Aber bitte mit Sake
einer Weile schlägt er sie zufrieden wieder zu. Mit einem Satz springt er auf den Fahrersitz und gibt Vollgas.
»Licht kaputt!«, sagt er in gebrochenem Englisch und grinst zahnlos. Mit quietschenden Reifen fegt er quer über die Fahrbahn auf die linke Spur, um fünf Minuten später im Hafen von Callao vor unserem Schiff anzuhalten. Lautstark atme ich aus und drücke dem Fahrer das Geld für die Fahrt in die Hand. In diesem Moment ertönt von der Rückbank ein lautes Schnarchen. Fassungslos blicke ich mich um. Die beiden Mädchen haben die Köpfe aneinandergelehnt und haben die gesamte Aufregung verschlafen.
Als wir zurück an Bord kommen, ist das Schiff wie ausgestorben. Kein einziger Japaner scheint sich an Deck aufzuhalten. Schweigend laufen wir durch die Actorsbar und den Freespace – doch auch hier ist niemand zu sehen.
»Wo sind die nur alle?«, frage ich Yuuku, der ein kurzes Schlagzeug-Solo auf der Bühne neben der Tanzfläche hinlegt.
»Wahrscheinlich alle auf Landgang.« Wir verabschieden uns von den Mädchen und spazieren durch die einsamen Gänge. Die Stille und Leere hat fast etwas Unheimliches.
»Das ist irgendwie gruselig«, murmele ich.
»Ja, es scheint so, als wären wir allein auf dem Schiff. Nur wir zwei, und vielleicht noch der Schiffsgeist.«
»Wer?«
»Hast du denn von dem noch nichts gehört?«
»Von einem Geist? Nein, bei mir hat sich noch keiner blicken lassen.«
»Kimiko hat mir davon erzählt. Angeblich wurde auf der letzten Peaceboat -Tour ein kleines Mädchen an Bord gesichtet. Mehrere Gäste haben von einer Begegnung mit ihr berichtet. Aber auf der Passagierliste war kein Mädchen verzeichnet. Kinder sind an Bord gar nicht erlaubt. Aber die Japaner glauben ja an Übersinnliches. Deshalb wird gemunkelt, dass es sich um einen Geist handelt, der auf dem Schiff herumspukt.«
»Na dann hoffe ich mal, dass das Mädchen heute Nacht nicht bei mir auftaucht. Für meinen Geschmack war der Tag aufregend genug. Aber wenn doch, kann ich ja eine Runde Origami mit ihm falten.«
Lost in Translation, oder: Warum die Japaner so gerne Origami falten
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! Die Kunst des Origami ist wirklich beeindruckend. Aus einem einfachen, meist quadratischen Blatt entstehen allein durch das geschickte Falten zwei oder sogar dreidimensionale Objekte. Manche von ihnen sind hochkompliziert, sodass man mehrere Stunden braucht, um sie zusammenzufalten. In den Sechzigerjahren gab es sogar sogenannte Bug-Wars: Wettbewerbe, bei denen es darum ging, möglichst lebensechte Tiere zu falten. Das Ganze ging so weit, dass an einem technischen Institut in den USA sogar mathematische Forschungen zum Origami-Falten betrieben wurden. Ganz schön verrückt, handelt es sich doch eigentlich um eine Freizeitbeschäftigung. Oder doch nicht? Laut einer japanischen Legende bekommt jedenfalls jeder, der tausend Origami-Kraniche faltet, von den Göttern einen Wunsch erfüllt.
Entstanden ist diese Kunst schon vor der Erfindung des Papiers – damals wurden einfach andere Materialien verwendet. Aber schon im Jahr 610 wurde das Papier – das übrigens aus China stammt – auch in Japan verbreitet und machte Origami immer populärer. Über Jahrhunderte wurde nur eine kleine Anzahl traditioneller Modelle gefaltet, erst 1911 traute sich ein Japaner, neue Ideen auszuprobieren. Er erfand auch diverse Faltanleitungen, sodass von nun an jeder selbständig Schwäne, Kraniche und Papierflieger basteln konnte. Origami ist im Trend – die Schauspielerin Eva Longoria trug kürzlich ein Kleid im Origami-Stil, und auch Firmen lassen sich für ihre Marketingkampagnen von der japanischen Kunst inspirieren. Veuve Clicquot hat jetzt sogar Champagnerkühler im Origami-Design auf den Markt gebracht. Kein Wunder, so kann der Champagner seine Wirkung noch einmal ganz besonders entfalten.
Sayonara! Ihre Dana
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Gericht: Ceviche und Tunasaft
Peruaner des Tages: Der Polizist deines Vertrauens
Place to be: Der Inkatempel
Erkenntnis: Ich gehe auf keine Demonstration, ich bin selbst eine!
Ü ber dem Hafen von Callao bricht der Tag an. Mit lautem Sirenenklang sticht ein Schiff in See, die Rufe der Hafenarbeiter dringen bis zu Yuuku und mir hinauf auf das Pooldeck. Vor uns liegt ein Tag in Lima, der Hauptstadt von Peru. Als Yuuku und ich das Schiff verlassen, spricht uns eine der Polizistinnen, die das Gelände überwachen, an.
»Sie sollten den Hafen auf keinen Fall zu Fuß verlassen. Es ist
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