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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Großfamilie, des Dorfes, später der Firma oder eines anderen Kollektivs, die den Japaner zufrieden macht. Ziel ist es, auf keinen Fall aufzufallen. Schon im Kindergarten gehört die soziale Einordnung zu den wichtigsten Lektionen. Auch im Berufsleben werden Gruppen gebildet, denen man sich zugehörig fühlen muss, in der man im Kollektiv zum Einsatz motiviert wird, aber auch dem Druck unterworfen ist, sich anzupassen. Ob es um Geselligkeit im Kollegenkreis, Betriebsausflüge am Wochenende oder nicht genommenen Urlaub geht, der Japaner nimmt sich selbst stets hinter den Bedürfnissen der anderen zurück. Früher – und zum Teil auch heute noch, gingen die Japaner an sechs Tagen in der Woche aus dem Haus, um die Gruppenharmonie zu fördern, so dass sie ihre Familien nur am Wochenende zu Gesicht bekamen. Der hohe Druck und das geforderte soziale Engagement im Beruf hat sogar zum Tod durch Überarbeitung geführt.
    Gruppendynamik wird in Japan groß geschrieben. Da die Japaner sich nur gemeinsam sicher fühlen, unterwerfen sie sich oft auch dem Zwang des Kollektivs. Wer dem Gruppentrend nicht folgt, wird komisch angesehen. Auf der anderen Seite ergibt sich durch den Wunsch nach Gemeinschaft auch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, ohne das sich eine Katastrophe wie die von Fukushima sicher nicht so hätte bewältigen lassen, wie es den Japanern gelungen ist.
    Sayonara! Ihre Dana

12

    Gericht: Brötchen von der Wäscheleine
    Japaner des Tages: Herr Murakami
    Place to be: Unter der Strumpfhose
    Erkenntnis: Auch große Japaner sind oft klein
    N och vier Tage bis Peru. Die See ist ruhig und die Sonne brennt unbarmherzig von Himmel. Statt Pillen gegen Seekrankheit tauschen die Passagiere nun Sonnencreme aus. Mehrmals wird über die Lautsprecher des Schiffes darauf hingewiesen, dass wir nicht ohne UV -Schutz am Sportfest teilnehmen sollten. Da ich mich langsam an die Bevormundung von oben gewöhne, trotte ich brav in meine Kabine, um mich einzucremen. Dann mache ich mich auf den Weg. Als ich auf dem Pooldeck ankomme, herrscht dort schon reger Betrieb. Fast alle der tausend Passagiere bevölkern die Freifläche und haben sich bereits in ihren Gruppen eingefunden. Sie tragen blaue, rote, gelbe und weiße Outfits, niemand tanzt aus der Reihe. Die meisten Frauen und Mädchen des gelben Teams haben sich Zöpfe gemacht, um die sie gelbe Schleifen gebunden haben. Klassisches Kindchenschema. Die meisten Anwesenden tragen zusätzlich zu ihrem Teamoutfit noch einen Sonnenhut. Einige haben sich richtiggehend professionell verhüllt und machen damit Kyoko Konkurrenz, die wieder in ihrem Tahiti-Outfit erscheint. Mir kommt eine Person entgegen, bei der ich nicht ausmachen kann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Der Mensch ist mit einer Art Skianzug bekleidet, und das bei 27 Grad. Seine Hände stecken in schwarzen Radler-Handschuhen, der Kopf und das Gesicht sind komplett verhüllt. Eine Burka ist freizügig dagegen! Kopfschüttelnd laufe ich an dem Sonnenphobiker vorbei in Richtung meines Teams. Unschlüssig, was nun zu tun ist, bleibe ich stehen, als hinter mir eine Stimme ertönt.
    »Hier bist du. Als meine Ehefrau könntest du dich wirklich besser um mich kümmern.«
    Lachend drehe ich mich um und sehe Yuuku, den japanischen Popstar, auf mich zukommen. »Dasselbe könnte ich von dir behaupten!«, kontere ich. »Ich bin übrigens Dana. Ich glaube, wir wurden uns noch gar nicht richtig vorgestellt.«
    »Ich bin Yuuku. Schön, dass wir in einem Team sind.« Gerade als wir anfangen wollen, uns zu unterhalten, ertönt feierliche Musik. Offenbar geht es jetzt los. Entschuldigend zeige ich nach vorne, wo sich ein paar Japaner am Rande der Bühne versammelt haben. Unter ihnen ist auch Riku, der die Aufgabe hat, alles was gesagt wird, ins Englische zu übersetzen.
    »Ich möchte ein paar Regeln und Empfehlungen für den heutigen Tag aussprechen«, übersetzt er die Begrüßungsrede der Schiffsbarbie und macht eine bedeutungsvolle Pause. Ich muss schmunzeln.
    »Ein Tag ohne Regeln, das will man ja auch wirklich niemandem zumuten«, sage ich lachend zu Yuuku.
    »Mach dich nur über uns lustig! Sind wir denn so schlimm?«
    »Nein, überhaupt nicht. Aber irgendwie seid ihr eigen.« Ich lächle ihn an. Er hat ein schönes Lachen, bei dem mir seine großen, weißen Zähne auffallen. Unter seinem T-Shirt zeichnen sich die Brustmuskeln ab, seine Hände sind gepflegt. Einmal mehr fällt mir auf, wie stark die Japaner auf ihre

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