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Aber dann kam der Sommer

Aber dann kam der Sommer

Titel: Aber dann kam der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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schnappte vor Freude nach Luft. Ich sollte ja reiten lernen! Gestern hatte Tante Agnete für Ditlef Lindeng einen Scheck ausgeschrieben und ihn mit einem scherzhaften Klaps auf die Wange des geliebten Neffen überreicht.
    Und nun – auf in den Kampf!
    Jetzt sollte alles anders werden!

Es wird anders
     
     
    Ich gebe es zu: Bevor ich bei der Tante anklopfte, schloß ich für eine Sekunde die Augen: Lieber Gott, nun hilf mir bitte! Dann klopfte ich an.
    Die Tante saß im Morgenrock vor dem Toilettentisch.
    „Guten Morgen, Tante Agnete!“ Ich küßte sie auf die Wange.
    „Ah, guten Morgen! Du bist es schon.“
    „Komme ich etwa zu zeitig?“
    „Nein, nein, aber ich habe schlecht geschlafen. Ich habe Kopfschmerzen. “
    „Oh, das tut mir aber leid, liebe Tante. Hast du es schon mit…“ – wie hieß es nun? – „… mit Pyramidon versucht? Es soll sehr gut sein.“
    „Das nehme ich seit zehn Jahren“, sagte die Tante. „Da liegt es. Hast du es wirklich noch nicht gesehen?“
    Wahrhaftig, da lag es! So ein Pech!
    „Aber Togal, Tante Agnete? Vielleicht hilft dir das.“
    „Nein, nein – ach, lassen wir das doch! Ich bin ja daran gewöhnt, Kopfschmerzen zu haben.“
    Dies war schwierig! Ob ich es jetzt mit dem Kleid versuchen sollte? Nein, zuerst Nipp. Er lag zusammengerollt auf dem Bett der Tante.
    „Komm, Nippemann, jetzt wollen wir dich feinmachen.“
    Ich trug ihn ins Badezimmer und holte mir seine persönlichen Toilettensachen: Bürste, Kamm, Wattepäckchen und Borwasserflasche.
    „So, Nippilein, nun sei mal ein ganz liebes Hundewauwauchen. – Ja, so! Ei, ei, wie fein wir aber jetzt werden, was? – So, nun kriegst du einen Scheitel auf dem Rücken. Na, so ein liebes Hündchen haben wir! – Und nun wollen wir die Äugelchen wischen – so ein feiner, kleiner Wauwau. Wir waschen ganz vorsichtig – so, jetzt bist du fein, und alle Leute können sehen, was für ein niedlicher Wauwau du bist – mit ganz blanken Äuglein…“
    Und wirklich reagierte die Tante darauf. Ja, sie lachte sogar ein wenig, als sie zu mir hinüberrief: „Das ist ja heute eine lebhafte Unterhaltung zwischen dir und Nipp!“
    „Ja, weißt du, er hat es gern, wenn ich so mit ihm rede. Ich muß ihm doch erklären, weshalb er das Bürsten und Augenwaschen über sich ergehen lassen soll. – So, Nipp, nun lauf zu deinem Frauchen und zeige ihr, wie fein du bist.“
    Ich notierte einen Erfolg.
    Dann wollten wir ausfahren. Die Tante hatte einige Besorgungen in der Stadt zu erledigen. Im Auto wagte ich mich an die nächste Nummer meines Programms: ob die Tante mir wohl einen Rat geben wolle beim Kauf eines Kleiderstoffes. Ich sei darin so dumm, und außerdem wisse ich nicht, in welches Geschäft man hier am besten ginge. Sie war sofort interessiert. Was ich denn haben wolle, fragte sie, ein Tageskleid, ein Partykleid oder was sonst?
    „Ein Donnerstagskleid!“ sagte ich und lachte.
    Die Tante lächelte mir zu. Kein Zweifel, das hatte gezündet!
    Wir sahen uns Stoffe an. Die Tante nahm sich unbegreiflich viel Zeit. Ein Ballen nach dem anderen wurde auf dem Tisch ausgebreitet, und die Farben wurden unter der Tageslichtlampe begutachtet. Die Verkäuferin mußte einige der schweren Ballen ans Fenster schleppen. Andere Kunden warteten, das störte die Tante nicht die Spur. Sie entschloß sich schließlich (offiziell: wir entschlossen uns) für einen eigentümlichen Stoff mit einem originellen eingewebten Muster. Niemals hätte ich selbst ihn gewählt, aber nun sagte ich ja und amen. Das hätte ich auch getan, wenn sie Sackleinen mit Brokatbesatz vorgeschlagen hätte.
    Während die Tante noch einige Seidenstoffe prüfte, bekam ich meinen Stoff eingepackt und bezahlte. Sie sollte auf keinen Fall denken, ich wollte mir bei ihr ein Geschenk erschleichen.
    Endlich erhob sie sich, um zu gehen – Tante Agnete gehört zu den Kundinnen, die sich im Sitzen bedienen lassen – , doch plötzlich blieb sie stehen und sagte mit einer Selbstverständlichkeit, als handele es sich darum, eine Rolle Nahtband zu kaufen:
    „Ach ja, wir könnten doch gleich auch noch nach Material für dein Reitkostüm sehen.“
    „Rei… Reitkostüm?“ stotterte ich.
    „Nun ja, Ditlef, der schreckliche Junge, hat mir doch eine ganze Stange Geld entlockt für sein Reitklub-Unternehmen. Und wenn du reiten sollst, mußt du auch ordentlich aussehen. – Fräulein, holen Sie mal den Schneider her!“
    „Ja, aber, liebe Tante – weißt du – es ist ja sehr lieb von dir,

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