Aber bitte mit Sake
der harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern mit großem Herzen.
Ob an dieser Typologie wirklich etwas dran ist? Das muss, genau wie bei den Horoskopen, jeder für sich selbst entscheiden. Und letzten Endes doch lieber auf das Herz hören. Denn in Japan geht der Blutgruppenkult mittlerweile schon so weit, dass Experten vor Diskriminierung warnen.
Sayonara! Ihre Dana
16
Gericht: Sushi und Champagner
Japaner des Tages: Der Orientierungslose
Place to be: Auf der Rettungsinsel
Erkenntis: Oh, wie schön ist Panama!
D ie Durchfahrt durch den Panamakanal erfolgt früh am Morgen. Um nicht zu verpassen, wie wir den Pazifik verlassen und die Karibik ansteuern, habe ich mir extra den Wecker gestellt. Müde laufe ich ins Bad. Den Versuch, leise zu sein, habe ich inzwischen aufgegeben. Gaki würde nicht mal ein mittelschweres Seebeben aus dem Schlaf reißen, und Kyoko ist schon längst wach, um auf dem Sonnendeck ihre Morgengymnastik zu machen. Ich putze mir gerade die Zähne, als ich höre, wie sich leise die Tür öffnet. Ist Kyoko schon zurück? Kann nicht sein. Ein Blick auf die Uhr bestätigt mir, dass der Kurs noch läuft, und Kyoko würde ihre Übungen selbst dann noch ordnungsgemäß bis zur letzten Kniebeuge durchführen, wenn das Schiff unterginge. In diesem Moment höre ich die Tür wieder ins Schloss fallen.
»Kyoko?«, rufe ich leise, bekomme aber keine Antwort. Vielleicht ist Yuuku schon wieder an Bord? Bei dem Gedanken klopft mein Herz schneller. Ein weiteres Klicken und Klacken auf dem Gang bedeutet mir, dass jemand sich an der Tür zu schaffen macht. Vorsichtig strecke ich meinen Kopf aus der Nasszelle. Im Flur steht ein dicker bärtiger Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er ist gerade dabei, von innen unsere Kabine zu verschließen, in der er nun wirklich überhaupt nichts zu suchen hat. Mir entfährt ein ängstliches Ohhh , das fast schon japanisch klingt. Wie gut, dass ich nicht allein bin, sondern meine Kabine mit Gaki teile. In diesem Moment ist es tatsächlich beruhigend, sie schlafend im Stockbett zu wissen. Der Fremde fährt herum und starrt mich mit großen, weit aufgerissenen Augen an. Sein Blick ist glasig, und ich kann eine Fahne riechen. Ob er die Nacht zum Tage gemacht hat, in der Actors Bar , zwischen den Schwarz-Weiß-Fotografien alter Hollywoodstars? So wie er schwankt – und er schwankt, nicht das Schiff, ist er mit Sicherheit ein Vermögen losgeworden. Eins jedenfalls steht fest: Absichtlich hat der sich nicht hierher verirrt. Voll wie eine Strandhaubitze ist er und einfach nicht mehr in der Lage, die eigene Kabine zu finden. Kaum hat er mich entdeckt, stolpert er peinlich berührt hinaus auf den Flur des Bahama-Decks.
Da ich nun endgültig wach bin, laufe auch ich hinauf ins Freie. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen. Wir ankern in der Bucht vor Panama City, über deren Skyline der Himmel rot gefärbt ist, zwischen unzähligen Booten, die so wie wir auf die Erlaubnis warten, in den Panamakanal einzufahren. Die Luft ist leicht diesig, ein paar Vögel kreisen über der Bucht. Außer mir sind – natürlich – schon jede Menge Passagiere auf den Beinen. Aufgeregt und mit Kameras bewaffnet bevölkern sie die Aussichtsplattform des oberen Decks, die normalerweise nicht zugänglich ist und vom Kapitän des Schiffes nur zu besonderen Anlässen freigegeben wird. Als eine von vielen drängle ich mich die schmale Treppe hinauf und klettere auf eine der roten Rettungsinseln, die hier aufbewahrt werden. Dort sitzend beobachte ich die Szenerie. Ich bin aufgeregt, die Durchfahrt durch den Kanal ist für mich der Inbegriff des Abenteuers. Gespannt starre ich einen Moment auf eine heruntergekommene Eisenbrücke, die sich vor uns über das Wasser spannt. In der Ferne entdecke ich ein Boot, das aus Richtung Festland auf uns zukommt und langsam immer größer wird. Es scheint direkt das Peaceboat anzusteuern. An Bord stehen ein paar Gestalten, vielleicht ist Yuuku darunter, aber noch sind sie zu weit weg, als dass ich etwas erkennen könnte. Das Boot kommt näher und zieht eine Kurve, bis es aus meinem Blickfeld verschwindet. Einige Meter von mir entfernt entdecke ich Gaki, die inzwischen aufgestanden ist, und Kyoko, wieder im Ganzkörperschutzanzug. Sie winken mir zu. Trotz der frühen Uhrzeit ist es bereits warm, besonders jetzt, wo das Schiff sich nicht bewegt und der Fahrtwind nicht zu spüren ist, der uns sonst ein wenig Kühlung verschafft. Durch die Sonneneinstrahlung haben
Weitere Kostenlose Bücher