Aber bitte mit Sake
Leopardenoptik. Er sieht trotz seines fragwürdigen Outfits auf interessante Art und Weise gut aus, ein wenig, als hätte man einen Südländer mit einem Japaner gemischt.
»Bitte begrüßen Sie Yuuku von der Band Exit!« Kaum hat die Japan-Barbie den Satz ausgesprochen, ertönt großes Jubeln und Klatschen, einige der jungen Mädchen kreischen und pfeifen. Yuuku grinst, springt mit einem Satz auf die Tanzfläche und vollführt eine lässige Performance aus wilden Danceschritten und verrückten Moves. Die Masse tobt. Ich habe von Exit natürlich noch nie zuvor gehört. Schnell tippe ich den Namen der Band in mein Telefon ein, wohl wissend, wie sich teures Internetsurfen mitten im Ozean auf meine Rechnung auswirkt. Aber die Neugier siegt. Exit ist eine japanische Pop-Dance-Band, bestehend aus vierzehn Mitgliedern. Bis jetzt haben sie über 20 Millionen Platten in Japan verkauft , lese ich in der englischen Wikipedia-Version. Yuuku scheint einer der Tänzer der Gruppe zu sein.
»Cooler Typ, oder?« Riku hat sich wieder zu mir gesellt und lehnt sich lässig an die Reling.
»Ich kannte den gar nicht«, entgegne ich.
»Wirklich nicht? Die Band ist in Japan total in.«
Ich muss lachen. »Das heißt, deine flotte Tanzpartnerin und du, ihr werdet jetzt als Tänzer im Exit-Video richtig berühmt?«, necke ich ihn.
»Hör bloß auf.« Riku blickt unglücklich aus der Wäsche. »Sie weicht mir seit der ersten Tanzstunde nicht mehr von der Seite.« Er blickt sich suchend um. »Ich meine, sie ist ja nett, aber ich hätte schon gern eine Tanzpartnerin in meinem Alter. Was ist denn mit dir?«, fragt er mich auffordernd.
»Ich weiß nicht«, entgegne ich zögernd.
»Ach komm! Bitte!«
»Ich denke mal drüber nach«, weiche ich aus. Um uns herum löst sich die Versammlung langsam auf.
»Und? Wie gefällt dir die Reise bislang?«
»Es ist aufregend. Spannend. Ich fühle mich nur ein bisschen einsam.« Nachdenklich blicke ich übers Wasser. »Meine Mitbewohnerin ist im Moment nicht gut auf mich zu sprechen.«
»Warum denn nicht?«
»Wir hatten Streit auf Tahiti. Oder genauer gesagt, sie hatte Streit mit Henry. Und weil ich mich so gut mit ihm verstanden habe, ist sie jetzt auch sauer auf mich. Schade, dass er das Schiff auf Tahiti verlassen hat. Aber er kommt ja in Kuba noch mal zu uns.«
»Wirklich?«, fragt Riku erstaunt.
»Ja, Henry setzt sich doch gegen Atomkraft ein. Und auf Kuba gibt es eine Konferenz mit Fidel Castro zu dem Thema.«
»Mit Fidel? Ich dachte, der wäre längst tot.« Er schüttelt ungläubig den Kopf.
»Ich hoffe nicht. Ich setze jedenfalls darauf, dass ich spätestens in vier Wochen nicht mehr so allein bin.«
»Alleine? Auf dem Schiff sind tausend Menschen. Und ich bin ja auch noch da.« Ich lächle.
»Das ist lieb von dir, danke.« Riku ist wirklich süß, wie er da mit seinen höchstens zweiundzwanzig Jahren vor mir steht. Er ist mindestens einen Kopf kleiner als ich, trägt ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »War is over«, Jeans und Turnschuhe. Die etwa kinnlangen Haare stehen zottelig nach allen Seiten ab.
»Ich habe eine super Idee! Nur für den Fall, dass ich mal nicht da bin.« Er blickt auf seine Armbanduhr und grinst mich an. »Such dir doch eine Schiffsfamilie! Da wollte ich sowieso gleich hin. In fünf Minuten geht es los. Kommst du mit?«
»Schiffsfamilie? Wie, Schiffsfamilie?«
»Für die Zeit an Bord kannst du dir eine Familie zulegen.«
Ungläubig starre ich ihn an. »Wie soll das denn gehen?«
»Ich zeige es dir! Komm einfach mit!«
Kopfschüttelnd folge ich Riku über das Deck ins Innere des Schiffes. Auf dem Weg passieren wir mehrere Grüppchen von Japanern, die am Boden sitzen und Kostüme nähen und Schilder bekleben. Ich deute auf eine der Gruppen.
»Was machen die denn da?«
»Alles Vorbereitungen für das Sportfest übermorgen. Warst du noch bei keinem Treffen?«
»Nein«, antworte ich abgelenkt, während ich beobachte, wie zwei junge Mädchen aus gelbem Stoff große Schleifen basteln und sich diese umständlich um ihre Zöpfe schnüren. »Woher weiß ich denn, wann diese Treffen stattfinden?«
»Das steht doch in der Zeitung. Die Gruppen sind nach Geburtstagen geordnet und werden dann den verschiedenen Farben zugeordnet. Weiß, gelb, rot und blau. Du musst natürlich die Farbe deines Teams tragen.«
»Wie veranstaltet man denn auf einem Schiff ein Sportfest? Es gibt doch gar keine Sportplätze.«
»Du kennst die japanische Kultur nicht wirklich,
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