Aber bitte mit Sake
frage ich ihn.
Er mustert uns schweigend. Dann zeigt er mit dem Kopf Richtung Ausgang. »Seht ihr das Tor da vorne? Weiter solltet ihr nicht gehen.«
Da wir nichts riskieren wollen, folgen wir dem Rat unseres Beschützers und beschließen, in einem der Restaurants der Einkaufspassage zu essen, was die Auswahl allerdings sehr begrenzt: Wir können zwischen fettigem Fast Food und japanischem Sushi wählen. Gute lokale Küche ist in diesem Durchlauferhitzergebiet nicht zu haben. Nachdem wir unschlüssig zweimal zwischen den Restaurants auf und ab gelaufen sind, bleibt Yuuku stehen.
»Also, wir müssen uns langsam mal entscheiden. Du hast die Wahl!« Er sieht mich auffordernd an.
»Du wirst mich wahrscheinlich für verrückt erklären, aber obwohl oder vielleicht gerade weil ich die ganze Zeit japanische Küche gehabt habe, würde ich lieber Sushi essen, als mir da drüben an dem frittierten Zeug den Magen zu verderben.«
Yuuku lacht. »Du bist ja wirklich schon eine echte Japanerin! Wir essen auch am liebsten japanisch, da weiß man wenigstens was man hat. Ich versuche allerdings, mir das abzugewöhnen, dazu bin ich mit der Band zu viel im Ausland. Aber Sushi geht immer. Außerdem gibt es das auf dem Schiff ja auch nicht.« Er macht ein paar Schritte auf einen freien Tisch zu, der vor dem japanischen Restaurant steht, und zieht ihn zu mir heran.
»Darf ich bitten?«
»Aber sicher!« Ich reiche ihm die Hand und lasse mich, ganz Dame, an meinen Platz führen und mir den Stuhl heranrücken. Yuuku imitiert einen Kellner, der meine Bestellung aufnimmt und verschwindet im Inneren des Ladens, um den Vorgang zu beschleunigen, während ich mich auf ein ungestörtes Abendessen freue. Und auf ein romantisches. Zumindest so romantisch, wie es im Hafen von Cristobal möglich ist. Aber das würde ich natürlich nie zugeben, nicht einmal vor mir selbst. Alles ganz platonisch. Man hängt halt so viel aufeinander auf so einem Schiff. Da entwickelt man automatisch ein gutes Verhältnis … Gott sei Dank wird, bevor ich mich noch weiter in Gedanken verstricke, die California Roll gebracht, die ich mittlerweile gekonnt mit den Stäbchen greife, Stück für Stück, um sie Richtung Mund zu balancieren. Von Weitem nähert sich ein Grüppchen Japanerinnen. Vor unserem Tisch bleiben sie, in einem Sicherheitsabstand von einem Meter, stehen. War ja klar. Der Hafen ist einfach zu klein, um nicht ständig Mitreisenden zu begegnen. Kichernd halten sich die Mädchen die Hand vor den Mund und zeigen auf meinen Teller.
»Ahhhh!«, quieken sie. »Sushi! Sushi!« Ihre Stimmen klingen hell.
»Was ist denn?«, frage ich Yuuku irritiert. »Mache ich etwas falsch?«
»Nein, nein. Keine Sorge.« Er tätschelt mir den Arm. Die Japaner beginnen, uns zu fotografieren.
»Sie finden es einfach außergewöhnlich, einen Europäer beim Sushi-Essen zu sehen. Sie sind es halt nicht so gewöhnt wie du und ich, Menschen aus anderen Kulturen zu sehen.« Er lacht. »Gönn ihnen die Freude!« Aber im Gegensatz zu Yuuku, der als Popstar so viel Aufmerksamkeit natürlich gewohnt ist, fühle ich mich auf dem Präsentierteller doch eher unwohl. Als die Gruppe weiterzieht, atme ich auf, doch nur wenige Minuten später bleibt der nächste Trupp vor uns stehen, und das Spiel wiederholt sich. Etwas erschöpft vom Blitzlichtgewitter und den ständigen »Ahahh, Sushi Sushi!«-Rufen kehren wir schon bald zum Schiff zurück.
»Halt!« Yuuku packt mich, als ich die Gangway betreten will, fest am Arm. »Der Champagner, den musst du in deine Handtasche stecken, das hätten wir fast vergessen. Mit einer Hand hält er die Flasche hinter seinen Rücken, damit wir nicht schon im Vorfeld entdeckt werden. Für ein paar Minuten kehren wir ins Hafengebäude zurück, wo wir im Schutz eines Betonpfeilers die Flasche so geschickt wie möglich verstauen, dann betreten wir mit unschuldigen Gesichtern den Kai. Der Flughafen-Scanner, das sehen wir beim Betreten des Peaceboats erleichtert, ist immer noch nicht in Gang gesetzt. Gerade will ich aufatmen, als mir einer der Stewards den Weg verstellt.
»Darf ich Sie fragen, ob Sie Alkohol dabei haben?« Verdammt. Ich laufe rot an. Ich kann doch nicht lügen!
»I-i-ich weiß nicht«, stottere ich autoritätshörig, dabei kann man mir genau genommen überhaupt nichts tun. Und Yuuku erst recht nicht, der ist schließlich nicht nur prominent, sondern auch noch auf Einladung der NGO hier. Was mich betrifft, liegt ihnen wiederum bestimmt etwas an
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