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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Seekrankheit …«
    »Die Tabletten haben wirklich gut geholfen. Ich merke fast nichts mehr von der Übelkeit.«
    »Trotzdem, Sie sind immer noch angeschlagen. Sind Sie sicher, dass Sie mit den Schuhen laufen können?«
    »Natürlich.« Selbstsicher steige ich die Treppe hinab, als wieder eine Ansage der Rezeption ertönt.
    » This is an announcement from reception. Bitte seien Sie vorsichtig, wenn Sie Türen öffnen und schließen. Sie könnten sich die Finger klemmen!«
    »Lustig«, entgegne ich, während wir, ohne von der Bewegung des Schiffs behindert zu werden, die Treppen hinuntersteigen.
    »Wieso?«
    »Na ja, in Deutschland würde niemand auf die Idee kommen, die Passagiere vor ihren Schuhen zu warnen. Oder vor zuschlagenden Türen.«
    »Aber wovor denn dann?«
    »Na ja, vor gefährlichen Dingen eben. Vor giftigen Stoffen, gefährlichen Menschen, keine Ahnung. Aber doch nicht vor Schuhen! Das ist wirklich typisch japanisch.« Kyoko ignoriert meinen Kommentar und betrachtet die anderen Passagiere, die uns auf den Gängen entgegenkommen. Viele von ihnen stecken in richtigen Abendroben und Cocktail-Kleidern, sie tragen viel Schmuck und haben sich sorgfältig geschminkt.
    »Wow!«, entfährt es mir. »Ich fühle mich underdressed.«
    »Sagen Sie jetzt nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!« Kyoko blickt an mir herunter. »Nun, als Ausländerin fallen Sie sowie auf, ganz egal, was Sie tragen.« Dann entdeckt sie am Ende des Ganges den Kapitän. »Da ist er ja! Hoffentlich kann ich ein Foto mit ihm machen.« Sie eilt auf ihn zu, Gaki folgt ihr quietschend. Kyoko bleibt vor dem Kapitän stehen und macht eine tiefe Verbeugung; Gaki strahlt ihn begeistert an.
    »Dana, das ist der Kapitän. Das ist Dana Phillips«, stellt sie uns vor. Er schüttelt mir die Hand und mustert mich kurz.
    »Sie sind keine Japanerin«, sagt er dann trocken.
    Ich lache. »Das stimmt. Sie aber auch nicht.«
    »Ein Glück«, antwortet er brummig, während er sich kopfschüttelnd umschaut. Dann weist er auf einen Platz an der gegenüberliegenden Wand, an dem ein bunter Vorhang angebracht ist, vor dem sich schon einige Leute wartend eingereiht haben. »Dort muss ich mich gleich eine Stunde lang mit den Gästen fotografieren lassen. Ich weiß auch nicht, weshalb ich so beliebt bin. Das Schiff schwimmt doch von ganz alleine«, flüstert er mir zu und seufzt. Kyoko und Gaki haben sich mittlerweile am Ende der Schlange positioniert.
    »Sie sind nicht gerade ein großer Fan der Japaner?«, frage ich vorsichtig.
    »Ach, das würde ich nun auch nicht sagen. Aber sie sind einfach so anders. Und das Essen ist auch gewöhnungsbedürftig. Ich vermisse ein gutes Filet mignon . Immer nur Reis, über Monate. Das ist nichts für mich. Ich bin jetzt seit ein paar Jahren auf diesem Schiff, und die Körner hängen mir zum Hals heraus.« Er lacht, dann zeigt er auf ein Grüppchen, das sich gegenseitig fotografiert, natürlich machen sie dabei immer das obligatorische Victoryzeichen. »Schauen Sie mal. Die Japaner fotografieren einfach alles und jeden. Sie müssen Tausende Fotos von ihren Reisen mit nach Hause bringen.«
    »Was sie wohl damit machen?«
    »Keine Ahnung. Ich habe gehört, dass sie die Fotos nie wieder anschauen. Es geht ihnen offenbar eher um den Moment – die Möglichkeit, sich daran zu erinnern, mit Hinz und Kunz ein Bild gemacht zu haben. Verrückt, oder?« Er schüttelt erneut den Kopf. Ich muss lachen, dann fällt mein Blick auf die Bilder, die hinter ihm an der Wand hängen. Dort sind die wichtigsten Crewmitglieder abgebildet, unter den Fotos stehen ihre Namen.
    »Das sind Sie, oder?«, frage ich und weise auf ein Bild, das ihm verdächtig ähnlich sieht.
    »In Person«, entgegnet er.
    »Sie sind aus Griechenland?«, frage ich, nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen für einen Kapitän ist.
    »Ja, wieso?«
    »Na ja, ich bin froh, dass Sie kein Italiener sind. Wegen der Costa Concordia«, verweise ich auf das Unglück des italienischen Kreuzfahrtschiffes, das vor Kurzem auf Grund gelaufen ist, weil der Kapitän die vorgegebene Route verlassen hatte, um Bekannte auf einer Insel zu grüßen. Das hat 32 Menschen das Leben gekostet.
    »Ich nicht«, lacht mir der Kapitän entgegen. »Aber unser Chefingenieur ist Italiener!« Er brummt, dann weist er auf die wartenden Leute. »Ich muss leider. Fotos machen.« Leicht irritiert blicke ich ihm nach, und bevor ich weiter darüber nachdenken kann, was es bedeutet, dass unser Schiff von einem italienischen

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