Aber bitte mit Sake
gefährlich hier.«
»Wir passen schon auf«, entgegnet Yuuku locker.
»Aufpassen hilft da manchmal nicht. Ich meine es ernst. Wenn Sie das Hafentor zu Fuß verlassen, werden Sie schneller überfallen, als Sie gucken können.«
»Ich beschütze sie schon.« Yuuku legt den Arm um mich.
»Sie sollten lieber auf sich selbst aufpassen.« Die Polizistin lacht.
»Nun spiel nicht den Helden«, mische ich mich ein. »Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, dass sich im Ernstfall ein paar harte Jungs um mich prügeln, aber ich schätze, auf mich hat es eh niemand abgesehen, sondern nur auf meine Wertsachen.«
»Allerdings.« Die Polizistin nickt, dann beschließt sie, uns gemeinsam mit ihren beiden Kollegen zum Taxi zu eskortieren. »Also seien Sie vorsichtig und halten Sie Ihre Taschen immer eng am Körper. Für zwanzig Dollar bringt das Taxi Sie in die Stadt. Und wenn Sie wollen, auch wieder zurück. Lassen Sie sich also nicht mehr abknöpfen.« Lima besitzt einen ganz eigenen Charme. Das Stadtbild ist heruntergekommen, aber farbenfroh. Auf der Placa de Armas findet gerade eine Pferdeparade statt. Stolz schreiten die Reiter in ihren tarnfarbenen Uniformen an uns vorbei. Einige von ihnen halten die peruanische Flagge in der Hand. Eine Weile betrachten wir das Spektakel, dann flanieren wir weiter durch die Stadt, vorbei an typischen Schuhgeschäften, in denen es Cowboystiefel in allen Varianten zu kaufen gibt, kleinen Cafés und pompösen Kirchen. Mir gefällt Lima; es herrscht geschäftiges Treiben auf den Straßen, Neuwagen mischen sich mit alten Rostlauben, moderne Geschäfte mit alten Lädchen, Straßenschuhputzer sitzen neben Frauen, die in großen Körben fremdartige Gemüsesorten verkaufen. Die Menschen sind freundlich, aber nicht aufdringlich. Nachdem wir uns ein bisschen haben treiben lassen, nehmen wir ein Taxi, das uns zu einem Inka-Markt bringt, auf dem handgefertigte landestypische Artikel feilgeboten werden.
»Schau mal!« Yuuku zieht eine peruanische Mütze aus einem der Regale und setzt sie sich auf den Kopf. Sie ist orange und verziert mit einer Reihe Lamas.
»Ich wette, heute Abend läuft die halbe Besatzung des Schiffes mit peruanischen Mützen herum!«
»Na klar, wir Japaner lieben Andenken«, antwortet Yuuku und stöbert in den Regalen. Neben der obligatorischen Kopfbedeckung gibt es Decken, Handschuhe und Schals aus Alpaka-Wolle, Lederschühchen, die mit Fell gefüttert sind, Tonvasen, Schmuck und allerlei Krimskrams. Wir probieren hier und da etwas an und amüsieren uns darüber, wie albern wir aussehen. Die Chemie zwischen uns stimmt definitiv. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Yuuku behandelt mich mit einer Leichtigkeit, die mir immer besser gefällt. Ein wenig rührt sich mein schlechtes Gewissen, weil ich mich mit einem fremden Mann so gut verstehe. Dann rufe ich mir Henrys Plädoyer ins Gedächtnis, sich mit Haut und Haaren auf das Abenteuer Weltreise einzulassen.
»Die Verkäuferin hat gesagt, es gäbe hier ganz in der Nähe einen Inkatempel. Was hältst du davon?«, fragt mich Yuuku, während ich meine Einkäufe, eine getöpferte Vase und zwei Alpaka-Decken, in einer Tüte verstaue.
»Tempel? Warum nicht. Hier gibt es doch auch Katakomben mit den Leichnamen Peruanischer Priester. Die fände ich auch spannend.«
»Kann man die wirklich anschauen?«
»Ja. Tausende von Menschen liegen angeblich da unten.«
»Ich glaube, darauf kann ich verzichten. Der Friedhof in der Wüste hat mir gereicht.« Er zwickt mich in die Seite. »Ich stehe mehr auf lebendiges Fleisch und Blut.« Kichernd entziehe ich mich ihm und laufe ein paar Meter vor. Yuuku trabt hinter mir her.
»Kennst du denn überhaupt den Weg?«, fragt er, nachdem er mich eingeholt hat.
»Da vorne ist ein Polizist«, entgegne ich und zeige auf die Kreuzung. »Den fragen wir. Die peruanische Polizei hat uns doch schon gute Dienste geleistet.« Zielstrebig laufe ich auf den Polizisten zu. »Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo der Inkatempel ist?«
»Meinen Sie die Ausgrabungsstätte Huaca Pucllana? Sie ist ganz in der Nähe. Ach, wissen Sie was? Ich bringe Sie hin. Sie haben ein so schönes Lächeln.«
»Vielen Dank.« Am Tempel angekommen, bedanke ich mich für die nette Begleitung und winke dem Polizisten zu, als er lachend wieder in Richtung Straße verschwindet. Yuuku nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her auf das Tempelgelände.
»Einige der Tempelteile sind alt, andere haben wir nachgebaut,
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