ging ihm entgegen und drückte ihn fest an sich.
»Ist alles in Ordnung?« fragte sie leise dicht an Renos Ohr.
»Nichts, worüber wir uns Sorgen machen müßten«, antwortete Reno genauso leise.
Er spürte und hörte deutlich den erleichterten Seufzer seiner Frau.
»Es riecht nach angebrannten Brötchen«, sagte Whip trocken.
Reno ließ Eve los, die sich sofort zu Whip umdrehte und die Arme ausbreitete.
»Sie werden schon noch etwas aushalten«, sagte sie. »Denn ich bin einfach zu scharf darauf, mich von dem Mann umarmen zu lassen, den ich am zweitliebsten auf der Welt habe.«
Whip bückte sich etwas, zog Eve an sich und drückte sie.
Reno sah ihnen mit einem lässigen Lächeln und ohne jede Eifersucht zu. Er wußte, daß seine Frau und sein Bruder eine ganz besondere Beziehung zueinander entwickelt hatten, als sie beide ihr Leben eingesetzt hatten, um Reno aus der verschütteten Tiefe einer uralten, gefährlichen Goldmine zu retten.
Mit einem letzten Drücken stellte Whip Eve wieder auf die Beine.
»Kommt rein zum Essen«, sagte Eve mit einem breiten Lächeln. »Man kann eure Mägen schon von weitem knurren hören. Ich decke den Tisch, während ihr die Stiefel auszieht. Wenn du willst, kannst du die Peitsche da zu den Jacken hängen, Whip. Du kannst sie auch bei Tisch tragen, vorausgesetzt, der Hut bleibt hier bei den Stiefeln.«
Reno und Whip tauschten schweigend einen amüsierten Blick, als sie das Paar große, saubere Socken sahen, das neben Renos Mokassins lag. Aber keiner der beiden Männer hatte das Herz, sich über Eves Versuch lustig zu machen, einen Teil des wilden Westens zu zivilisieren. Eigentlich wußten beide die kleinen Rituale und die weibliche Wärme zu schätzen, die aus einem einfachen Haus ein Heim machten.
Beim Essen erklärte Whip Reno und Eve, was er seit ihrer letzten Begegnung alles getan hatte. Als er dann von Echo Basin und Holler Creek erzählte, erwähnte er die Culpeppers eher flüchtig.
Aber auch ohne genauere Schilderung verstand Eve, was in Murphys Laden passiert war. Sie hatte selbst ein paarmal in eher rauhen Städten gelebt, bevor sie Reno begegnet war. Sie wußte ganz genau, welch übles Gesindel Kerle wie die Culpeppers waren.
Was sie nicht wußte, war, wieso Silent John’s Witwe bei den Blacks geblieben und nicht mit Whip gekommen war.
»Warum hast du Mrs. Smith nicht mitgebracht?« fragte sie.
»Mrs. Smith?«
Eve sah an Whips Gesichtsausdruck, daß er sie absolut nicht verstand.
»Die Frau, die du aus Echo Basin zur Ranch der Blacks gebracht hast«, sagte Eve langsam, als spräche sie mit einem zurückgebliebenen Kind. »Die Frau, die die Culpeppers beleidigt haben. Die Frau, deren Ehre du mit deiner tödlichen Peitsche verteidigt hast.«
»Ach so, du meinst Shannon.«
»Herr im Himmel, natürlich«, sagte Eve und lachte. »Bist du mit deinen Gedanken schon wieder auf der nächsten Weltreise?«
Überraschend erschienen rote Flecken auf Whips Wangen.
»Ich betrachte Shannon nicht als Mrs. Smith«, sagte Whip angespannt.
Eve blinzelte und senkte den Blick, damit Whip den plötzlichen Argwohn darin nicht bemerkte. Sie hätte schrecklich gern Reno angesehen, um zu erfahren, was er von Whip und der Frau dachte, die vielleicht Witwe war und die Whip sich lieber überhaupt nicht als verheiratet vorstellte.
»Ich verstehe«, murmelte Eve. »Also: War Shannon zu müde nach dem Ritt aus den Bergen, um auch mit hierher zu kommen?«
»Ich habe sie bei Willy und Cal gelassen. Ich habe gehofft, Shannon würde bei ihnen bleiben und Willow helfen wollen.«
»Das wäre nett«, sagte Eve. »Willow wollte doch schon lange ein Mädchen einstellen, damit -«
»Nicht als Angestellte«, unterbrach Whip sie heftig. »Nicht ausdrücklich. Eher wie eine Schwester oder unverheiratete Kusine.«
Eve räusperte sich nur, anstatt darauf hinzuweisen, daß eine Witwe wohl kaum wie eine unverheiratete Kusine sein könne. Sie kannte die Moran-Männer zu gut, um nicht den warnenden Blick in Whips klaren Augen zu verstehen. Er war gefangen wie in einem Felsloch und konnte sich nicht bewegen.
Und doch mußte er
Weitere Kostenlose Bücher