Aber bitte mit Sake
wenn sich Piraten nähern? Zum Beispiel vor Somalia? Dorthin fahren Sie doch auch, oder?« Aufmerksam beobachtet er die Bewegungen auf dem Radar.
»Ja natürlich, generell schon. Dennoch kann es manchmal zu spät sein.« Der Kapitän nimmt mir die Mütze vom Kopf, um sie sich wieder aufzusetzen. »Mit diesem Schiff hier sind wir tatsächlich schon Opfer von Piraten geworden. Die waren verdammt schnell, kamen mit kleinen Booten, spannten Seile um den Bug des Schiffes und hakten sich auf diese Art und Weise so fest, dass es kaum möglich war, sie wieder abzuschütteln.«
»Und was ist dann passiert?« Neugierig beuge ich mich vor.
»Wir haben sie mit Wasser bombardiert, so lange bis sie vom Peaceboat abgelassen haben. Das war nicht ungefährlich, immerhin waren die Piraten bewaffnet.«
»Und was wäre passiert, wenn es ihnen gelungen wäre, das Schiff zu entern?«
»Dann hätten wir via Lautsprecher alle Passagiere dazu aufgerufen in ihren Kabinen zu bleiben, die Vorhänge und Türen zu schließen und von innen zu verriegeln. Die Gefahr, dass jemandem etwas geschieht, wird dadurch verringert, denn eigentlich haben die Piraten es nur auf das Geld abgesehen. Und das habe ich. Manchmal kapern sie das Schiff zwar auch über einen längeren Zeitraum und versuchen, noch mehr von der Reederei zu erpressen, wenn man Glück hat, geben sie sich aber mit dem zufrieden, was an Bord ist, und verschwinden dann wieder.«
»Und wie kann man sich gegen ihren Angriff schützen?«
»Wirklich schützen kann man sich nicht. Aber während wir in den Piratengewässern sind, dunkeln wir alle Fenster ab. Damit sie uns während der Nacht nicht bereits durch die Lichter von Weitem entdecken können.« Yuuku schaut interessiert.
»Und da denken die Leute immer, Kreuzfahrten sind langweilig. Für das Peaceboat gilt das jedenfalls nicht!« Der Kapitän lacht.
»Sind Sie schon einmal in einen richtigen Sturm gekommen?«
»Mit dem Peaceboat nicht, auch wenn der Wellengang schon manchmal ziemlich hoch war. Kreuzfahrtschiffe umfahren die schlimmsten Unwetter, man will kein Risiko eingehen. Aber früher bin ich auf Containerschiffen gefahren. Und da habe ich ein paar ganz schöne Stürme erlebt. Einmal, in der Nähe von Hawaii, sind wir in einen Hurrikan geraten, der eine ganze Woche angehalten hat. Die Wellen waren so hoch, dass sie über uns zusammengeschlagen sind. Wir haben Nächte lang keinen Schlaf bekommen und im Akkord das Wasser aus dem Schiff geschöpft, um nicht unterzugehen. Seitdem habe ich mir geschworen, nur noch auf Passagierdampfern anzuheuern.«
Am frühen Abend laufen wir in den Hafen von Cristobal ein. Yuuku tigert unruhig auf dem Tikki-Deck auf und ab, während ich versuche, mit ihm Schritt zu halten. Von hier oben sieht der Port eher harmlos aus, eine Ansammlung bunt gestrichener Gebäude. Dennoch zählt Cristobal zu den gefährlichsten Häfen der Welt. Nicht ohne Grund haben die meisten Passagiere an dem obligatorischen Sicherheitskurs für Panama teilgenommen, wo die Anordnung erteilt wurde, an diesem Abend auf dem Hafengelände zu bleiben. Im Duty-Free-Shop bleibt Yuuku vor einer Champagnerflasche stehen.
»Wollen wir die nicht kaufen und mit auf das Schiff nehmen? Wir können sie übermorgen an Deck trinken, ist ja dann meine letzte Nacht an Bord. Wir müssen doch Abschied feiern.« Mir wird ganz flau im Magen.
»Und die Sicherheitskontrolle? Du weißt doch, wir dürfen keinen Alkohol mit in die Kabinen nehmen.«
»Na und? Seit wann hältst du dich denn an die Regeln?«
»Ihr Japaner habt einfach einen guten Einfluss auf mich!« Ich lache, während Yuuku einen Arm um mich legt und mit der anderen Hand nach der Flasche greift. »Auf jeden Fall. Aber genaugenommen fällt Champagner doch gar nicht unter die Kategorie Alkohol, sondern gehört zu den Grundnahrungsmitteln.«
Dagegen kann auch ich keinen Einwand mehr vorbringen. »Na gut«, seufze ich. Yuukus Arm liegt warm und schwer auf meiner Schulter, bevor er ihn wegnimmt, um Geld aus seiner Hosentasche zu kramen. Ich verspüre leises Bedauern.
»Komm, lass uns einen Supermarkt suchen, ich brauche dringend ein paar Kohlehydrate!« Ich ziehe Yuuku aus dem Duty-Free-Shop Richtung Einkaufspassage, aber noch bevor wir die Straße überqueren können, verstellt uns ein Polizist den Weg. Er trägt eine kugelsichere Weste, ist bewaffnet und fragt uns, wohin wir gehen wollen. Dann bietet er uns an, uns zum Supermarkt zu begleiten.
»Ist es denn hier so unsicher?«,
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