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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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sich die Rettungsinseln trotz der frühen Uhrzeit bereits erhitzt. Ich spüre das warme, orangefarbene Plastik an der nackten Haut. Es klebt, wo meine dunkelblauen Shorts enden.
    Eine gefühlte Ewigkeit später bewegen wir uns endlich. In angemessenem Sicherheitsabstand zu dem rostroten Containerschiff vor uns fahren wir auf den Panamakanal zu und gleiten unter der Puente de las Américas hindurch, die nicht so aussieht, als könnte man sie noch gefahrlos überqueren. Mit Feldstechern in der Hand und ein bis zwei Kameras um den Hals laufen die Passagiere aufgeregt hin und her und schießen Unmengen von Fotos, während wir uns der ersten der drei Schleusen des 1912 gebauten Kanals nähern. Langsam schiebt sich unser Schiff vorwärts. Der Spalt zwischen seinem schweren Bauch und der grauen Betonmauer ist nur wenige Zentimeter breit. Die Schleusendurchfahrt stellt eine Herausforderung für jeden Kapitän dar. Ich spähe über die Reling hinunter auf die Brücke, kann aber nichts Aufregendes entdecken. In diesem Moment fällt ein Schatten auf mich. Als ich mich umdrehe, steht Yuuku vor mir, der sich, zwei Kaffeebecher in der Hand, unbemerkt den Weg durch die Menge gebahnt hat. Er lacht mich an, seine Zähne blitzen weiß im Sonnenlicht, als er mir eine der beiden Tassen entgegenstreckt.
    »Bist du gerade an Bord gekommen?«, frage ich, weil mir nichts Besseres einfällt, und mein Herz beginnt zu klopfen. Schnell rutsche ich ein Stück nach rechts, etwas näher an Herrn Haruki, der wieder seine Safaritarnweste trägt, damit Yuuku sich neben mich auf die Ecke der Rettungsinsel setzten kann.
    »Ja, vor ein paar Minuten. Ich bin gestern Abend in Panama City gelandet, habe irgendwo in der Stadt in einer schäbigen Pension übernachtet und bin mit einer Reisegruppe, die gerade von einer Exkursion zurückkam, zum Schiff gebracht worden. Das ist schon cool, wenn man mit diesem kleinen Boot auf das Peaceboat zufährt und über die Notbrücke an Bord gebracht wird.«
    »Wieso wurde denn so ein Aufwand gemacht? Ihr hättet doch auch in Cristobal an Bord gehen können.« Cristobal. Bereits der Klang des gefährlichen südamerikanischen Hafens, den wir nach der Durchfahrt, auf der anderen Seite von Südamerika, ansteuern werden, weckt in mir ein Gefühl von Abenteuer.
    »Ich glaube, das haben sie gemacht, weil die Fahrt durch den Panamakanal ein wichtiger Programmpunkt ist. Das will sich natürlich niemand entgehen lassen.« Eine Weile mustert er mich mit seinem sanften Blick, dann wird er abgelenkt. Leider. Unter uns wird Wasser in die Schleuse gelassen, so dass sich der riesige Kreuzfahrtdampfer gemächlich in die Höhe hebt. Die Schleusentore öffnen sich, und wir schieben uns langsam auf die nächste Stufe des Kanals. Aufgeregt springt Yuuku von der Rettungsinsel, um den Vorgang ganz genau zu verfolgen, und kommt erst wieder, als wir die Miraflores-Schleusen hinter uns gelassen haben.
    »So!« Yuuku, der eine Runde über das Schiff gedreht hat, lässt sich wieder auf dem orangefarbenen Plastik nieder. »Jetzt ist es nicht mehr interessant, jetzt können wir weiterplaudern.« Das sehe ich anders. Um uns herum lockt exotische Flora und Fauna – wie spektakulär Natur doch sein kann! Zumal der Panamakanal just in diesem Moment in den Gatunsee mündet, eine glatte große Fläche, die vor uns liegt und erobert werden will. Die Farbe des Wassers changiert zwischen Grün und Schlammbraun. Schwimmen sollte man hier aber lieber nicht. Obwohl es einen verrückten Amerikaner gab, Richard Halliburton, der 1925 den Kanal durchschwommen hat. In der Mitte des Sees erhebt sich die Barro Colorado Island, auf der sich eine Station zur Erforschung des Regenwaldes befindet. Yuuku scheint das nicht zu interessieren. Solange keine Schleuse in der Nähe ist, widmet er mir seine volle Aufmerksamkeit. Kaum erreichen wir den zweiten Stopp, bin ich vergessen. Ich will dafür unbedingt Krokodile sehen! Die leben nämlich am Rande des Panamakanals und bei den vielen Reisegenossen mit Feldstechern um mich herum habe ich gute Chancen, eines der Tiere zu entdecken, die sich stumm und gut getarnt im Dickicht verbergen. Ein Wunder, dass sie Richard Halliburton damals nicht gefressen haben. Ich rutsche von der Rettungsinsel und laufe Richtung Reling, um nach den dunklen Augen Ausschau zu halten, die unter einem starren Panzer das Peaceboat beobachten. Yuuku folgt mir. Die Luft ist schwül.
    »Weißt du«, sage ich, »die ganze Reise über habe ich mich schon auf

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