Abenteurer sucht Frau fürs Leben
erreichten, hat ihr frischgebackener Ehemann Frank seine schicken Schuhe ausgezogen und ist ins Wasser gewatet – mit ihr auf den Armen. Er hat Emma immer wieder herumgewirbelt und gelacht und gelacht, bis ihnen beiden schwindelig wurde – vor lauter Glück und unendlicher Liebe.“
Tränen brannten in ihren Augen. „Er war ihr Seelenverwandter, ihr Ein und Alles. Er ist an einer Gehirnblutung gestorben. Heute wären sie auf den Tag fünfzig Jahre verheiratet gewesen.“ Sie lächelte Kyle wehmütig an, doch er hielt den Blick auf den Tisch geheftet. „Und ich plappere dummes Zeug. Sorry.“
„Sie plappern nicht, Lili. Mir tut Emma auch leid. Sie ist eine wundervolle Lady und verdient Zuneigung. Außerdem haben Sie mir gerade einen Hinweis auf etwas gegeben, wonach ich suche.“
Er nahm ihre Hand. Seine Augen leuchteten vor Aufregung. „Sie haben von einer Art Sammelalbum gesprochen – eine Zusammenstellung von Bildern und Gedanken, Erinnerungen und Schnappschüssen aus der Vergangenheit, die sich zu einer kompletten Story zusammenfügen … Sehen Sie das auch so?“
Lili nickte stumm. Die Veränderung, die in ihm vorgegangen war, verblüffte sie. Er wirkte wie ausgewechselt. „Ja, das stimmt.“
„Genau so arbeitet mein Medizinergehirn! Ich sehe die einzelnen Teile vor mir, aber ich habe ein Problem damit, alles am Stück zusammenzusetzen. Was ist, wenn ich mein Buch so aufziehe wie eine Gedächtnisdokumentation? Unzusammenhängende Erinnerungen, Landkarten, Fotos … lauter aneinandergereihte Einzelteile. Das schaffe ich. Es würde mir sogar Spaß machen! Ob es wohl funktioniert? Was meinen Sie?“
Sie blickte ihn an und fühlte sich sofort von seinem neu gefundenen Enthusiasmus angesteckt. Ein Bild stieg vor ihrem geistigen Auge auf. „Eine bunte afrikanische Collage. Oh ja, ich glaube, es würde klappen. Sogar sehr gut.“
„Das ist brillant! Sie sind brillant.“ Kyle drückte ihre Hand fester, beugte sich zu ihr und küsste sie herzhaft auf die Wange.
Sie entzog ihm die Finger in dem Versuch, die knisternde Spannung zu durchbrechen. Dabei strich sie ihm mit dem Daumen über den Handrücken und stellte erschrocken fest: „Ihre Haut ist ja eiskalt! Wie dumm von mir, Sie mit meinem Geschwätz aufzuhalten. Sie brauchen dringend eine heiße Dusche. Ich würde mir nie verzeihen, wenn Sie sich erkälten. Kommen Sie, raus aus den nassen Sachen!“
„Das ist das beste Angebot des Tages“, murmelte er und belohnte sie mit einem verführerischen Lächeln, das so manches Frauenherz hätte schmelzen lassen.
Es funktionierte auch bei Lili. Doch sie entgegnete in schroffem Ton: „Das ist das einzige Angebot, das Sie am heutigen Tag kriegen werden. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“
Selbst mit vereinten Kräften war es mühsam, das Jackett und den Pullover über den Verband am linken Handgelenk zu ziehen. Kyle war bis auf die Haut durchnässt und zitterte trotz eingeschalteter Zentralheizung.
Lili holte ein dickes flauschiges Handtuch aus dem Bad und kehrte in die Küche zurück, gerade als er sein Hemd zu Boden fallen ließ. Begierig musterte sie seinen kräftigen Körper, der kein Gramm Fett zu viel aufwies, und spürte prompt Verlangen aufsteigen.
Sie genoss seinen Anblick, während er sich Stiefel und Socken auszog. Dabei spannte sich seine glatte straffe Haut über den eindrucksvollen Muskeln seiner Schultern und Oberarme auf höchst reizvolle Weise.
„Oh, da hat aber jemand kräftig trainiert!“, bemerkte sie.
Kyle hob einen Stiefel und tat so, als würde er den Bizeps wie ein angeberischer Gewichtheber spannen. „Man braucht einen starken Oberkörper zum Eisklettern. Nicht, dass ich in letzter Zeit viel dazu gekommen bin. Ich war in der Klinik zu sehr eingespannt.“
Sanft berührte sie eine gezackte Narbe, die von einer Schulter über seinen Rücken verlief. Beide Arme wiesen kleinere weiße Linien auf – Vernarbungen. „Kommt das alles vom Bergsteigen?“
Er hielt sich ganz still, um den Kontakt ihrer Fingerspitzen mit seiner Haut nicht zu unterbrechen. Die Berührung ließ sein Herz wild klopfen und seinen Körper pulsieren. „Von einem Leben voller Unfälle. Meistens irgendwo am Ende der Welt. Wenn man sich selbst zusammenflicken muss, kann man darauf wetten, dass sich die Wunde an einer schwer erreichbaren Stelle befindet.“
„Erwarten Sie wirklich, dass ich Ihnen das glaube?“ Lili sah ihn prüfend an und rang nach Atem. „Das ist tatsächlich kein Scherz. Wahnsinn!“
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